LWF aktuell 154
Baustellenkommunikation – vor Ort im Wald Akzeptanz schaffen
von Günter Dobler, Martin Gottsche, Holger Kirsch, Andrea Sauer, Stephan Stangl und Noah Argauer

Vorlage für ein Plakat mit Informationen zum ArbeitseinsatzZoombild vorhanden

Abb. 1: Das Schild bietet erklärende und entschärfende Informationen in Text und Bild. Es erklärt den Zweck der Maßnahme, betont deren Berechtigung und informiert über Dauer und Ausweichrouten, um Einschränkungenfür Besucher zu reduzieren. (© M. Jantsch, B. Stangl (Portrait))

Meist liegt die Schwierigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit darin, wahrgenommen zu werden und das Interesse der Zielgruppe zu gewinnen. Es gibt aber auch Momente, in denen man ungewollt die volle Aufmerksamkeit einer kritischen Öffentlichkeit »genießt«. Kontakt ist hergestellt, die Situation aber heikel. Es droht Unmut, möglicherweise sogar Protest. Kommunikation ist dringend nötig.

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie wandern an einem sonnigen Tag durch einen herrlichen Wald. Der Weg ist wunderschön und Sie freuen sich auf den weiteren Streckenverlauf. Plötzlich stehen Sie vor einer Absperrung. Ein Banner hängt quer über dem Weg mit Aufschriften wie »Lebensgefahr!« und »Achtung Baumfällung!«. Es ist offensichtlich, dass Ihnen verboten wird, Ihren Weg fortzusetzen. Und jetzt? Wie geht es weiter? Wieder zurücklaufen? Wie findet man eine Alternativroute? Hand aufs Herz: Wer hat sich über eine unerwartete Wegsperrung nicht schon einmal geärgert und insgeheim die Verursacher verwünscht?

Ähnliche Situationen gibt es auch außerhalb des Waldes, eigentlich überall, wo Unbeteiligte aufgrund von Baustellen Unannehmlichkeiten erfahren. Durch begleitende Kommunikation lässt sich die Situation ein Stück weit entschärfen, Verärgerung und Protestpotenzial verringern, vielleicht sogar Verständnis erreichen: Man spricht dabei von »Baustellenkommunikation«.

Viele Waldbesitzende und Forstleute sind sich in ihrer Einschätzung einig: Die Akzeptanz für forstwirtschaftliches Handeln in der Bevölkerung sinkt. Gerade in Stadtnähe und in touristisch viel besuchten Gebieten sind die Ansprüche an Erholung hoch und die Forderungen nach unberührter Natur laut. Hier ist eine wirksame Baustellenkommunikation besonders wichtig, denn Proteste sind wahrscheinlich.

Der Bereich Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth-Weiden i. d. OPf. (AELF TW) hat zur Entschärfung solcher Situationen ein Schilderset mit auswechselbaren Elementen sowie ein Absperrbanner entwickelt. Das Ziel: Die forstliche Maßnahme erläutern, Verständnis wecken und Verärgerung bei Waldbesuchern abbauen.

Das Hinweisschild– haltbar und variabel

Das entwickelte Hinweisschild (Abbildung 1) besteht aus Alu-Dibond. Löcher und Schlitze erlauben eine Befestigung mit Spanngurten oder durch Schrauben. Das Format ist DIN A1 (59,4 × 84,1 cm); also groß genug, um aus einigen Metern Entfernung gesehen zu werden und klein genug, damit es in jeden PKW passt. Das Material ist wetterfest und leicht.

Das Layout wurde vom Grafiker der Bayerischen Forstverwaltung (angesiedelt an der LWF) entsprechend der Corporate-Design-Vorgaben der Forstverwaltung umgesetzt. Das verwendete Rot ist beispielsweise das »Waldpädagogik-Rot«. Hier steht das Rot jedoch für Warnung und zieht die Aufmerksamkeit auf sich.

