25.03.2024
Vorsorgen für die bevorstehende Borkenkäfersaison - Blickpunkt Waldschutz Nr. 4/2024
von Karin Bork, Cornelia Triebenbacher und Hannes Lemme

Junger Mann steht auf einer Wiese und untersucht eine Borkenkäferfalle aus schwarzen Metall. Diese hängen an einem Gestell und haben kleine Schlitze, durch die die Borkenkäfer in die Falle gelangen.

© F. Stahl, LWF

Das Borkenkäfermonitoring 2024 startet in ganz Bayern heuer wieder zum 1. April an rund 130 Standorten. Das Fallennetz bleibt weitgehend unverändert; im Fichtelgebirge wurde das Monitoringnetz sogar verdichtet. Auf der Internetseite www.borkenkaefer.org können Sie ab April wieder tagesaktuell die regionale Gefährdungseinschätzung zum Buchdrucker- und Kupferstecherbefall sowie die Daten der einzelnen Monitoringstandorte abrufen.

Die Ausgangslage ist mit Blick auf die Waldschutzsituation bei den Fichtenborkenkäfern sehr angespannt! Mehrere Faktoren spielen hier zusammen:

  • Buchdrucker konnten im Herbst 2023 bis in Höhen von ca. 800 m üNN eine 3. Generation anlegen. Mit den milden Wintertemperaturen haben sich die Bruten gut unter der Rinde bis zum Jungkäfer weiterentwickelt. Mit großen Ausfällen aufgrund von Verpilzung ist nicht zu rechnen. Es steht also eine große Käferpopulation in den Startlöchern!
  • Im Jahr 2023 gab es ein negatives Rekordergebnis beim Borkenkäferschadholz. Die Befallsschwerpunkte lagen in den Regionen Frankenwald, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald und Spessart/Rhön. Daneben beobachten wir eine deutliche Zunahme der Schäden bis nach Südbayern, vom Jura entlang bis ins oberbayerisch - schwäbische Tertiär. Seit 2015 verzeichnen wir eine Zunahme der Borkenkäferkalamität, die von Witterung und Klima getrieben ist und Bayern flächig betrifft!
  • Das Schneebruch- und Sturmschadholz vom Dezember 2023 ist jetzt im April immer noch ausreichend frisch und bietet ideale Brutbedingungen für Buchdrucker und Co. zum Schwärmbeginn. Da der Brutraum in den gebrochenen Stämmen schnell besetzt ist, konzentrieren sich weiter anfliegende Buchdrucker auf angrenzende, stehende Fichten. Für den Kupferstecher sind die verstreut liegenden Kronen ebenfalls sehr attraktiv. Auch der „Vielschreiber“ Polygraphus Poligraphus nutzt solches Brutraumangebot gern aus und kann aus dem eher sekundären Stadium heraustreten und lokal hohe Populationen aufbauen, die dann auch zu Primarbefall führen können. Im direkten Umfeld ist bereits bei Schwärmbeginn mit Stehendbefall zu rechnen.
  • Die aktuell gute Wasserversorgung der Fichten darf keine falsche Sicherheit vorspiegeln. Auch 2023 hatten wir gut wasserversorgte Fichten und ein kühl-regnerischer April verzögerte den 1. Schwärmflug in den Mai hinein. Doch ein Turbosommer zeigte eindrücklich das temperaturgesteuerte Vermehrungspotential! Die optimale Entwicklungstemperatur beträgt 30 °C; die Entwicklung vom Ei bis zu fertigen Jungkäfer dauert dann nur 6 Wochen.

Somit trifft eine sehr hohe Buchdruckerpopulation auf viel Brutraum in vorgeschädigten Beständen! Entscheidend ist eine Aufarbeitung der Schadhölzer bis Mitte April und eine schlagkräftige Bohrmehlsuche beim 1. Schwärmflug! Alle Waldbesitzer/-innen sollten daher die verbleibende noch käferfreie Zeit nutzen, um Ihren Wald sauber zu bringen!

Handlungsempfehlungen bis zum Ausflug der überwinternden Käfer

  • Sturm- und Schneebruchschäden konsequent bis Mitte April aufarbeiten! Auch abgebrochene Gipfel müssen aus den Beständen heraus. Sie sind zu Beginn der Schwärmzeit noch nicht ausreichend abgetrocknet und stellen ideales Brutmaterial dar. Auch die Stämme mit Wipfelbrüchen, die noch mehr als 1/3 grüne Krone haben, müssen – entgegen der Empfehlung früherer Jahre - aus dem Bestand! In der anhaltenden Kalamität kann NICHT mit einer ausreichenden Revitalisierung gerechnet werden!
  • Suchen Sie nach Überwinterungsbäumen! Sie sind erkennbar an Nadelverfärbung,- abfall, Rindenabfall am Kronenansatz, Harzfluss oder Spechtabschlägen (vgl. Bilder untenstehend). Beachten Sie dabei:
    • Bäume, die vom Käfer bereits verlassen wurden, sollten im Bestand verbleiben (Naturschutz, Humusbildung). Zur Kontrolle brechen Sie die Rinde auf und versichern sich, dass kein Käfer mehr unter der Rinde sitzt.
    • Bei Käferbesatz: Schnelle Aufarbeitung und Abfuhr.
  • Bei verzögertem Holzabfluss: Transport auf Zwischenlagerplätze mindestens 500 m außerhalb des nächsten Nadelholzbestandes; bei der Neuanlage und Instandsetzung von Holzlagerplätzen steht Ihnen die Forstverwaltung mit Beratung und attraktiven Förderkonditionen zur Seite!
  • Kronen, Rindenstücke und Resthölzer am besten mulchen oder einsammeln und hacken.
  • Bohrmehlsuche und die Suche nach frischem Stehendbefall ist erst nach Einsetzen des Hauptschwärmfluges sinnvoll; achten Sie auf unsere Information dazu!

Über viele Waldflächen verteilte Einzelbrüche können zu massiven Borkenkäferschäden im Sommer führen. Werden Sie daher vorher aktiv! Jeder Tag bei der Aufarbeitung und Verbringung von Borkenkäferholz zählt und hilft den Befallsdruck der ersten Schwärmwelle zu reduzieren!

Sobald die Masse der Borkenkäfer schwärmt, informieren wir Sie umgehend über unseren Blickpunkt Waldschutz, den Sie auch abonnieren können.

Rotbraun verfärbte Fichtenkronen

Nadelverfärbung (© F. Maier, AELF Weilheim)

Abgefallene, grüne Fichtennadeln

Nadelabfall (© L. Schubert, AELF Fürstenfeldbruck)

Fichten mit abgefallener Rinde

Rindenabfall (© F. Maier, AELF Weilheim)

Abgeschlagene Rinde an einem Fichtenstamm

Spechtabschläge (© F. Maier, AELF Weilheim)

Fichtenstamm mit herablaufendem Harz

Harzfluss (© J.Erhard, AELF Bayreuth Münchberg)

Rinde von innen

Harzbild (© M. Kraus, AELF Trischenreuth)