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„Früher waren die Wälder noch aufgeräumt!“ – diese Worte hört man immer wieder mal von der älteren Generation. Grund dafür war die sogenannte Streunutzung, durch sie wurden die Wälder regelrecht ausgefegt.
Was das ist und welche vor allem negativen Auswirkungen sie für den Wald hatte, erklärt uns Walter Heim. Er hat lange ein Staatswaldrevier im Spessart geleitet und die Streunutzung noch selbst erlebt.
Streunutzung ist ein Begriff, den heute meist nur noch die ältere Generation oder Forstleute kennen. Bezeichnet wird damit das Einsammeln der heruntergefallenen Nadeln und Blätter – der Streu – vom Waldboden; eine früher sehr verbreitete Form der Nutzung. Während im Herbst nur die Wege und hangseitigen Böschungen freigerecht wurden, setzte im Frühjahr die flächige Nutzung in den Waldbeständen ein.
Die Streu diente seit dem 30-jährigen Krieg als Ersatz für Dünger und als Einstreu in Viehställen, und zwar bis in die 60er Jahre hinein. Gerade auf den nährstoffarmen Bundsandsteinböden des Spessarts waren die Bauern auf die Waldstreu angewiesen, denn Geld für Kunstdünger war in den meisten Familien keines vorhanden. Mit dem Übergang in der Viehwirtschaft zur Stallfütterung wuchs auch der Bedarf an Streumengen. Gleichzeitig stand durch den vermehrten Anbau von Kartoffeln, Tabak und Hopfen weniger Stroh zur Verfügung.
Streunutzung - Podcast zum Hören
Im Wald führte die Streunutzung zu einer Verarmung der Böden. Denn durch die Entnahme der Nadeln und Blätter wurden den Beständen wertvolle Nährstoffe entzogen und damit die Fruchtbarkeit des Bodens beeinträchtigt. Vor allem die Süd-, Südwest- und Westhänge waren stark betroffen. Humus war keiner mehr vorhanden, der Oberboden fehlte, und das über Jahrzehnte hinweg. Zusätzlich ließ die Kahlschlagnutzung die Böden weiter an Humus und Nährstoffen verarmen. In Verbindung mit Faktoren wie Waldweide und Wildverbiss führte das zu einem großflächigen Baumartenwechsel: weg vom Laubholz, hin zu Fichte und Kiefer. Bis die Natur diese Belastungen wieder ausgeglichen hat, können die negativen Nachwirkungen durchaus 300 bis 500 Jahre andauern. Zumal der Wald auch in Notsituationen, wie beispielsweise trockenen Sommern, in der Viehwirtschaft aushelfen musste: Die Bauern haben dann das Laub abgezupft, um Ihr Vieh zu ernähren.
Heute werden immer wieder stimmen laut, die in der derzeitigen Vollbaumnutzung zur Energieholzgewinnung ähnliche Risiken für Wald und Waldboden sehen wie bei der Streunutzung. Während die Blätter durch den Laubfall im Winter im Bestand bleiben, wird beim Nadelholz der Giebel samt Nadeln gehäckselt. Entscheidend bei der Vollbaumernte sind im Vergleich zur Streunutzung aber die Unterschiede in Durchführung, Entnahmemenge und Wiederkehrdauer. Bei der Vollbaumernte wird deutlich weniger Biomasse entnommen, als bei der früheren Streunutzung. Dennoch muss für jeden Standort einzeln geprüft werden, ob eine Vollbaumnutzung nachhaltig ist.