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Cornelia Triebenbacher
Das Borkenkäferjahr 2013 - Blickpunkt Waldschutz 01/2014

In den letzten Jahren entspannte sich die Borkenkäfersituation aufgrund der intensiven Aufarbeitung in Verbindung mit günstiger Witterung deutlich. Auch das Frühjahr 2013 mit seinen intensiven Regenfällen während der ersten Schwärmphase ließ einen ähnlichen Verlauf vermuten. Aber sowohl der Buchdrucker als auch der Kupferstecher haben sich regional z.T. überraschend wieder in Erinnerung gebracht.

Buchdrucker

Das Frühjahr – nass und kalt

Schwärmverlauf zwischen April (KW 14) und September (KW 38): Weitere Informationen im Text.Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Schwärmverlauf des Buchdruckers an den Monitoringstandorten in der Oberpfalz

Das Borkenkäferjahr 2013 begann mit einem schwachen, stark verzettelten Schwärmflug (vgl. Abb. 1) Ende April, in kühleren Regionen Anfang Mai. Durch die kühl-feuchte Witterung im Mai/Juni mit verhältnismäßig geringen Ausflugzahlen wurden stehende Bäume nur wenig befallen.

Frischer Stehendbefall war durch den ausgiebigen Regen ohnehin nur schwer zu erkennen.

Aus dieser Zeit wurde v.a. Befall des frisch eingeschlagenen Holzes gemeldet. Mit der Anlage der ersten Generation wurde zumeist in der 19./ 20. KW (Anfang/Mitte Mai) begonnen.

Der Sommer – 6 Wochen schönstes Sommerwetter mit starken Stürmen und Gewittern

Kombiniertes Linien- und Säulendiagramm. Sowohl die Schadmeldungen als auch die mittlere Fangsumme ist im Zeitraum zwischen 2006 und 2012 rückläufig. Das 2013 verzeichnet einen allgemeinen Anstieg.Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Schadmeldungen und mittlere Fangsummen der Regierungsbezirke (Achtung: Die Schadmeldungen 2013 beinhalten derzeit nur die Schadholzanfälle Buchdrucker aus der Herbstmeldung 2013 – die Frühjahrsmeldung ist noch nicht einberechnet)

Die Entwicklung der ersten Generation erstreckte sich bis Mitte Juli/ Anfang August (Zum Vergleich: 2009 flog die erste Generation bereits Ende Juni/ Anfang Juli). Durch die trocken warme Witterung zu dieser Zeit kam es zu einem starken Ausflug der Jungkäfer und zu erhöhten Stehendbefall.

Aufgrund der langen Trockenheit bekam die Fichte insbesondere auf flachgründigen und wechselfeuchten Böden bereits Probleme mit der Wasserversorgung. Hier konnte der ausfliegende Käfer besonders gut angreifen.

In dieser Schwärmphase kam es zudem zu schweren Gewittern und Stürmen, die in einigen Regionen Bayerns (v.a. mittleres-nördliches Schwaben, Oberpfälzer Wald), zu teilweise erheblichen Windwurf führten. Diese liegenden Hölzer wurden von den schwärmenden Käfern als Brutholz genutzt.

Die Brutanlage der ersten Geschwisterbrut begann Mitte/Ende Juni. Diese entwickelte sich bis Ende August/ Anfang September fertig, schwärmte jedoch nur noch lokal aus.
Karte von Bayern:  Vier Gebiete sind rot markiert: große Teile der Landkreise Rottal-Inn und Passau, Bayerischer Wald, Haßberge und Steigerwald sowie SpessartZoombild vorhanden

Abbildung 3: Bereiche mit hohen Buchdrucker-Anflugzahlen
(mehrmals > 3000 Käfer pro Fangwoche) sind rot markiert

Die zweite Generation wurde Anfang bis Mitte August angelegt und hat sich bis Ende September weitgehend fertig entwickelt. Zu einem Ausflug kam es i.d.R. nicht mehr.

Seit Ende August häufen sich die Meldungen über Rindenabfall bei noch grüner Krone. Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass die Käfer noch unter der Rinde saßen bzw. sitzen und hier überwintern.

Die Fangzahlen haben nach sinkenden Zahlen in den letzten Jahren v.a. in den warm-trockenen Gebieten Bayerns 2013 wieder zugenommen. Einige Reviere melden, dass sie die diesjährige Gefährdung aufgrund der schlechten Witterung zu Beginn des Borkenkäferjahres unterschätzt haben.

Kupferstecher

Kombiniertes Linien- und Säulendiagramm. In den Jahren 2007 und 2011 sind deutliche Populationseinbrüche zu sehen. Der Aufwärtstrend von 2012 wird 2013 in 4 von 7 Regierungsbezirken fortgesetzt.Zoombild vorhanden

Abbildung 4: Schadmeldungen und mittlere Fangsummen der Regierungsbezirke (Achtung: Die Schadmeldungen 2013 beinhalten derzeit nur die Schadholzanfälle Kupferstecher aus der Herbstmeldung 2013 – die Frühjahrsmeldung ist noch nicht einberechnet)

2013 trat der Kupferstecher regional wieder sehr deutlich in Erscheinung. V.a. in Teilen Oberfrankens, Niederbayerns und der Oberpfalz war er z.T. stark am Befallsgeschehen beteiligt. Aber auch in den anderen Regierungsbezirken Bayerns waren die Anflüge 2013 lokal stärker als in den letzten Jahren.

