30.07.2024
Ausflug der 2. Buchdrucker-Generation steht kurz bevor - Blickpunkt Waldschutz Nr. 11/2024
von Cornelia Triebenbacher, Tobias Frühbrodt, Karin Bork

Aktuelles Brutgeschehen

Die 2. Buchdrucker-Generation befindet sich derzeit überwiegend im Puppen- bzw. bereits im Jungkäferstadium. Bei weiterhin warmen Temperaturen wird der Ausflug der ersten Jungkäfer in der laufenden Woche beginnen. Damit ist die Anlage einer 3. Generation sehr früh möglich. Selbst im Hitzejahr 2015 wurde die 3. Generation erst Mitte August angelegt. Bei anhaltendem Sommerwetter ist anzunehmen, dass dieses Jahr noch eine 3. Geschwisterbrut angelegt werden kann.

Aktuelles Befallsgeschehen

Fichten mit abgefallener Rinde und grüner KroneZoombild vorhanden

Abb. 1: Derzeit häufig zu beobachten: abfallende Rinde bei noch grüner Krone. Suchen Sie in der Umgebung nach Bohrmehl, Harztropfen und Einbohrlöchern als Hinweis auf frischen Befall. (© F. Maier, AELF Weilheim)

Die Befallsschwerpunkte liegen nach wie vor im Norden Bayerns und in Niederbayern. Besonders betroffen sind der Frankenwald, das Fichtelgebirge und Teile der Rhön. Im Süden ist die Lage auf Höhe der Schwäbisch-Bayerischen Schotterplattenlandschaft und südlicher bisher verhältnismäßig entspannt.

Die rasante Brutentwicklung spiegelt sich allerdings nicht im aktuellen, draußen vor Ort wahrgenommenen Befallsgeschehen wider. Aufgrund der hohen Niederschläge sind die Fichten gut mit Wasser versorgt, selbst bei Buchdruckerbefall wirken die Bäume dann noch lange gesund. Zwar können die Fichten die Buchdrucker durch die gute Wasserversorgung auch besser abwehren, doch nach dem Buchdruckerjahr 2023 muss davon ausgegangen werden, dass die Buchdruckerpopulationen auf einem sehr hohen Niveau sind. Die bayernweit sehr hohen Fangzahlen in den Monitoringfallen bestätigen das.

Zu befürchten ist also, dass derzeit viel frischer Stehendbefall nicht gut erkannt wird. Der Befall durch Buchdrucker beginnt v.a. am Kronenansatz und wandert erst dann in die tieferliegenden Stammbereiche. Ein möglicher Befall wird bei häufigen Niederschlägen und Wind daher erst später durch Bohrmehl auf „Augenhöhe“ sichtbar. Tatsächlich wird derzeit wenig erkennbarer Neubefall gemeldet, dafür aber zunehmend Fichten mit abfallender Rinde bei noch grüner Krone. Das bedeutet: der Befall ist da, die Fichten zeichnen jedoch kaum mit Rotfärbung! Eher wird ein Ausbleichen der Nadeln bzw. eine Nadelvergilbung sichtbar.

Kupferstecher

Grüner Nadelwald mit einzelnen braun verfärbten NadelbäumenZoombild vorhanden

Abb. 2: Hohes Brutraumangebot (Resthölzer, Kronen) fördert den Primärbefall durch Kupferstecher in schwachen bis mittleren Baumhölzern. (© M. Forster, LWF)

Die aktuellen Fallenfänge des Kupferstechers zeigen einen Anstieg im Vergleich zu den Vormonaten, mit Schwerpunkten in Franken, Niederbayern sowie Teilen Schwabens. Typische rote Kronenspitzen an Altfichten durch Kupferstecherbefall werden bisher kaum gemeldet. Dieser wird meist erst sehr spät im Jahresverlauf erkannt. Vielmehr wird derzeit der Befall in Jungbeständen sichtbar.

Handlungsempfehlungen

  • Genaue Befallskontrolle im Umkreis übersehener Fichten vom Frühjahr: Im Frühjahr übersehene, befallene Fichten sind Großteils von Jungkäfern verlassen, sie sind aber jetzt zunehmend gut erkennbar. Die in Trockenjahren häufig zu beobachtende Rotfärbung der Krone verzögert sich heuer (gute Wasserversorgung) – vielmehr findet man derzeit einen Rindenabfall bei grüner Krone oder Nadelvergilbung (siehe Abb. 1). Daher reicht ein Blick aus der Ferne nicht aus (z.B. Gegenhangkontrolle). Gehen Sie in den Bestand und schauen Sie in den Kronenbereich, ggf. mit Hilfe eines Fernglases. So lassen sich abfallende Rinde (bspw. Spechtabschläge) und Kronenfärbung leichter feststellen. Suchen Sie im Umkreis dieser Bäume nach neubefallenen Fichten vom Juni, in denen sich die Bruten derzeit entwickeln. Hinweise auf Befall sind Harztropfen (auch am Kronenansatz), Einbohrlöcher, verstecktes Bohrmehl hinter Rindenschuppen oder auf Spinnweben. Falls Sie unsicher sind, öffnen Sie die Rinde!
  • Aufarbeitung befallenes Holz: gefundene Bäume sollten umgehend eingeschlagen und aus dem Wald verbracht werden. Schauen Sie unter die Rinde, evtl. mit Schepseisen, wie weit die Brutentwicklung am Stamm vorangeschritten ist. Im Puppenstadium bleibt nur noch 1 Woche Zeit, bei Jungkäfern kann der Ausflug jederzeit starten.
  • Planen Sie den zeitlichen Ablauf des Einschlags: Aufgrund der vielen Niederschläge sind die Böden z.T. schwer befahrbar. Ein Harvestereinsatz oder die Rückung des Holzes könnte sich verzögern. Planen Sie daher einen zeitlichen Puffer mit ein.
  • Im Wald lagerndes Holz sollte zeitnah abgefahren werden bzw. als Ultima ratio kommt die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln in Betracht.
  • Behandlung des Gipfelmaterials: Bei der Aufarbeitung des Käferholzes und auch bei Frischholzeinschlag übrigbleibende Kronen und Äste sollten unbedingt im Hinblick auf den Kupferstecher gehackt bzw. auf der Rückegasse gemulcht werden. Ein bloßer Einbau in die Rückegassen birgt die Gefahr, dass sich viele Kupferstecher darin weiterentwickeln und so starken Folgebefall verursachen.
  • Jungbestände auf Kupferstecherbefall kontrollieren: Schauen Sie in bestehende Fichtenjungbestände ab Dickungsalter, ob Sie einen Befall durch Kupferstecher entdecken (siehe Abb. 2). Erweitern Sie den Suchbereich auch auf Douglasien- und Lärchenbestände. Befallene Bäume sollten umgehend entnommen und unschädlich gemacht werden: Achtung beim Hacken! Aufgrund der geringen Größe des Käfers ist das Hacken nur im weißen Stadium sinnvoll. Käfer überleben in nennenswertem Umfang!