Cornelia Triebenbacher und Gabriela Lobinger
Spechtabschläge - alles Borkenkäfer? - Blickpunkt Waldschutz 2/2017
In letzter Zeit treffen vermehrt Anfragen zu auffälligen Spechtabschlägen an der Fichte aus allen Regionen Bayerns in unserer Abteilung Waldschutz der LWF ein. Besonders häufig sind sie jedoch an der Grenze zu Sachsen und Thüringen aufgetreten.
Die Sächsischen Kollegen des Staatsforstbetriebes Sachsen berichten ebenfalls von einer Häufung der Symptome im Sächsisch- Thüringischen Vogtland.
Die Rindenabschläge entstehen durch Spechte auf der Jagd nach verschiedenen Insekten wie Borkenkäfer, Zapfenwanzen oder Nagekäfer.
Da Spechtabschläge auf Borkenkäferbefall hindeuten, sollte zunächst gewissenhaft auf Befall durch Buchdrucker und/oder Kupferstecher kontrolliert werden.
Kiefernzapfenwanze
Bei den Einsendungen und Anfragen war bisher nur die Kiefernzapfenwanze (Gastrodes grossipes) Hindergrund der intensiven Rindenabschläge durch die Spechte. Sie gehört zur Familie der Bodenwanzen. Die Wanze legt ihre Eier im April an Zapfen oder Nadeln, bevorzugt an Kiefer, aber auch Fichte und andere Nadelhölzer. Nach dem Schlüpfen durchläuft die Larve 5 Stadien. Larven und adulte Wanzen sitzen tagsüber versteckt in den Zapfen und saugen dort, nachts wandern sie und saugen auch an den Nadeln der Wirtsbäume.
Das Tier ist überall häufig. Schadwirkung durch die Saugtätigkeit ist nicht erkennbar, es wird aber eine Beteiligung der Wanze bei der Verbreitung von Sphaeropsis sapinea (Diplodia-Triebsterben an Koniferen) angenommen. Sie überwintern als Imago in noch hängenden Zapfen oder hinter der Borke. So kommt es zu den auffälligen Spechtabschlägen, um an die überwinternden Wanzen zu gelangen.
Fichtenzapfenwanze
Die Fichtenzapfenwanze (Gastrodes abietum) ist ebenfalls häufig und unterscheidet sich von der Kiefernzapfenwanze durch ihre hellere Färbung mit dunkler Flügelzeichnung. Sie legt ihre Eier im April-Mai in vorjährige Fichtenzapfen. Die Larven und Imagines saugen wie die Kiefernzapfenwanze an den Samen.
Eine Schadwirkung durch die Saugtätigkeit ist auch hier nicht erkennbar. Typisch sind ebenfalls intensive Spechtabschläge.
Fichtenrinden-Nagekäfer
Häufig sind runde Bohrlöcher (Durchmesser 2-3 mm) an äußeren Borkenschuppen älterer Fichten erkennbar. Sie führen zu kurzen, wirr angelegten Frassgängen in und unter toten Rindenschuppen. Dabei handelt es sich um den Fichtenrinden-Nagekäfer (Microbregma emarginatum, syn. Anobium emarginatum). Bei frischem Befall sind auch weiße Larven oder Puppen unter den Rindenschuppen zu finden.
Die Frassgänge befinden sich ausschließlich in der Borke, sie reichen nicht ins Kambium der befallenen Bäume. Der Baum wird nicht geschädigt. Da die Entwicklung mehrere Jahre dauern kann und die Borkenschuppen meist am Baum verbleiben, findet man den Befall noch Jahre später, auch wenn keine Bruten mehr da sind.
Abb.4: Fichtenrinden-Nagekäfer (Foto: WSL Birmensdorf, Schweiz)
Abb. 5: Fraßbild unter Rindenschuppen (Foto: WSL Birmensdorf, Schweiz)
Abb. 6: Muttergang im Kambium. (Foto: G. Lobinger)
Befall durch Borkenkäfer
Befall durch Buchdrucker und Kupferstecher sind durch die Larvengänge im Kambium der befallenen Bäume erkennbar.
Empfehlungen
Spechtabschläge und Einbohrlöcher sind neben Nadelverfärbung auch Befallskennzeichen durch Borkenkäfer. Um einen Befall durch diese ausschließen zu können, empfehlen wir, die Abschlagstelle bis zum Kambium nach Frassgängen zu untersuchen. Im Zweifelsfall sollte eine Probefällung durchgeführt werden und der Stammbereich am Kronenansatz auf Buchdruckerbefall sowie die Äste auf Befall durch Kupferstecher kontrolliert werden.
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