Holger Hastreiter
Holzeinschlag 2020: Erneut mehr Schadholz als Frischholz - LWF aktuell 131

Vom Wind umgeworfene NadelbäumeZoombild vorhanden

Abb. 1: Schäden nach Orkan »Sabine« (Foto: S. Gößwein)

Vielen Waldbesitzern ließ die angespannte Schadholzsituation auch 2020 keine Zeit zum Durchatmen – denn bereits im Februar sorgte der Orkan Sabine für Nachschub an Schadholz und Arbeit. Durch das Sturmholz und den notwendigen Einschlag von vorgeschädigten und durch Schadorganismen akut befallenen Bäumen entstand auch 2020 ein sehr hoher Schadholzanfall. Insgesamt ist im vergangenen Jahr bei einer Gesamtmenge von 18 Millionen Festmetern eine Schadholzmenge von 10,7 Millionen Festmetern eingeschlagen worden.

Die Einschlagserhebung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ergab für 2020 eine Holzmenge von 11,77 Mio. Festmetern im Privatwald und 1,47 Mio. Festmetern im Körperschaftswald. Die Einschlagsmengen sind somit im Privatwald um 6 % gesunken und im Körperschaftswald um 5 % gestiegen. Aus dem Staatswald (mit Nationalparken) wurden 4,69 Mio. Festmeter gemeldet.
Der Holzanfall war damit um 3 % geringer als 2019. Im Bundeswald wurden 0,1 Mio. Festmeter genutzt, was einen Rückgang von 21 % bedeutet. Der Gesamteinschlag mit 18,03 Mio. Festmetern war um 5 % niedriger als im Vorjahreszeitraum. Abbildung 2 informiert über die eingeschlagenen Holzmengen der vergangenen drei Jahre zum einen nach der Waldbesitzart und zum anderen, jeweils bezogen auf den bayerischen Gesamtwald, nach den Baumartengruppen und den ausgehaltenen Sortimenten.
Die während der drei Jahre über alle Besitzarten angefallenen kalamitätsbedingten Holznutzungen sind, nach Schadursache getrennt, ebenfalls dargestellt. Neu im Jahr 2020 ist die Trennung der Schadkategorien »Trockenheit« und »Pilzbefall«. Bis 2019 wurden diese Schadursachen unter einem Oberpunkt zusammengefasst.

An der Umfrage zum Holzeinschlag haben 649 Privatwald- und 555 Körperschaftswaldbetriebe teilgenommen. Gemäß der gesetzlich verankerten Einschlagsstatistik werden in der Erhebung vier Baumartengruppen unterschieden:
  • Fichtengruppe mit Fichte, Tanne, Douglasie
  • Kieferngruppe mit Kiefer und Lärche
  • Eichengruppe mit Stiel-, Trauben- und Roteiche
  • Buchengruppe mit Buche und allen übrigen Laubholzarten
Tabelle 1: Baumartenvertei­lung und deren Verände­rung in den Besitzarten

* in Tsd. Efm o. R.

BesitzartFichte [Efm. o. R.]*Kiefer [Efm. o. R.]*Eiche [Efm. o. R.]*Buche [Efm. o. R.]*
Privatwald9.097 (-5 %)1.303 (-14 %)100 (-40 %)1.271 (-4 %)
Körperschaftswald1.096 (+ 20 %)126 (-21 %)40 (-41 %)209 (-21 %)
Staatswald3.222 (-2 %)577 (-6 %)105 (-9 %)788 (-5 %)
Bundeswald54 (-19 %)19 (-37 %)2 (+ 51 %)23 (-12 %)
Gesamtwald13.469 (-3 %)2.025 (-12 %)247 (-30 %)2.291 (-6 %)
Tabelle 2: Sortimentsvertei­lung und deren Verände­rung in den Baumarten­gruppen

* in Tsd. Efm o. R.

BesitzartNadelstammholz [Efm. o. R.]*Laubstammholz [Efm. o. R.]*Industrieholz [Efm. o. R.]*Energieholz [Efm. o. R.]*
Privatwald5.262 (-1 %)151 (+9 %)405 (- 52 %)5.730 (-6 %)
Körperschaftswald839 (+14 %)64 (- 38 %)214 (+38 %)297 (-17 %)
Staatswald2.858 (+5 %)175 (-11 %)471 (-30 %)619 (-9 %)
Bundeswald41 (-16 %)4 (+29 %)21 (-10 %)26 (-38 %)
Gesamtwald9.000 (+2 %)394 (-11 %)1.111 (-34 %)6.672 (-7 %)
Tabelle 3: Sortimentsverteilung und deren Veränderung gegenüber 2018 in den Baumartengruppen

* in Tsd. Efm o. R.

