Friedrich Wühr
Forstbetriebe trotzen Sturm und Trockenheit - LWF aktuell 113
Testbetriebsnetz Forst: Forstbetriebe bleiben 2015 in der Gewinnzone
Läutete das Sturmtief »Niklas« das Ende der goldenen Jahre für die Forstbranche ein? Es war in der Tat alles andere als ein Erfolg versprechender Auftakt: Sturm Niklas bescherte – zumindest regional – große Mengen an Schadholz – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Holzpreis. Dann folgte ein außergewöhnlich trockener Sommer mit drohender Borkenkäferkalamität. Unter diesen nicht gerade günstigen Vorzeichen starteten die Forstbetriebe in das Wirtschaftsjahr 2015.
Am 31. März 2015 fegte das Orkantief »Niklas« über Deutschland hinweg und hinterließ auch in Bayerns Wäldern zum Teil erhebliche Sturmschäden. Die großen Sturmholzmengen drückten die Holzpreise nach unten. Keine guten Aussichten für ein erfolgreiches Forstwirtschaftsjahr 2015. Doch die konjunkturelle Lage in Deutschland mit ihrem soliden und stetigen Wirtschaftswachstum machte vieles wett.
Der Geschäftsklimaindex für Holzgewerbe und Holzgroßhandel befand sich auf hohem Niveau. Der anhaltende Bauboom sorgte für rege Nachfrage auf dem Holzmarkt. Wie sich am Ende des Tages die Forstbetriebe in diesen unruhigen Zeiten behaupten konnten, zeigen die Auswertungen des Testbetriebsnetzes.
Wozu dient das Testbetriebsnetz Forst?
Mit dem Testbetriebsnetz Forst (TBNForst) wurde eine wichtige Datengrundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in der Forstwirtschaft geschaffen. Darüber hinaus können, was für die Betriebe von großer Bedeutung ist, die Leistungen, aber auch die Kosten des gesamten Forstsektors abgebildet werden. Für die forstpolitischen Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene gilt das TBN-Forst als wichtige und zuverlässige Datenquelle. Voraussetzung hierfür ist die freiwillige Teilnahme möglichst vieler Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes.
Zahl der Teilnehmer leicht gestiegen
Deshalb ist es erfreulich, dass im Erhebungsjahr 2015 wieder mehr bayerische Forstbetriebe daran teilgenommen haben. So konnte die Datensammlung des Testbetriebsnetzes im Forstwirtschaftsjahr 2015 von 18 Privatwald- und 30 Körperschaftswaldbetrieben fortgeschrieben werden. Die Meldebetriebe repräsentierten die vielfältigen Produktionsbedingungen in Bayern.
Um fundierte und differenzierte Aussagen über die standörtlichen oder holzartenspezifischen Gegebenheiten in den Eigentumsarten treffen zu können, aber auch um den zwischenbetrieblichen Vergleich zu gewährleisten, wurden die Betriebe nach den Kriterien Größenklasse, Hauptbaumart und Region eingeteilt (Tabelle 1).
Tabelle1: Verteilung der Teilnehmer nach Größenklasse, Regierungsbezirk und Hauptbaumart | | Privatwald | Körperschaftswald |
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Mittlere Holzbodenfläche [ha/Betrieb] | | 826 | 1096 |
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Größenklassen | | 11 | 10 |
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| GK 2: (≥ 500 ≥ 1000 ha ) | 3 | 10 |
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| GK 3: (≥ 1000 ha) | 4 | 10 |
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Regierungsbezirk | Unterfranken | 1 | 10 |
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| Oberbayern/Schwaben | 10 | 10 |
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| Niederbayern/Oberpfalz | 5 | 3 |
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| Ober-/Mittelfranken | 2 | 7 |
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Baumartengruppe | Fichte/Tanne/Douglasie | 13 | 11 |
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| Kiefer/Lärche | 1 | 4 |
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| Laubholz | 3 | 10 |
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| Übrige Betriebe | 1 | 5 |
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Regional deutlich höherer Holzeinschlag
Zoombild vorhanden
Abb.2: Entwicklung des Holzeinschlags in Privat-, Körperschafts- und Staatswald. (Grafik: LWF)
Zum Ende des ersten Quartals wurde der Holzmarkt durch das Sturmtief »Niklas« gehörig durchgerüttelt. Obwohl dieses Schadereignis regional auftrat und besonders den südlichen Landesteil betraf, verhieß dies anfangs nichts Gutes. Die Forstbetriebe waren erstmals nach Jahren wieder gezwungen, größere Mengen an Schadholz aufzuarbeiten und zu deutlich schlechteren Bedingungen zu vermarkten.
