Sebastian Gößwein, Cornelia Triebenbacher und Florian Krüger
Das Borkenkäferjahr 2016 – keine Entspannung für 2017 in Sicht - Blickpunkt Waldschutz 1/2017
Beide Fichtenborkenkäferarten konnten 2016 eine dritte Generation anlegen und damit ihre Populationsdichten erhöhen. Damit bleibt saubere Waldwirtschaft auch im Jahr 2017 oberstes Gebot in den bayerischen Nadelwäldern.
Schwärmverlauf Buchdrucker
Der Schwärmflug des Buchdruckers begann in den tieferen Lagen Mitte April. Der Hauptschwärmflug Anfang Mai war durch sehr hohe Anflugzahlen an den Fallenstandorten des Bayerischen Borkenkäfermonitorings gekennzeichnet. In dieser Zeit erschwerte starker Regen die Befallsdiagnose und begünstigte somit den Befallserfolg der Käfer. Regenpausen eröffneten kurze Schwärmfenster, die bei hoher lokaler Dichte einen massiven Angriff zur Folge hatten.
Trotz der guten Wasserversorgung konnten die Fichten diesen starken Angriffen wenig entgegensetzen. Anfang Juli flog die erste Generation zur Anlage einer zweiten Generation aus. Im August legten die erneut schwärmenden Buchdrucker eine zweite Geschwisterbrut an. Damit war das Borkenkäferjahr 2016 jedoch noch nicht vorbei.
„Normalerweise“ beendet der Buchdrucker seinen Schwärmflug, sobald die Tageslichtlänge unter 14 Stunden sinkt. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen im September von über 25 °C wurde dieses Verhalten „gebrochen“. Dementsprechend kam es regional noch zu Schwärm- und Befallsaktivität durch einen Teil der zweiten Generation und damit partiell zur Anlage einer dritten Generation (Abbildung 1).
Vermehrung von Buchdrucker und Kupferstecher
Die Vermehrungsrate der Borkenkäferarten lässt sich abschätzen, indem die Anflugzahlen an den Pheromonfallen aus dem Borkenkäfermonitoring von April bis Juni (überwinterte Käfer aus 2015, vgl. Abbildung 1) mit den Werten des Zeitraums Juli bis September (Käfergenerationen aus 2016, vgl. Abbildung 1) verglichen werden. Schwärmen von Juli bis September mehr Käfer als von April bis Juni, so hat die Population zugenommen.
Bei dieser Methode werden die Käfer der zweiten Generation, die nicht mehr ausgeflogen sind und die neu angelegte dritte Generation [i]aus 2016[/i] nicht berücksichtigt. Die Vermehrungsrate wird demnach methodenbedingt unterschätzt. Eine Wachstumsrate von 1 bedeutet eine Verzehnfachung der Anflugzahlen innerhalb des Jahres; bei einer Wachstumsrate von 2 haben sich die Anflugzahlen verhundertfacht. Bei einer Wachstumsrate von 0 blieb die Dichte stabil.
In der Gesamtschau ergibt sich für den Buchdrucker eine leichte Steigerung der Population innerhalb des Jahres; an 100 Fallen wurde eine Wachstumsrate von über 0,5 gemessen. Die Ergebnisse von 80 Fallen ergaben eine Wachstumsrate um 0 und damit eine gleiche Anzahl über das Jahr.
Anders beim Kupferstecher. Dort zeigte sich nur an 29 Fallen eine Wachstumsrate von 0, während an 74 Fallen eine leichte Erhöhung und an weiteren 85 Fallen eine starke Erhöhung (Wachstumsrate 1 und größer) festgestellt wurde. Der Kupferstecher hat 2016 seine Population stark erhöht und muss somit weiterhin konsequent bekämpft werden.
Befallsschwerpunkte
Schwerpunkte des Befalls für beide Käferarten lagen 2016 erneut im Süden Bayerns. Besonders betroffen vom Buchdrucker waren das südliche Schwaben, das Alpenvorland in Oberbayern, Niederbayern und die südliche Oberpfalz. In Nordbayern lag der Befallsschwerpunkt im Raum Coburg. Die größten Befallsgebiete des Kupferstechers lagen in der südlichen Oberpfalz und in Niederbayern. Weitere Schwerpunkte lagen südlich von München bis hinüber zum Bodensee sowie im Raum Coburg.
Abb. 2 und 3: Gefährdungseinschätzung ÄELF der Befallsituation Buchdrucker und Kupferstecher am 29.08.2016
Handlungsempfehlungen
- Weiterhin intensive Befallskontrollen auf Buchdrucker- und Kupferstecher- Befall;
- befallene Fichten möglichst zügig aufarbeiten und aus dem Bestand abfahren, bevor die Rinde abfällt;
- Lagerung mindestens 500 m vom nächsten Nadelholzbestand entfernt;
- alternativ: Entrinden und Verbrennen der Rinde;
- gegen den Kupferstecher: Fällung befallener Bäume und Entzug des Brutraums.
Hinweis zu Rodentiziden
Bei den Rodentiziden läuft derzeit die Überprüfung der Zulassungsverlängerung. Bis die Verfahren abgeschlossen sind werden die Zulassungen der Pflanzenschutzmittel schrittweise verlängert. Bitte überprüfen Sie regelmäßig die Zulassungssituation. Wer Rodentizide im Wald ausbringt, muss sachkundig im Pflanzenschutz sein.
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Hinweis in eigener Sache:
Das Waldschutzteam der LWF bedankt sich herzlich bei Ihnen für die gute Zusammenarbeit in 2016 und wünscht allen Lesern und Beteiligten nachträglich ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit und stehen Ihnen weiterhin gern für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
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