BaumartStammholz [Efm. o. R.]*Industrieholz [Efm. o. R.]*Energieholz [Efm. o. R.]*
Fichte8.119 (+ 5 %)623 (- 43 %)4.236 (-8 %)
Kiefer881 (-19 %)133 (-32 %)904 (-3 %)
Eiche81 (-22 %)22 (-37 %)110 (- 37 %)
Buche313 (-8 %)333 (-12 %)1.422 (-5 %)
Gesamtwald9.394 (+2 %)1.111 (-34 %)6.672 (-7 %)
Innerhalb dieser Gruppierungen wird die Holzmenge in Erntefestmetern ohne Rinde (Efm. o. R.) nach Stamm-, Industrie- und Energieholz (Scheitholz und Hackschnitzel) aufgeteilt erhoben. Tabelle 1 gibt für alle Besitzarten und den Gesamtwald Bayerns einen Überblick über die Einschlagsmengen in den Baumartengruppen. Der im Wald verbleibende Derbholzanteil (Durchmesser größer als 7 cm) ist in den Werten enthalten.

Die Prozentwerte zeigen die Veränderungen zum Jahr 2019. Angaben dahingehend, in welcher Menge und in welchem Verhältnis die Sortimente Nadel- und Laubstammholz, Industrieholz sowie Energieholz in den Besitzarten und auf der gesamten Waldfläche ausgehalten wurden und Informationen darüber, ob diese verglichen mit der Vorjahresmenge zu- oder abgenommen haben, können Tabelle 2 entnommen werden. Die Mengenverteilung der Sortimente innerhalb und zwischen den Baumartengruppen und deren Veränderung zeigt Tabelle 3. Die Zahlen beziehen sich dabei auf den bayerischen Gesamtwald.

Die Schadholzsituation 2020 im Jahresverlauf

Ein Säulendiagramm zeigt die Entwicklung des HolzeinschlagsZoombild vorhanden

Abb. 2: Holzeinschlag der Jahre 2018, 2019 und 2020

Zu Beginn des Einschlagsjahres waren viele Waldbesitzer noch mit der Aufarbeitung übrig gebliebener Käferbäume aus dem Vorjahr beschäftigt, als Anfang Februar der Orkan Sabine landesweit bereits wieder für weiteres Schadholz und damit zusätzliche Arbeit für die Waldbesitzer sorgte (Abbildung 1).
Da die verursachten Schäden überwiegend in Form von Gipfelbrüchen und Einzel- und Nesterwürfen auftraten, war das tatsächliche Ausmaß vorab nur schwer abzuschätzen. Bei nicht gefundenen oder zu spät aufgearbeiteten Bäumen bestand die Gefahr, weiteren möglichen Brutraum für die ohnehin hohe Borkenkäferpopulation zu schaffen – weshalb das Auffinden und Beseitigen gebrochener bzw. geworfener Bäume akribisch durchgeführt werden musste.
Nach einem Anfangs trockenen Frühjahr zeigte sich die Niederschlagssituation in Bayern zweigeteilt. Während es in Südbayern häufiger und zum Teil ergiebig regnete, blieben die Regenfälle im Norden aus. Die Niederschlagsmenge ist der entscheidende Parameter für die Widerstandskraft der Fichte gegen Käferbefall und spielt bei der Entwicklungsdauer der Borkenkäferbrut eine wichtige Rolle.
In einigen Regionen Nordbayerns gestaltete sich deshalb die Lage bis in den Spätsommer hinein dramatisch. Die Konstellation großer Käferausgangsbestand und durch trockene Witterungsverhältnisse stark geschwächte Fichtenwälder führte teilweise zur Auflösung ganzer Waldbestände. Der Massenanfall von Schadholz ließ regional die Holzabfuhr stocken und die Waldlager wachsen. Aus Waldschutzgründen wurden deshalb wieder größere Holzmengen in Nasslager und auf Zwischenlager mit Sicherheitsabstand zum Wald transportiert. Durch die geringeren Käferholzanfälle in den südlichen Teilen Bayerns konnten zum Jahresende hin die Holzlager in den Hauptschadensgebieten kontinuierlich abgebaut werden.