Doch die anhaltend starke Binnenkonjunktur, mit ausgelöst durch das Flaggschiff des Baugewerbes, den Wohnungsbau, löste einen regelrechten Nachfrageschub aus. Daher boten sich der Forstwirtschaft doch noch beste Absatzmöglichkeiten, weshalb sich der Holzmarkt auch rasch stabilisieren konnte. Am Ende dieses unruhigen Jahres fiel der Holzeinschlag in allen drei Besitzarten im Vergleich zum Vorjahr höher aus (Abbildung 2).
Im Privatwald stieg der Holzeinschlag um 1,1 Festmeter (+11 %) auf 7,5 Festmeter je Hektar (Fm/ha) Holzbodenfläche an. Deutlicher nahm er im Körperschaftswald zu. Mit 9,0 Festmeter je Hektar Holzbodenfläche erreichte er den höchsten Stand im Betrachtungszeitraum. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das eine Steigerung um 2,3 Festmeter je Hektar (+ 34 %). Im Staatswald wurden mit 7,5 Festmetern je Hektar um 0,5 Festmeter (+7 %) gegenüber 2014 mehr eingeschlagen.
Entsprechend den regionalen bzw. lokalen Schwerpunkten des Sturmereignisses waren gravierende Unterschiede bei der Erntemenge sowohl in den Regionen als auch bei den Baumartengruppen festzustellen. Deutlich wird dies, wenn man, wie in Abbildung 3 bis 5 dargestellt, den Holzeinschlag der Fichtenbetriebe mit dem der Laubholzbetriebe und die Einschlagshöhe in den Regierungsbezirken gegenüberstellt. Die Fichtenbetriebe des Privatwaldes übertrafen mit dem Einschlag von 7,7 Festmeter je Hektar deutlich die Laubholzbetriebe (5,7 Fm/ha).
Das meiste Holz wurde mit 8,3 Festmeter je Hektar in den Regierungsbezirken Oberbayern/ Schwaben und von den Betrieben der Größenklasse 3 (8,2 Fm/ha) eingeschlagen. Auch im Körperschaftswald verzeichneten die Fichtenbetriebe mit 13,9 Festmeter je Hektar einen fast dreimal höheren Einschlag als die Laubholzbetriebe (4,8 Fm/ha). Regional fielen die deutlich größeren Holzmengen in der südlichen Landeshälfte an.
Abb.3: Holzeinschlag des Privat (rot)- und Körperschaftswaldes (grün), differenziert nach Baumart, Regierungsbezirk und Größenklasse. (Grafik: LWF)
Ertragslage bleibt insgesamt gut
Trotz der zunächst widrigen Startbedingungen blieb die allgemeine Ertragslage der bayerischen Meldebetriebe auch im fünften Jahr in Folge gut (Abbildung 5). Zu verdanken war dies in erster Linie dem hohen Holzeinschlag und der konstant anhaltenden Nachfrage nach Rohholz. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gesamtertrag (Produktbereiche 1–5) im Privatwald um 53 Euro auf 550 Euro je Hektar.
Im Körperschaftswald erreichte er mit 644 Euro sogar den Zehnjahreshöchstwert. Entgegen den anfänglichen Befürchtungen kam es trotz Sturmholz und Käferbefall nicht zu einem größeren Holzpreisverfall. Dennoch mussten Einbußen hingenommen werden, was für die Privatbetriebe einen Rückgang beim Holzerlös (ohne Selbstwerber) um 8 Euro auf 68 Euro je Festmeter zur Folge hatte.
Im Einzelnen wurde für die Fichte 70 Euro je Festmeter (2014: 71 €/Fm), die Kiefer 47 Euro je Festmeter (2014: 42 €/Fm), die Buche 40 Euro je Festmeter (2014: 57 €/ Fm) und die Eiche 64 Euro je Festmeter (2014: 96 €/Fm) erzielt. Die Körperschaftswaldbetriebe erlösten mit 75 Euro je Festmeter (ohne Selbstwerber) hingegen zwei Euro mehr als im Vorjahr. Baumartenbezogen erzielten sie für die Fichte 75 Euro je Festmeter (2014: 78 €/Fm), für die Kiefer 57 Euro je Festmeter (74 €/Fm), für die Buche 51 Euro je Festmeter (2014: 48 €/Fm) und für die Eiche 61 Euro je Festmeter (2014: 53 €/ Fm).