Die Darstellung auf Alu-Dibond enthält Logos sowie themenspezifische Fotos, einen einfachen erklärenden Text sowie eine textgefüllte Sprechblase. Eine Abbildung visualisiert die Maßnahme – wahrheitsgetreu, aber nicht abschreckend. Eine zweite Abbildung zeigt das erreichte Ergebnis – eine Art Blick in die positive Zukunft. Zum Thema Waldpflege wird z. B. ein Harvester in Aktion gezeigt; ergänzend dazu ein gepflegter Mischwald mit einer Person, die sich mit der Hand an einer dicken Douglasie abstützt.

Das Alu-Dibond-Schild ist themenspezi­fisch, für andere Themen (z. B. Wegebau) sind eigene Schilder nötig. Zwei leere Bereiche dienen als Platzhalter für austauschbare, laminierte DIN A4-Blätter. Dafür gibt es eine MS PowerPoint-Vorlage im entsprechenden Design, die eine ein­fache und schnelle Anpassung ermöglicht. Die Infoblätter können mit doppelseitigem Klebeband oder selbstklebenden Laminierfolien befestigt werden.

Situationsangepasste Informationen

Eines der beiden (auswechselbaren) laminierten Infoblätter befindet sich links neben den oben genannten Abbildungen zur Maßnahme. Darauf ist eine Person dargestellt, zu der eine Sprechblase mit einer kurzen Kernbotschaft gehört. Auf diese Weise erhält die forstwirtschaftliche Maßnahme ein menschliches »Gesicht«. In unserem Beispiel ist die Person ein Revierförster der Bayerischen Forstverwaltung, der für die Betriebsausführung im Kommunalwald zuständig ist. Die Dienstkleidung zeigt, dass es sich um einen Fachmann handelt und kennzeichnet die Maßnahme als eine fachlich berechtigte Aktion. Darunter stehen Name und Funktion. Für die weiteren Kontaktdaten werden die direkten beruflichen Kontaktdaten der Ansprechperson eingetragen oder die Daten einer Zwischeninstanz, wie z. B. ein Funktionspostfach. So erreichen Einwände, Befürchtungen und Unmut schnell die »Baustellenverantwortlichen«. Idealerweise können diese rasch reagieren, bevor negative Darstellungen z. B. in Zeitungen oder als Posts im Internet veröffentlicht werden. So lassen sich Vorurteile und unbegründete Vorwürfe abfangen, bevor sie sich zu öffentlichen Protesten aufschaukeln.

Rechts unten ist Platz für ein zweites laminiertes Blatt: Möglich wären hier Angaben zur voraussichtlichen Dauer der Absperrung, zu Hintergründen der konkreten Maßnahme, zu Ausweichrouten, etc. Es kann aber auch ein QR-Code ergänzt werden, der auf eine Internetseite mit weiteren Informationen führt. Denkbar wäre hier zum Beispiel eine digitale Alternativroute für eine Karten-App.

Die Sperrung dauert nur wenige Tage und dient der Fällung gefährlicher Bäume. Eine Alternativroute ermöglicht den einfachen Anschluss an den geplanten Weg. Die Information zeigt: Die Anliegen der Waldbesucher werden ernst genommen, die Maßnahme ist gut begründet.

Das Absperr-Banner – vor Gefahren schützen ohne zu bedrohen

Vorlage der Wegsperrung mit "Achtung Baumfällung"Zoombild vorhanden

Abb. 2: Das Banner kommuniziert klar die Absperrung, ohne den Schwerpunkt auf Verbot oder negative Konsequenzen bei Zuwiderhandlungen zu legen.

Das Banner (Abbildung 2) hat die Maße 0,8 m x 3,0 m und passt im Design zum Schild. Über metallverstärkte Ösen kann es mit Hilfe von Schnüren an benachbarten Bäumen so angebracht werden, dass es die Forststraße überspannt.

Auf dem Banner wird das Passierverbot über Symbole dargestellt, damit auch Menschen, die den Text nicht lesen können, klar gewarnt werden. Es geht darum, dass das Durchgangsverbot von jeder Person verstanden wird. Der Text soll nicht bedrohen, aber klar und zugewandt die Sperrung kommunizieren: »Achtung Baumfällung! Durchgang gesperrt – zu Ihrer Sicherheit!« und »Vielen Dank für Ihr Verständnis!«. Es wird deutlich, dass es sich um einen Service zur Sicherheit der Wegenutzer handelt. Entgegengebrachte Akzeptanz wird wertgeschätzt.

