Markus Kölbel
Erholung mit Konzept - LWF-aktuell 111
»Regionale Erholungskonzepte« der BaySF – notwendig und bewährt
Vor zehn Jahren haben die Bayerischen Staatsforsten die ersten »Regionalen Erholungskonzepte« in ihren Forstbetrieben erarbeitet und diese bei Bedarf fortgeschrieben. Resümee nach zehn Jahren: Die »Regionalen Erholungskonzepte« der Bayerischen Staatsforsten haben sich als Instrument zur Steuerung der gemeinwohlorientierten Erholung im Staatswald bewährt.
In Bayern ist vieles ein bisschen anders. So hat auch der Freistaat eine eigene Verfassung, in der nach Artikel 141 »der Genuss der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, insbesondere das Betreten von Wald und Bergweide« und »die Aneignung wildwachsender Waldfrüchte« jedermann gestattet ist. Das Bayerische Naturschutzgesetz (BayNatSchG) und das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) greifen dieses Grundrecht auf und präzisieren es hinsichtlich Art und Umfang sowie der Eigenverantwortung der Erholungssuchenden.
Für den Staatswald wird die Sicherung und Verbesserung der Erholungsfunktionen explizit in Art. 18 BayWaldG sowie in Art. 3 Staatsforstengesetz (StFoG) gefordert. Bei der letzten Änderung des Waldgesetzes für Bayern 2005 wurden die »besonderen Gemeinwohlleistungen« im Staatswald gesetzlich verankert [Art. 22 (4) BayWaldG und Art. 3 (2) StFoG]. Für Maßnahmen, die über die vorbildliche Waldbewirtschaftung hinausgehen, erhalten die Bayerischen Staatsforsten Zuwendungen vom Freistaat Bayern. Hierzu gehören Investitionen in Einrichtungen zur Sicherung und Verbesserung der Erholungsfunktion sowie die Bereitstellung besonders ausgewiesener Erholungswege und Parkplätze.
Erholung im Reigen der Nachhaltigkeit
Abbildung 1: Burgruine Speckfeld
(Foto: Bayerische Staatsforsten)
Dabei gilt es, die verschiedenen Ansprüche abzustimmen, die gleichzeitig an die Wälder, Wege und sonstigen Flächen gestellt werden. Die Forstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten haben daher in den Jahren 2006/2007 »Regionale Erholungskonzepte « erarbeitet, in denen die vorhandenen Erholungseinrichtungen erfasst und bewertet sowie Visionen für die Weiterentwicklung der Erholungsschwerpunkte entworfen wurden.
Dabei war es notwendig, mit den Partnern vor Ort zu kommunizieren, insbesondere mit der Bayerischen Forstverwaltung und den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Landratsämtern und Gemeinden, Naturparkvereinen, Tourismusverbänden sowie den Vertragspartnern für die Erholungseinrichtungen. Die »Regionalen Erholungskonzepte« sind seitdem ein notwendiger Baustein für die Förderung von Erholungseinrichtungen im Staatswald über die besonderen Gemeinwohlleistungen (bGWL).
Wie haben sich die Erholungskonzepte bewährt?
Abbildung 2: Der Steinbruch-Rundwanderweg in Kirchenlamitz (Forstbetrieb Selb) (Foto: Bayerische Staatsforsten)
In den vergangenen Jahren ist es gelungen, den sehr emotionalen Umgang etwas zu beruhigen. Ein Schlüssel dazu war und ist vor allem der Dialog, das Aufeinander-Zugehen. Und natürlich, dass Lösungen angeboten wurden.
Dazu zählen unter anderem die »Regionalen Erholungskonzepte« für die Forstbetriebe oder auch die Rahmenvereinbarungen mit dem Landesverband der Gebirgs- und Wandervereine sowie dem Deutschen Alpenverein. Mit der Umsetzung von Erholungsprojekten haben sich die Bayerischen Staatsforsten zusehends als verlässlicher Partner in den Regionen etabliert.
Erhebliche Investitionen in das Forstwegenetz haben gleichfalls dazu beigetragen. Zudem wurden die Prozesse der Holzernte und die anschließende Abfuhrlogistik weiter professionalisiert. Die zeitnahe Wiederherstellung eines geeigneten Zustandes der Erholungswege ist ein etablierter Bestandteil dieser Prozesskette.
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Neben dem weiteren Großprojekt »Weltwald « (früher Landesarboretum im Kranzberger Forst bei Freising) wurden seither auch mehrere hundert größere und kleinere Projekte in allen Landesteilen realisiert (Beispiele: siehe Infokasten Ausflugsziele und Beitrag Spielvogel in diesem Heft S. 17–19). Schwerpunkte waren häufig Lehrpfade, die renoviert oder neu angelegt und nach neuen erlebnispädagogischen Erkenntnissen gestaltet wurden. Viele »Baustellen« sind somit im wahrsten Sinne des Wortes abgearbeitet.