Der Kupferstecher begann seinen Schwärmflug Ende April/Anfang Mai mit verhältnismäßig geringer Intensität. Von vielen Fallen des Borkenkäfermonitorings wurden in diesem Zeitraum kaum bzw. gar keine Anflüge gemeldet.

Die Brutanlage der ersten Generation zog sich bis Mitte Juni (24./25. KW) hin. Erst dann schwärmte der Kupferstecher erneut zur Anlage der ersten Geschwisterbrut aus. Dieser Schwärmflug war regional sehr stark ausgeprägt, ebenso wie der Schwärmflug der ersten Generation Anfang/Mitte Juli.

Die warme Witterung im Juni/Juli begünstigte 2013 wieder den Kupferstecher.

Ausblick Frühjahr 2014

Da die beiden Borkenkäferarten sich 2013 fertig entwickelt haben und als Jung- bzw. Altkäfer überwintern, ist im Frühjahr mit einem mehr oder weniger gleichzeitigen Ausflug zur Brutanlage zu rechnen. Bei passender Witterung ist daher ein erhöhter Stehendbefall v.a. in der Umgebung von unaufgearbeiteten Käfernestern zu erwarten.

Handlungsempfehlungen

Liniendiagramm zeigt den Schwärmverlauf zwischen April (KW 14) und September (KW 38). Weitere Informationen im Text.Zoombild vorhanden

Abbildung 5: Schwärmverlauf des Kupferstechers am Beispiel Oberbayern

Wichtig für die Ausgangssituation 2014 ist die rechtzeitige und konsequente Aufarbeitung der im Sommer befallenen liegenden und stehenden Fichten.
Bis März sollten alle Käfernester aus 2013 gesucht, dokumentiert und aufgearbeitet werden.

Die Stehendbefallskontrolle ist v.a. auf Randbereiche bekannter Käfernester, Einzel- und Nesterwürfe der Sommergewitter zu konzentrieren. Die Befallssuche sollte hier auf mindestens eine Baumlänge in die Bestandstiefe ausgedehnt werden.

Gefundene Käferbäume empfehlen wir immer sofort zu markieren und in Karten zu dokumentieren. Dies erleichtert das spätere Auffinden zum Einschlag und der weiteren Befallskontrollen im Februar erheblich.
Karte von Bayern. Drei Gebiete sind rot markiert: der Bereich zwischen Haßberge und Steigerwald, der Oberpfälzer Wald sowie der Bayerische Wald nördlich von Passau.Zoombild vorhanden

Abbildung 6: Bereiche mit hohen Kupferstecher-Anflugzahlen (mehrmals > 30000 Käfer pro Fangwoche) sind rot markiert.

Gerade im Februar werden nach Winterfrösten häufig bei gefrorenem Boden und warmer Witterung Kronenverfärbungen und Nadelabfall sichtbar. Hierbei handelt es sich v.a. um Fichten aus dem späteren Sommerbefall. Die gefundenen befallenen Fichten sollten sofort aufgearbeitet werden, um ein Abfallen der Rinde möglichst zu verhindern. Der Käfer entzieht sich sonst der Aufarbeitung, indem er sich zur Überwinterung in den Boden zurückzieht.

Das gilt auch für Käferfichten, deren Rinde bereits schon teilweise abfällt. Unter der noch festsitzenden Rinde befinden sich meist noch sehr viele Borkenkäfer. Wir empfehlen einen Blick unter die Rinde zu werfen, um einen besseren Überblick über noch vorhandene Käfer zu bekommen.

Im März gefundene Käferbäume müssen rasch vor dem ersten Schwärmflug aufgearbeitet werden. Im Herbst/Winter eingeschlagenes Holz muss bis spätestens Ende März (mind. 500 m) aus dem Wald verbracht werden, um einen erneuten Befall zu verhindern.

Aktuelles

Es wird derzeit in verschiedenen Medien berichtet, dass die aktuell herrschende milde Witterung dem Borkenkäfer zuträglich wäre. Dazu wollen wir folgenden Sachverhalt klarstellen:
Bis zum Herbst 2013 haben sich die Bruten der Borkenkäfer (Buchdrucker als auch Kupferstecher) selbst in den Hochlagen des Bayerischen Waldes fertigentwickelt. Unter der Rinde sind kaum bzw. keine Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Puppe) zu finden. Der Käfer überwintert daher dieses Jahr als Jung- bzw. Altkäfer.

In diesem Stadium spielt es für das Überleben keine entscheidende Rolle, ob 10 °C plus oder minus vorherrschen. Einzig Eier und Larven sind durch strengen Frost gefährdet. Die milde Witterung begünstigt eher die Verpilzung der Käfer unter der Rinde. Auch wenn dies nur etwa 10-15 % der Käfer betrifft, findet doch auf natürlichem Wege eine Reduktion der Populationen statt.

Desweiteren verbrauchen die Käfer jetzt wesentlich mehr Energie, als wenn strenger Frost herrschen würde und sie sich in „Winterruhe“ befinden. Das bedeutet, die Käfer werden durch die milden Temperaturen eher geschwächt als gestärkt. Würde allerdings kurzfristig ein starker Temperatursturz auf minus 10° C erfolgen, kann es dadurch, dass die Käfer nicht ausreichend Frostschutz in der Körperflüssigkeit gebildet haben, zu erhöhtem Absterben von Käferpopulationen kommen.