18.06.2024
Mit Wucht: Ausflug der ersten Buchdruckergeneration - Blickpunkt Waldschutz Nr. 9/2024
von Cornelia Triebenbacher, Tobias Frühbrodt, Karin Bork, Andreas Hahn
In den Monitoringfallen sind bayernweit nach der Regenpause die höchsten Flugzahlen der Saison zu verzeichnen. Spitzenwerte liegen im Bayerischen Wald, im Frankenwald und im Fichtelgebirge mit mehr als 16.000 gefangenen Käfern pro Falle und Woche. Aber auch abseits dieser Regionen finden sich Fallenstandorte mit solch hohen Anflugzahlen. Dass die aktuelle Schwärmwelle ein Phänomen in allen Teilen Bayern ist, wird beim Blick auf Abbildung 1 deutlich.
In den tieferen und mittleren Lagen Bayerns entwickeln sich bereits angelegte Bruten derzeit innerhalb kürzester Zeit - teilweise in nur einer Woche – vom Puppenstadium zum fertigen Jungkäfer. Der Jungkäferanteil in den Monitoringfängen steigt dadurch aktuell deutlich an. Dies weist auf den beginnenden Ausflug der Jungkäfer-Generation hin. Insbesondere in den tieferen Lagen oder an sonnenexponierten Standorten ist der Ausflug – je nach Witterung – schwerpunktmäßig in dieser Woche zu erwarten. In den höheren Lagen (z.B. Teile des Bayerischen Waldes, der Alpen) rechnen wir entsprechend mit ein bis zwei Wochen Verzögerung.
Abbildung 1: Maximale Anzahl der Fallenfänge von Buchdruckern in der vergangenen Kalenderwoche (Stand 17.06.2024)
Abbildung 2: Der starke Anstieg der Fangzahlen zum Ausflug der ersten Generation ist deutlich erkennbar. Bei der Mehrzahl der Fallen in unterschiedlichen Regionen liegt die wöchentliche Fangzahl über 3.000 Buchdrucker, also über der Gefährdungsschwelle für Stehendbefall.
Handlungsempfehlungen
- Dringende Abfuhr bzw. Lagerung außerhalb des Waldes mit mind. 500 m Abstand zum nächsten Nadelholzbestand (auch Kiefern und andere Nadelhölzer kann der Buchdrucker erfolgreich befallen), Nutzung von Nass- und Trockenlagern. Achtung: Die Rinde sitzt recht locker. Wenn die Rinde Borkenkäferentwicklungsstadien enthält, sollte sie nicht im Wald verbleiben.
- Entrindung (motormanuell oder mit Debarking Heads) ist in allen weißen Entwicklungsstadien wirksam. Sind schon Jungkäfer vorhanden, muss unbedingt die Rinde mit aus dem Wald entfernt werden. Die Käfer fliegen sonst aus. (nähere Informationen dazu auch im Merkblatt 50 der LWF)
- Wenn keine der obigen Maßnahmen vor Ausflug möglich ist, Pflanzenschutzmittelbehandlung vor Ausflug mit einem Insektizid als Ultima Ratio.
- Bohrmehlsuche bleibt dringend notwendig. Die kommenden Tage bieten angesichts der vorhergesagten sommerlichen Temperaturen dazu gute Rahmenbedingungen.
- Suchen Sie auch an frisch aufgearbeiteten Käfernestern und um nicht abgefahrene Holzpolter herum. Spechtabschläge und Harztropfen geben ebenfalls einen Hinweis auf möglichen Befall (mehr dazu auch in der Praxishilfe „Buchdrucker und Kupferstecher - Befall erkennen“).
- Die Befallsmerkmale Kronenverfärbungen und Rindenabfall bei grüner Krone nehmen in den letzten Wochen in den Beobachtungen zu. Sie geben jedoch nur einen Hinweis auf nicht entdeckten Frühjahrsbefall. Suchen Sie um diese Fichten herum intensiv nach Bohrmehl.