04.05.2023
Start des Hauptschwärmflugs steht kurz bevor - Blickpunkt Waldschutz Nr. 6/2023
von Karin Bork, Cornelia Triebenbacher, Hannes Lemme, Andreas Hahn

In den kommenden Tagen muss in tieferen und mittleren Lagen bis 600 m ü. NN mit einem ersten starken und konzentrierten Schwärmflug gerechnet werden.

Über 600 m ü. NN werden die benötigten Wärmesummen für einen Start des Schwärmfluges in den nächsten Tagen voraussichtlich noch nicht oder nur an Südhängen und an wärmeexponierten Standorten erzielt.

Der nasse und relativ kühle April 2023 hat bislang den ersten Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer verzögert. Damit ein Schwärmflug des Buchdruckers und Befall von Fichten erfolgen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:
  • Für den Schwärmflug muss die Lufttemperatur über 16,5°C liegen.
  • Die Summe der Tagesgrade muss mindestens 140 betragen. Gemessen werden alle Temperaturen oberhalb einer Tageshöchsttemperatur von 8,3°C (Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers) ab 1. April (z.B. Tageshöchsttemperatur 18,3 °C – 8,3 °C = 10 Tagesgrade).
Die Temperaturmessungen verschiedener Waldklimastationen der LWF zeigen, dass die benötigte Temperatursumme von 140 Tagesgrad in den wärmsten tieferen Lagen bis 600 m ü. NN bis Ende April noch nicht erreicht wurde. Dieser Wert wird bei den vorausgesagten höheren Temperaturen in den kommenden Tagen aber überschritten.
Bislang fingen die Monitoringfallen aufgrund der eher kühlen und regnerischen Witterung nur vereinzelt Käfer. Eine Ausnahme machen die wärmeren Regionen bzw. die Gebiete mit sehr hohen Dichten im vergangenen Jahr (Fürther Region, Untermain und der Frankenwald). Dort fingen einzelne Fallen bereits Mengen über der Warnstufe: über 1.000 Käfern je Falle und Woche. Die Gefährdungsstufe von 3.000 Käfern je Falle und Woche wurde bislang nur in einer Falle überschritten.

Handlungsempfehlungen

1. Käferholzpolter
Eventuell noch im Wald lagernde Käferholzpolter vom Winter sollten umgehend abgefahren oder, wenn keine anderen Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden (vgl. Merkblatt 45). Der Bestand um diese Polter sollte intensiv auf möglichen Befall hin untersucht werden.

Haben Sie auch einen Blick auf ggf. sich von den Stämmen ablösende Rinde. Wenn in dieser Borkenkäfer stecken, entfernen Sie bei der Abfuhr nur das Holz aus dem Käfereinschlag, behalten die Käfer aber im Wald. Aus Waldschutzgründen ist daher in diesem Fall das Einsammeln und waldschutzwirksame Entsorgen der Rindenteile ratsam.
2. Fangholzpolter: Holzabfuhr muss gewährleistet sein
Frischholzpolter aus dem Wintereinschlag können als Fangholzpolter genutzt werden, aber ausschließlich, wenn eine regelmäßige Kontrolle auf Stehendbefall im näheren Umfeld durchgeführt wird und eine Abfuhr sofort nach Befall sichergestellt ist.
3. Bohrmehlsuche: am Anfang leichter
Sobald die Fichtenborkenkäfer schwärmen, bohren sie sich in frisches Holz ein. Beginnen Sie dann mit der Bohrmehlsuche an den sonnendurchfluteten Rändern und den Käfernestern des Vorjahrs. Denn in den folgenden ein bis zwei Wochen werfen die Käfer bei der Anlage des Muttergangs anhaltend viel Bohrmehl aus. Warten sich nach Regenfällen einen Tag ab und suchen Sie erneut, dann sollte wieder frisches Bohrmehl zu sehen sein.

In unserer Praxishilfe Buchdrucker und Kupferstecher – Befall erkennen finden Sie viele Bilder und Informationen zur Bohrmehlsuche und zu weiteren Befallskennzeichen.

Praxishilfe Buchdrucker und Kupferstecher - Befall erkennen

4. Waldschutzwirksame Aufarbeitung

Haben Sie frisch befallenes Käferholz gefunden, muss es aufgearbeitet und abgefahren werden. Ist eine Abfuhr zur Holzindustrie innerhalb zwei Wochen nicht möglich, dann ist befallenes Holz

  • mind. 500 m vom nächststehenden Nadelholzbestand entfernt zu lagern oder
  • ggf. mit Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugsbehandlung zu behandeln.
Ihr Einsatz ist am wirkungsvollsten, wenn Sie in der ersten Schwärmwelle Bohrmehl suchen! Denn jetzt haben Sie die Chance, die Käferpopulation früh im Jahr abzuschöpfen und so die Ausbreitung des Befalls erfolgreich zu verhindern!

Handeln Sie, bevor sich Buchdrucker & Co. exponentiell vermehren. Denn jetzt erreichen Sie viel mehr für Ihren Wald als mit dem gleichen Aufwand im Sommer, wenn die erste Generation schon ausgeflogen ist.
Wir informieren Sie umgehend über den Newsletter "Blickpunkt Waldschutz", sobald die Masse der Borkenkäfer schwärmt. Weitere Informationen über das aktuelle Schwärmgeschehen von Buchdrucker und Kupferstecher finden sie auf der interaktiven Risikokarte für Bayern und im Borkenkäferinfoportal.

Bayernkarte zeigt Maximale Anzahl der Fallenfänge Buchdrucker in der vergangenen Woche

Abb.1: Maximale Anzahl der Fallenfänge Buchdrucker in der vergangenen Kalenderwoche (24.-30.04.23). (© LWF)