21.07.2023
Ausflug 1. Generation trifft auf Sturmwürfe unwetterartiger Gewitter - Blickpunkt Waldschutz 12/2023

Kleine weise Puppen des Borkenkäfers unter einer FichtenrindeZoombild vorhanden

Puppenstadium des Buchdruckers (© Cornelia Triebenbacher)

Der Ausflug der 1. Generation ist in vollem Gange. Die Meldungen der Jungkäferanteile stiegen in den letzten beiden Wochen stark an. Die teils unwetterartigen Gewitter der vergangenen Wochen haben in manchen Regionen zu Einzel-/ teils auch kleinflächigen Windwürfen in Fichtenbeständen geführt.

Für den Waldbesitzer sind sie Risiko und Chance zugleich. Denn die frisch gebrochenen oder geworfenen Fichten stellen für die schwärmenden Buchdrucker ideales Brutmaterial dar. Werden die Windwürfe schnell gefunden, können eingebohrte Käfer im Zuge der Aufarbeitung unschädlich gemacht werden. Zu spät abgefahrene oder übersehene Schadhölzer hingegen induzieren leicht neue Käferlöcher.

Die Geschwisterbrut befindet sich in Lagen bis etwa 600 bis 700 m NN im Puppenstadium/ungkäfer ohne Reifungsfraß. Die Entwicklung wird sich mit den warmen Temperaturen rasch fortsetzen. Ein Ausflug kann schon in der kommenden Woche beginnen.

Bayernkarten mit Befallsschwerpunkten im Norden und Osten

Abbildung: Befallsschwerpunkte in Bayern, dargestellt anhand der Anzahl an Leerungen mit mehr als 3.000 Buchdruckern pro Woche und Monitoringstandort in 2023; Betrachtungszeitraum 1.4. – 17.7.2023
Der Kupferstecher profitiert von der Trockenheit im letzten und im laufenden Jahr. Er ist zunehmend am Befall beteiligt!

Auch Meldungen über Befall durch Lärchenborkenkäfer und Tannenborkenkäfer nehmen deutlich zu. Kontrollieren Sie auch diese Bestände. Die Aufarbeitung ist die gleiche wie bei den Fichtenborkenkäfern! Allerdings ist die Entrindung nur im Larvenstadium sinnvoll, da sich die größeren Tannenborkenkäfer und der Tannenrüssler im Splint verpuppen und sich im entrindeten Stamm fertig entwickeln können.

Nähere Informationen finden Sie auch in unseren Faltblättern zum:

Handlungsempfehlungen: Suchen und Aufarbeiten!

Neubefall zur Anlage der 2. Generation:

  • Suchen Sie jetzt wieder nach frischem Bohrmehl! Nach Gewitterschauern warten Sie ein bis zwei Tage, sodass sich frisches Bohrmehl ansammeln kann!
  • Suchen Sie Bohrmehl vor allem an Nordrändern von diesjährigen und letztjährigen Käferlöchern. Kontrollieren Sie an Südrändern auch bis zu 1-2 Baumlängen in den Bestand hinein und weiten Sie mit zunehmender Hitze die Suche auch auf das Bestandesinnere aus!

Sturmschäden

  • Kontrollieren Sie Ihre Fichtenbestände auf frisch geworfene Bäume nach den schweren Gewitterstürmen und arbeiten diese zügig auf. Sobald die Sturmhölzer mit feinen Bohrmehlhäufchen überzogen sind, müssen diese sofort abgefahren werden. Bei vollbesiedelten geworfenen Stämmen müssen benachbarte stehende Fichten auf Befall kontrolliert werden!

Befallene Fichten aus dem Frühjahr

  • Kontrollieren Sie ihren Wald auch auf ältere Befallsmerkmale aus dem Frühjahrsbefall. Diese werden nun zunehmend sichtbar: Nadelabfall, Gelbstichigkeit der Kronen bis hin zur Rotfärbung, Spechtsabschläge, zum Teil auch Rindenabfall bei grüner Krone. Häufig haben die ausgeflogenen Käfer im nahen Umkreis neue Bäume befallen – gehen Sie auf Bohrmehlsuche!

Befallene Fichten vom Juni

  • Im Juni befallene Bäume müssen umgehend eingeschlagen und abgefahren werden, um einen Ausflug der Geschwisterbruten zu verhindern.
  • Eine Lagerung befallener Fichten in Rinde muss in einem Abstand von mindestens 500 m zum nächsten Nadelholzbestand erfolgen – ggf. Verbringen in ein Nass- oder Trockenlager.

Weitere Möglichkeiten zum Unschädlichmachen von frisch befallenem Holz neben Abfuhr und Behandlung mit Pflanzenschutzmittel:

  • Entrindung bei weißen Stadien unter der Rinde (maschinelle Entrindung am Polter oder Debarking Head – Aufwerfen auf größere Haufen)
  • Hacken von Rest- und Gipfelmaterial als auch Stammholz zur thermischen Verwertung