Olaf Schmidt
Dicke Brummer – LWF aktuell 114
Der Bereich Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt hat der Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft über Bohrgänge in Weiden berichtet und gleichzeitig Fotos der vermeintlichen Verursacher beigelegt.
Anhand der Fotos konnte die Art zweifelsfrei bestimmt werden. Es handelt sich um einen unserer großen Bockkäfer, den Sägebock.
Zoombild vorhanden
Abb.1: Die Käferlarven entwickeln sich in Wurzelpartien alter Laub- und Nadelbäume. (Foto: K.Hellrigl, Autonome Provinz Bozen)
Der Sägebock (Prionus coriarius) kann eine Länge von bis zu 45 mm erreichen. Ein besonderes, unverwechselbares Merkmal dieser Käferart sind die dicken und typisch gekerbten »gesägten« Fühler, die allerdings nicht die Länge der Fühler anderer großer Bockkäfer, wie Mulmbock (Ergates faber) oder Eichenheldbock (Cerambyx cerdo), erreichen.
Der Sägebock hat ein großes Wirtspflanzenspektrum und seine Larven können sich im Wurzelholz vor allem von Laub-, aber auch von Nadelbäumen entwickeln. Da Baumstöcke mit Wurzelanläufen auch in Wirtschaftswäldern häufig vorhanden sind, ist der Sägebock eine der wenigen an Totholz gebundenen großen Bockkäferarten Mitteleuropas, die nicht gefährdet sind. In den letzten Jahren mehren sich sogar die Nachweise dieser großen Käferart bei uns. Die Gründe sind wohl in der Totholzanreicherung und eventuell auch im Klimawandel zu suchen.
Zoombild vorhanden
Abb.2: Das Weibchen des Sägebocks ist deutlich größer als das Männchen. (Foto: P. Mückstein, bio-foto.com)
Das Verbreitungsgebiet des Sägebocks reicht vom Mittelmeerraum über den Süden Englands, Südskandinavien bis nach Russland. Die Art kommt besonders in mittleren Höhenlagen bis etwa 500 m ü. NN vor und scheint in Bayern höhere Berglagen zu meiden. In wärmebegünstigten Klimaten wie zum Beispiel in Südtirol wurde der Käfer jedoch auch in Höhenlagen über 800 m schon nachgewiesen (Abbildungen 1 und 2).
Die Hauptflugzeit der Käfer liegt in den Sommermonaten Juli und August. Die Käfer sind besonders in der Dämmerung und nachts aktiv. Sie lassen sich leicht durch Lichtquellen anlocken und werden daher häufig an Straßenlaternen in Ortschaften gefunden.
Aufgrund seiner Größe und des kompakten Körperbaus ist der Sägebock tatsächlich ein »dicker Brummer«, dessen Auftauchen Naturbeobachter mit Freude und Staunen zur Kenntnis nehmen.
Die weite Verbreitung dieser Art, das große Wirtspflanzenspektrum und die Lage Deutschlands mitten im Verbreitungsgebiet lassen derzeit eine Gefährdung dieser Art unwahrscheinlich erscheinen (Niehuis 2001).
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