Auf dem Banner wird das Passierverbot über Symbole dargestellt, damit auch Menschen, die den Text nicht lesen können, klar gewarnt werden. Es geht darum, dass das Durchgangsverbot von jeder Person verstanden wird. Der Text soll nicht bedrohen, aber klar und zugewandt die Sperrung kommunizieren: »Achtung Baumfällung! Durchgang gesperrt – zu Ihrer Sicherheit!« und »Vielen Dank für Ihr Verständnis!«. Es wird deutlich, dass es sich um einen Service zur Sicherheit der Wegenutzer handelt. Entgegengebrachte Akzeptanz wird wertgeschätzt.

Die Kosten für die Produktion richten sich nach der Stückzahl. Bei zehn Exemplaren kostet ein Schild etwa 50 Euro und ein Banner rund 75 Euro – jeweils inklusive Mehrwertsteuer. Für das Schild kommen geringfügige Zusatzkosten für die aufzuklebenden laminierten DIN A4 Seiten hinzu. Je nach Vorgehensweise werden Spanngurte, Pflöcke, Schrauben und Seile für Aufspannen und Befestigen benötigt.

Weitere Kommunikationsmaßnahmen

Abgesperrter Waldweg mit Holzerntemaschienen im HintergrundZoombild vorhanden

Abb. 3: Schild und Banner in Aktion (© M. Gottsche)

Neben der Baustellenkommunikation, – d. h. an der konkreten Absperrung im Wald – ist sehr oft auch Kommunikation vor und nach der forstlichen Maßnahme sinnvoll. Mancherorts sind Bürger und einschlägige Vereine zu Vorgesprächen eingeladen oder es werden Exkursionen und Dialoge direkt vor Ort im Maßnahmengebiet angeboten. Auch in Zeitungen und über Beiträge in sozialen Medien können Gründe für eine konkrete Maßnahme kommuniziert werden. Im Nachgang kann ein Ergebnisbericht erfolgen. Ein hoher Aufwand für die Waldbewirtschafter, der aber notwendig ist, um den Rückhalt in der Bevölkerung zu sichern. Die Absperrung selbst, der konkrete Ort der Maßnahme, ist aber der eigentliche »Hotspot«; hier setzen Schild und Banner an.

Zurzeit werden am AELF Tirschenreuth-Weiden i.d.OPf. weitere Themenschilder entwickelt. Auf Nachfrage erhalten Forstliche Zusammenschlüsse im Amtsgebiet angepasste Vorlagen zur zielgerechten Kommunikation ihrer geplanten Maßnahmen. Eine finanzielle Förderung erfolgt nicht. Je mehr Akteure auf Akzeptanz und Verständnis für nachhaltige Forstwirtschaft hinwirken, umso besser.

Unterstützungsangebot der LWF

Die LWF bietet den Ämtern Unterstützung bei der Gestaltung von Kommunikationsmedien an. Sollte aktuell fachliche Begleitung gewünscht sein oder Fragen zur Baustellenkommunikation bestehen, steht die LWF den ÄELFs beratend und unterstützend zur Seite.

Parallel arbeitet die LWF an der Entwicklung einheitlich gestalteter Vorlagen, die modulare Komponenten enthalten und eine gezielte Individualisierung ermöglichen. Ziel ist ein Kommunikationsdesign mit hohem Wiedererkennungswert, das gleichzeitig flexibel an lokale Gegebenheiten angepasst werden kann.

Zukünftig sollen alle Ämter durch verschiedene Kommunikationsmedien für Veranstaltungen und Ausstellungen unterstützt werden – geplant sind unter anderem Beachflags, Roll-ups, Banner und Fahnen.

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Weiterführende Informationen

Autoren

  • Günter Dobler
  • Martin Gottsche
  • Holger Kirsch
  • Andrea Sauer
  • Stephan Stangl
  • Noah Argauer