Sturm- und Käferschäden führten zu höherem Aufwand
Schadereignisse hinterlassen immer Spuren. Die Aufarbeitung von Sturm- und Käferholz fordert ihren Tribut. Wie aus dem »Lagebericht« des TBN-Forst hervorgeht, schlug sich das im erhöhten betrieblichen Aufwand nieder (Abbildung 5). Dieser nahm bei den Betrieben des Privatwaldes um 23 Euro auf 335 Euro je Hektar zu. Jedoch belegt nicht, wie aufgrund des erhöhten Einschlages anzunehmen wäre, der Aufwand für die Holzernte mit 109 Euro je Hektar (2014: 92 €/ha) die Spitzenposition, sondern der Verwaltungsaufwand schlägt mit insgesamt 127 Euro je Hektar (2014: 127 €/ha) kräftig zu Buche. Steigende Tendenz auch bei den Löhnen (+ 9,4 %) und Gehältern (+9,2 %), beim Materialaufwand (+22 %) und beim Unternehmereinsatz (+11 %). Im Durchschnitt wurden 3,2 Arbeitskräfte je 1.000 ha (2014: 2,6) beschäftigt.
Auch bei den Betrieben des Körperschaftswaldes war der Aufwand insgesamt höher. Beim Gesamtaufwand von 465 Euro je Hektar (2014: 439) stand hier der Aufwand für die Holzernte mit 162 Euro je Hektar (2014: 122 €/ha) an erster Stelle, es folgte mit 160 Euro je Hektar (2014: 168 €/ha) der Verwaltungsaufwand.Leicht rückläufig waren Löhne (–4,4 %) und Gehälter (–1,4 %). Gestiegen ist der Aufwand für den Unternehmereinsatz um 34 %, bei den sonstigen Kostenarten stieg der Aufwand um 39 % an. Die Zahl der regelmäßig beschäftigten Waldarbeiter sank auf 3,5 AK/1.000 ha (2014: 3,7).
Rückblick auf gutes Geschäftsjahr
Das Jahr 2015 war für die Forstbranche alles andere als ein leichtes und normales Arbeitsjahr, denn die Herausforderungen (Sturmholzaufarbeitung, Trockenheit und Borkenkäferbefall) waren enorm. Summa summarum konnten die Forstbetriebe jedoch an die guten Abschlüsse der Vorjahre anknüpfen und ein befriedigendes bis sogar gutes Gesamtergebnis verbuchen (Abbildung 5).
Im Erhebungszeitraum mussten die Meldebetriebe des Privatwaldes zwar einen Rückgang beim Holzerlös um fast 11 Prozentpunkte und Steigerungen beim Aufwand hinnehmen, konnten diesen aber aufgrund des um 17 % höheren Einschlages wieder wettmachen und den Reinertrag I um 16 % steigern. Dabei konnten fast 90 % des Kollektivs einen positiven Reinertrag I erwirtschaften. Über die Hälfte (56 %) der Teilnehmer lag mit ihrem Betriebsergebnis über dem Durchschnitt von 215 Euro je Hektar. Es handelte sich dabei fast ausschließlich um Fichtenbetriebe mit überdurchschnittlich hohen Einschlägen.
Bei einem Drittel fiel die Bilanz zwar positiv aus, lag aber teilweise deutlich unter dem Mittelwert. Lediglich bei zwei Teilnehmern war der Reinertrag I negativ. Auf Rekordkurs befanden sich die Körperschaftswaldbetriebe. Sie bilanzierten als Langzeithoch das Rekordergebnis von 180 Euro je Hektar. Das bedeutete einen Anstieg um 67 % zum Vorjahr. Der Holzerlös erreichte mit 75 Euro je Festmeter ebenfalls den Spitzenwert.
Die Situation im Körperschaftswald bedarf jedoch der differenzierten Betrachtung. Zwar konnten 23 von 30 Teilnehmern positiv abschließen. Davon lagen sieben erheblich über dem Durchschnittswert von 180 €/ha, fünf im Bereich dessen und elf zum Teil deutlich darunter. Gravierende Unterschiede zeigten sich beim Vergleich der Baumartengruppen. Höchstes Niveau erreichten wieder die Fichtenbetriebe mit 414 Euro je Hektar. Damit konnten weder die Laubholzbetriebe (38 €/ha) noch die Übrigen Betriebe (88 €/ha) konkurrieren.
Eine, wenn auch knappe, positive Bilanz zogen die Kiefernbetriebe (3 €/ha). Beim Vergleich der Regierungsbezirke zeichnete sich eine Zweiteilung innerhalb Bayerns ab, die in einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle ihren Ausdruck fand. Die Teilnehmer aus Niederbayern/Oberpfalz erwirtschafteten 471 Euro je Hektar, die aus Oberbayern/Schwaben 278 Euro je Hektar. In Nordbayern lagen die Teilnehmer aus Unterfranken bei 117 Euro je Hektar. Das untere Ende markierten Ober-und Mittelfranken mit 5 Euro je Hektar.
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