29.04.2021
Eigenwilliger April verzögert Schwärmflug - Blickpunkt Waldschutz 2/2021
von Cornelia Triebenbacher, Karin Bork und Hannes Lemme
Der April ist für seine Stimmungsschwankungen bekannt. Gerade noch Sonnenschein und schon schneit es wieder. Letztes Jahr gab es einen „Sommer-Frühling“, dieses Jahr einen „Winter-Frühling“. Die Borkenkäfer stehen in den Startlöchern, es fehlen ihnen nur noch die richtigen Temperaturen.
Das Borkenkäfermonitoring 2021 startete pünktlich zum 1.April. Vielerorts standen allerdings die Fallen noch im Schnee. Aufgrund der kühlen Witterung erfolgten nur Meldungen vereinzelter Anflüge an den Monitoringfallen. Der Schwärmflug verzögert sich stark.
Auf der Internetseite www.borkenkaefer.org können ab sofort wieder tagesaktuell die regionale Gefährdungseinschätzung zum Buchdrucker- und Kupferstecherbefall, sowie die Daten der einzelnen Monitoringstandorte abgerufen werden.
Damit ein Schwärmflug des Buchdruckers und Befall von Fichten erfolgen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:
- Für den Schwärmflug muss die Lufttemperatur über 16,5 °C liegen.
- Die Summe der Tageshöchsttemperatur über 8,3°C (Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers) ab 1. April muss 140 Tagesgrade überschreiten (bsp. Tageshöchsttemperatur 18,3 °C – 8,3°C = 10 Tagesgrade).
- Eine Tageslichtlänge, wie sie ab Mitte April vorliegt, sorgt für ein zeitgleiches Fliegen der Buchdrucker.
Abbildung 1: Temperatursumme über 8,3 °C von 13 Bayerischen Waldklimastationen zum Stichtag 01.Mai 2021 (LWF)
Bei den bis zum 1. Mai 2021 prognostizierten Temperaturen in Bayern zeichnet sich ab, dass die benötigte Temperatursumme von 140 Tagesgraden in den tieferen Lagen bis 600 m ü. NN teils erreicht werden können.
Interaktive Risikogebietskarte von Bayern mit aktuellen Befallsprognosen
Handlungsempfehlungen
Auch wenn der Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer stark verzögert ist, sind die Fichtenborkenkäfer startbereit. Jeder Tag bei der Aufarbeitung und Verbringung von Borkenkäferholz zählt und hilft den Befallsdruck der ersten Schwärmwelle zu reduzieren! Wichtig ist daher weiterhin:
1) Schnellstmögliche Aufarbeitung von letztjährigen Befallsbäumen
(vorausgesetzt, dass die Rinde noch am Stamm ist)
2) Verbringung bzw. Weiterbehandlung des liegenden Käferholzes – ist eine Abfuhr in den kommenden zwei Wochen nicht möglich, dann ist befallenes Holz waldschutzwirksam zu behandeln:
• Lagerung mind. 500 m vom nächststehenden Nadelholzbestand
• ggf. Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugsbehandlung
• Lagerung in Silofolie verhindert das Ausschwärmen; die Käfer sterben zumeist aber nicht ab! Dies muss v.a. bei der Abfuhr berücksichtigt werden, da die Käfer unter der Folie ausharren und dann ausschwärmen können. Daher empfehlen wir, solche Polter erst zum Ende der Schwärmzeit zu öffnen.
Eine Entrindung befallener Fichten mit Jungkäfern oder fertigen Käfern unter oder in der Borke ist nicht waldschutzwirksam. Die Suche nach frischem Stehendbefall ist erst nach Einsetzen des Hauptschwärmfluges sinnvoll.
Weiterführende Informationen
- Borkenkäferjahr 2020 – Entspannung im Süden, Hochspannung im Norden - Blickpunkt Waldschutz 13/2020
- Merkblatt zur Borkenkäferbekämpfung durch Verbrennen des befallenen Materials
- Buchdrucker und Kupferstecher an Fichte - LWF-Merkblatt 14
- Borkenkäferbehandlung an Holzpoltern - LWF-Merkblatt 45
- Fichtenborkenkäfer - LWF-Faltblatt
- LWF aktuell - Übersicht
- Newsletter "Blickpunkt Waldschutz"