18.05.2022
Aprilwetter und dennoch Ausfälle in Herbst- und Frühjahrskulturen - Blickpunkt Waldschutz 5/2022
von L. Straßer
Abb. 1: links: Tanne mit Nadelverbraunung (© L. Straßer), rechts: Douglasien mit deutlichen Trockenschäden (© M. Dickgiesser)
In den letzten Wochen nahmen die Meldungen über Schäden in Kulturen mit den Baumarten Weißtanne und Douglasie stark zu.
Die Schäden konzentrieren sich vor allem auf den südbayerischen Raum und hier auf Pflanzflächen aus dem Herbst 2021 bzw. Frühjahr 2022. Die Bäume zeigen in der Regel eine deutliche Braunverfärbung einzelner Nadelspitzen (Abbildung 1 links) bzw. des Gesamtnadelkleides (Abbildung 1 rechts). Betroffen sind sowohl Einzelbäume als auch gesamte Kulturflächen. Die Verbraunung hat augenscheinlich in den letzten Wochen, zumeist im März / April 2022, begonnen.
An untersuchten Proben waren kaum Nadel- bzw. Wurzelpilze zu finden. Vereinzelt scheinen Frostschäden aus dem Frühjahr verantwortlich (siehe Abbildung 2, unterer Bergahorn). Diese erklären jedoch die regionale Verbreitung der Schäden v.a. im Tertiärhügelland nicht. Zudem sind auch überschirmte Flächen betroffen.
Abb. 2: Bergahorn-Triebe von einer Freifläche (© L. Straßer)
Der NID dokumentiert niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände, niedrige bis sehr niedrige Abflüsse an den Messstellen der bayerischen Flüsse und als Folge einen hohen und damit schlechten Niederschlags-/Dürreindex (siehe Abbildung 3, Beispiel für den 5. April 2022). Vor allem in Südbayern wurden hier über Wochen kritische Werte erreicht.
Abb. 3: Abfrage des Niederschlags-/Dürreindex für den 5. April 2022, NID
Außerdem fallen die Oberböden in den letzten Jahren im Frühjahr aufgrund der immer öfter fehlenden Schneedecke, der oft sehr spät im Frühjahr einsetzenden Niederschläge und der zunehmenden Frühjahrstürme viel stärker trocken also noch vor einigen Jahren. Naturverjüngungspflanzen, die eine viel bessere Bodenerschließung aufweisen, zeigen an manchen Standorten ein verkürztes Triebwachstum, was die Trockenheitshypothese ebenfalls stützt.
Fazit:
- Wenn auch die Regenschauer in den letzten Wochen den negativen Trend etwas abgemildert haben, ist aufgrund der schlecht gefüllten Oberbodenwasserspeicher und der bereits entstanden Feinwurzelschäden an den jungen Forstkulturen weiterhin mit Ausfällen zu rechnen.
- Sofern waldbaulich steuerbar, sollen für eine Pflanzung vorgesehene Flächen länger als bisher mit einem lockeren Altholzschirm oder vorwüchsigen Pionierbaumarten beschatten bleiben. So könnte ein Austrocknen der Böden durch die Sonneneinstrahlung vermindert werden.
- Je kleiner Pflanz- oder Umbauflächen ausgeformt werden können, desto günstiger ist das Kleinklima für neuen Forstkulturen.
- Die wichtigste Voraussetzung für den Kulturerfolg bleibt die qualitativ hochwertige Pflanzung von gesunden Forstpflanzen mit frischer Wurzel. Dabei ist es wichtig, dass die frische Wurzel ungestört und mit einem möglichst hohen Feinwurzelanteil in den Boden kommt.
- Wenn mit längeren Trockenperioden im Frühjahr zu rechnen ist, sollten Nadelholzkulturen auch im Herbst eingebracht werden. Dabei werden Douglasien idealerweise zwischen September und Ende Oktober gepflanzt, um eine Etablierung der Wurzel in den Boden noch vor dem Winter zu ermöglichen.