Cornelia Triebenbacher und Gebriela Lobinger
Spechtabschläge - alles Borkenkäfer? - LWF aktuell 114

Im Februar 2017 trafen an der LWF, Abteilung Waldschutz, erste Anfragen zu auffälligen Spechtabschlägen an der Fichte aus allen Regionen Bayerns ein. Rindenabschläge entstehen, wenn Spechte auf Jagd nach Insekten die Rindenschuppen an den Baumstämmen abschlagen.

Da Spechtabschläge auch auf Borkenkäferbefall hindeuten, sollte immer auf Befall durch Buchdrucker und/oder Kupferstecher kontrolliert werden.

Wenn Forstleute oder Waldbesitzer an Fichten beobachten, dass Rindenschuppen von Stämmen abgeschlagen wurden, dann lohnt es sich immer, die Bäume genauer auf einem möglichen Befall mit Borkenkäfern hin zu untersuchen. Aber nicht jeder Baum mit solchen Spechtabschlägen ist ein klassischer »Käferbaum«.

Unter und in der Rinde leben durchaus noch andere Tiere, die dem Specht als Nahrung dienen. Drei häufige und auffällige Insekten, die die Baumrinde von Kiefer und Fichte als Lebensraum nutzen, werden mit Wort und Bild hier vorgestellt.

Kiefernzapfen- und Fichtenzapfenwanze

Bei den Einsendungen und Anfragen im ausgehenden Winter waren mehrheitlich Kiefernzapfenwanzen (Gastrodes grossipes) der Grund der intensiven Rindenabschläge durch die Spechte. Die Kiefernzapfenwanze gehört zur Familie der Bodenwanzen. Die 5 bis 7 mm große, an den Seiten dunkel gefärbte Wanze legt ihre Eier im April an Zapfen oder Nadeln, bevorzugt an Kiefer, aber auch Fichte und andere Nadelhölzer.

Nach dem Schlüpfen durchläuft die Larve fünf Larvenstadien. Larven und adulte Wanzen sitzen tagsüber versteckt in den Zapfen, um dort Pflanzensaft zu saugen. Nachts verlassen sie die Zapfen und saugen auch an den Nadeln der Wirtsbäume. Die Tiere sind überall häufig. Eine Schadwirkung durch die Saugtätigkeit ist nicht erkennbar, es wird aber eine Beteiligung der Wanze bei der Verbreitung von Sphaeropsis sapinea, dem Erreger des Diplodia-Triebsterbens an Koniferen, angenommen.

Die Fichtenzapfenwanze (Gastrodes abietum) ist ebenfalls häufig und unterscheidet sich von der Kiefernzapfenwanze durch ihre blassere Färbung. Sie legt ihre Eier im April/ Mai in vorjährige Fichtenzapfen. Die Larven und Imagines saugen an den Samen. Eine Schadwirkung durch die Saugtätigkeit ist auch hier nicht festzustellen. Beide Arten überwintern als Imago in noch hängenden Zapfen oder hinter der Borke. So kommt es zu den auffälligen Spechtabschlägen, wenn der Specht an die überwinternden Wanzen gelangen will.
Fichtenrinde, mit helleren und dunkleren Flächen

Abb.1: Spechtab-schläge an Fichte (Foto: J. Mayr)

Braune Wanze

Abb.2: Fichtenzapfenwanze (Foto: M. Münch)

Drei kleine braune Käfer auf Rinde

Abb.3: Kiefernzapfenwanze (Foto: D. Thiele)

Kleine Löcher in der Baumrinde

Abb.4: Einbohrlöcher (Foto: WSL Birmensdorf)

Fichtenrinden-Nagekäfer

Häufig sind runde Bohrlöcher (Durchmesser 2–3 mm) an äußeren Borkenschuppen älterer Fichten zu sehen. Sie führen zu kurzen, wirr angelegten Fraßgängen in und unter toten Rindenschuppen. Dabei handelt es sich um den Fichtenrinden- Nagekäfer (Microbregma emarginatum, syn. Anobium emarginatum). Bei frischem Befall sind auch weiße Larven oder Puppen unter den Rindenschuppen zu finden.

Die Fraßgänge befinden sich ausschließlich in der Borke, sie reichen nicht ins Kambium der befallenen Bäume. Der Baum wird daher nicht geschädigt. Da die Entwicklung mehrere Jahre dauern kann und die Borkenschuppen meist am Baum verbleiben, findet man den Befall noch Jahre später, auch wenn keine Bruten mehr vorhanden sind.

Wir empfehlen

Spechtabschläge und Einbohrlöcher sind neben Nadelverfärbung auch Befallskennzeichen durch Borkenkäfer. Um einen Befall durch diese ausschließen zu können, empfehlen wir, die Abschlagstelle bis zum Kambium nach Fraßgängen zu untersuchen.

Im Zweifelsfall sollte eine Probefällung durchgeführt werden und der Stammbereich am Kronenansatz auf Buchdruckerbefall sowie die Äste auf Befall durch Kupferstecher kontrolliert werden.

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