In der Summe betrachtet waren die außerplanmäßigen Holzanfälle 2020 lediglich 2 % geringer als in 2019 und beliefen sich damit am Jahresende auf 59 % des Gesamteinschlags. Die Schadholzzahlen für 2020 und deren Veränderungen gegenüber 2019 können, getrennt nach den Schadursachen, der Tabelle 4 entnommen werden. Für die erstmalig in diesem Jahr getrennt erfassten Schadkategorien »Trockenheit« und »Pilzbefall« wurde zur Ermittlung der prozentualen Veränderung gegenüber dem Vorjahreswert die Summe beider Kategorien herangezogen.
Tabelle 4: Schadholzmengen in den Besitzarten und de­ren prozentuale Verän­derung gegenüber 2019

* in Tsd. Efm o. R.

BesitzartSturm [Efm. o. R.]*Schnee [Efm. o. R.]*Insekten [Efm. o. R.]*Trockenheit [Efm. o. R.]*Pilzbefall [Efm. o. R.]* Summe [Efm. o. R.]*
Privatwald2.435 (+ 373 %)103 (- 91 %)3.625 (-13 %)823270(-26 %)7.257 (+/- 0 %)
Körperschaftswald320 (+ 412 %)8 (-90 %)431 (-6 %)9831( +5 %)887 (+23 %)
Staatswald1.029 (+119 %)43 (-90 %)1217 (-26 %)10796(-9 %)2.492 (-10 %)
Bundeswald11 (-71 %)0,3 (-90 %)40 (+ 1 %)64(+7)61 (-33 %)
Gesamtwald3.795 (+ 249 %)154 (-90 %)5.313 (-16 %)1.035401(-21 %)10.697 (-2 %)

Die Holzeinschlagserhebung im Privatwald – Hintergrund

Grundlage für die Frage nach dem Holzeinschlag ist das Agrarstatistikgesetz. Danach sind die Erzeugerbetriebe aller Besitzarten verpflichtet, jährlich Auskunft über die eingeschlagenen Holzmengen sowie über den Schadholzanteil und die Schadensursache zu geben. Seit 1999 führt die LWF im Auftrag des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diese Erhebung durch.

Dazu wurde ein mit dem Waldbesitzerverband und dem Bauernverband abgestimmtes Erhebungsverfahren mittels Fragebögen entwickelt. Grundlegender Unterschied zur Erhebung in den anderen Bundesländern ist, dass in Bayern die Teilnahme ausschließlich freiwillig erfolgt.
Das bedeutet: Kein Waldbesitzer ist verpflichtet, den Fragebogen auszufüllen. Selbstverständlich werden die erhobenen Daten anonym behandelt, keinen Dritten zugänglich gemacht oder für andere Zwecke verwendet.

Im Januar jeden Jahres versendet die LWF die Fragebögen zum Holzeinschlag des Vorjahres an mehr als tausend Waldbesitzer. Der Teilnehmerkreis reicht dabei vom mehrjährig bei der Holznutzung aussetzenden Kleinprivatwald mit einer Eigentumsfläche von wenigen hundert Quadratmetern bis zum Großprivatwaldunternehmen mit über tausend Hektar.

Nachdem die Daten aller Fragebögen an der LWF zusammengefasst und berechnet wurden, wird das Ergebnis für Bayern an das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung weitergeleitet. Über das Landesamt gehen die Daten an das Statistische Bundesamt, welche die Ergebnisse aller Bundesländer zusammenführt und letztendlich im Agrarbericht des Bundes veröffentlicht.

Zusammenfassung

Die jährliche bayerische Holzeinschlagsstatistik meldet für das Jahr 2020 ein Einschlagsvolumen von 18 Millionen Festmeter. Außergewöhnlich hoch war mit 10,7 Millionen Festmeter der Schadholzanfall. Die Einschlagssituation wird getrennt nach Besitzarten, Baumarten, Sortimenten und Schadursachen dargestellt. Die jahreszeitliche Entwicklung und Hintergründe zum Einschlagsverhalten werden diskutiert.

Neue Teilnehmer gesucht!
Um den gesetzlichen Auftrag der Holzeinschlagserhebung erfüllen zu können, ist die LWF auf die freiwillige Unterstützung durch die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer angewiesen. Neue Teilnehmer sind deshalb immer willkommen. Alle teilnehmenden Waldbesitzer leisten einen wichtigen Beitrag für die Holzaufkommensstatistik und für weitere grundlegende forst- und umweltpolitische Entscheidungen.

Telefon: 08161 4591-703

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