Forstverwaltung und Bayerische Staatsforsten arbeiten auf Grundlage der bewährten Richtlinie für Zuwendungen im Rahmen der besonderen Gemeinwohlleistungen im Staatswald des Freistaats Bayern (bGWLR 2014) sehr professionell zusammen. Bezogen auf den Verwaltungskostenanteil sind die bGWL daher auch eines der effektivsten Förderprogramme. Rationalisierungsspielräume sind noch bei der Abwicklung der Qualitätspauscha len für die Bereitstellung von Erholungswegen und Parkplätzen durch Etablierung digitaler Standards und entsprechender Austauschplattformen zu erkennen.
Neue Herausforderungen
Abbildung 3: Aussichtsturm auf dem Dreistelzberg (Foto: Jörg Braukmann, wikipedia, CC-BY-SA 4.0)
Ein gesellschaftlicher Trend ist die weitere Individualisierung, verbunden mit einem Rückgang von organisierten Formen der Freizeitgestaltung (z. B. Geocaching, Klettern oder Mountainbiken).
Internet und Social Media schaffen hier neue Möglichkeiten, lose »Communities« etablieren sich, Informationen können einfach ausgetauscht werden. Über den »Verstärker« Soziale Medien können wir einen direkten Austausch mit diesen Communities pflegen und sie zugleich als »Monitoringinstrument « über neueste Entwicklungen in bestimmten Bereichen nutzen.
Exemplarisch kann hier das Thema Mountainbiken – ein riesiger Markt mit zahlreichen Spielarten – genannt werden. Die Nachfrage für sogenannte Trails steigt und lässt sich auch durch Verbote nicht aufhalten.
Um dies zu kanalisieren, wird inzwischen beispielsweise mit Tourismusverbänden über verträgliche Lösungen zu neuen Angeboten verhandelt.
Abbildung 4: Der Weltwald in Freising (Foto: Bayerische Staatsforsten)
Unabhängig von solch drastischen Empfehlungen entwickeln sich die Erholungslandschaft und die beteiligten Akteure weiter. Dieser neue individuelle Nutzungsdruck bedeutet für unsere Forstbetriebe, dass neben der bisherigen Fortschreibung von Änderungen auch umfangreichere Überarbeitungen der »Regionalen Erholungskonzepte « notwendig werden.
Ein Interview mit dem Leiter des Forstbetriebes Fichtelberg gibt Einblicke in erste Erfahrungen. Die ständige Kommunikation mit Partnern ist einer der Schlüssel für die weitere naturverträgliche Erholungsnutzung im Staatswald.
»Noch Wünsche offen?«
Ein Gespräch mit Winfried Pfahler, Leiter des BaySF-Forstbetriebs Fichtelberg
Winfried Pfahler,
Leiter des BaySF-Forstbetriebs
Fichtelberg (Foto: M. Hertel)
Winfried Pfahler: Ich bin hier seit sieben Jahren Betriebsleiter. Die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald und an uns nehmen ständig zu. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns dem aktiv stellen und die Wünsche und Anregungen berücksichtigen müssen. Das kann nur in einem Dialog erfolgen. Im Fichtelgebirge sind letzte Auerwildbestände heimisch, auch Rotwild. Da müssen wir uns dann fragen, auf welchen Flächen der Schutzzweck überwiegt und wo wir auf keinen Fall Unruhe und Störungen gebrauchen können.
Winfried Pfahler: Zur Vorstellung des evaluierten Erholungskonzepts haben wir Vertreter aus Politik, Sportvereinen und Tourismusverbänden eingeladen. Die Rückmeldungen waren sehr positiv. Das ist natürlich dann auch eine super Motivation, wenn gesehen wird, was die Kollegen tagtäglich leisten. Das war auch ein wichtiges Argument für die Evaluierung: Wir wollten einfach mal zeigen, welche Leistungen der Forstbetrieb für die Gesellschaft erbringt.
Zusammenfassung
Abbildung 5: Der Forstenrieder
Park war einst Mittelpunkt
feudalen Jagdvergnügens.
(Foto: Bayerische
Staatsforsten)
Die »Regionalen Erholungskonzepte« der Forstbetriebe sind dazu eine wesentliche Grundlage. Diese werden aufgrund sich ständig verändernder Herausforderungen periodisch aktualisiert.
Probate Mittel sind dabei vor allem der Dialog, die verstärkte Kommunikation und attraktive Angebote.
Der Wald – Bayerns größtes Freilichtmuseum
Da gibt es den Erlebnispfad, der die Sinne schärft, Waldspielplätze für die Kleinen, Aussichtstürme, von denen man seinen Blick über die Landschaft schweifen lassen kann, aber auch gemütliche Berghütten oder lauschige Grillplätze, die Lust auf eine Rast machen.
Hinzu kommen mehr als 90 Stätten kulturellen Erbes, denkmalgeschützte Kapellen, Burgruinen und Jagdhäuser. Die Auswahl an Ausflugszielen ist riesig, für Kunstliebhaber, Tierfreunde, Familien und Geschichtsinteressierte.