Walter Faltl, Hans Mages, Markus Neufanger, Alexander Schnell, Matthias Ernst und Christoph Riegert
Die Fichte im Bayerischen Staatswald – LWF Wissen 80
Wenngleich vom Klimawandel und durch Waldschutzrisiken besonders betroffen, ist die Fichte keinesfalls eine »Tabu-Baumart«, sondern eine Baumart von zentraler Bedeutung für den Aufbau gegenwärtiger wie künftiger Waldgenerationen.
Als häufigste Baumart im Bayerischen Staatswald prägt sie die Waldumbaubestrebungen der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) hin zu standortgemäßen, strukturreichen, stabilen und leistungsfähigen Mischwäldern, gilt vielerorts als eine Säule des so genannten »4-Baum-Konzepts« und spielt eine wichtige Rolle für die Holzvermarktung und den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens BaySF. Alte naturnahe Fichtenwälder oder Fichten als Strukturelemente für den Artenschutz sind integrative Bestandteile des Naturschutzkonzepts der BaySF. Am Beispiel des Waldgebiets des Jahres – dem Frankenwald – lässt sich die mittelfristige Forsteinrichtungsplanung eines Fichtenbetriebs der BaySF verdeutlichen.
Vorkommen und Bedeutung der Fichte im Bayerischen Staatswald
Abb. 1: Fichtenvorkommen (Grafik: Karte BaySF, Dr. Kay Müller)
Die Fichte kommt über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus in allen Regionen im Bayerischen Staatswald vor. Ihre Vorkommensschwerpunkte befinden sich im Alpen- und Voralpenraum, den östlichen Mittelgebirgen sowie in Schwaben.
Abbildung 1 zeigt das Fichtenvorkommen im Bayerischen Staatswald. Die mit 139 cm Brusthöhendurchmesser (BHD) stärkste Fichte im Bayerischen Staatswald findet sich am Forstbetrieb Ruhpolding (Inventur 2008).
Abb. 2: Altersklassenverteilung Fichte (Grafik: LWF)
Die Altersklassenverteilung der Fichte (Abbildung 2) zeigt, dass der Schwerpunkt der Fichtenfläche in der dritten bis fünften Altersklasse (41 bis 100-jährige Fichte) liegt. Die jüngeren Altersklassen nehmen ebenso wie ältere Fichten deutlich geringere Flächenanteile ein.
Mit mehr als 20.000 ha finden sich auf größerer Fläche auch Fichten mit einem Alter über 160 Jahre (Altersklasse IX+); der eindeutige Schwerpunkt liegt hier im Hochgebirge.
Bewirtschaftung von Fichten- und Fichtenmischbeständen im Bayerischen Staatswald
Mischwälder als waldbauliches Herzstück
Abb. 3: Naturnaher Fichten-mischwald (Foto: K. Huschik)
Denn strukturreiche Mischwälder
- sind widerstandsfähiger gegenüber biotischen (z. B. Insektenbefall) und abiotischen (z. B. Sturmwurf) Schäden und reagieren auf Störungen elastisch, das heißt sie erholen sich schneller,
- fördern die Biodiversität und sind daher Teil des integrativen Naturschutzkonzepts der BaySF,
- leisten grundsätzlich höhere Zuwächse als vergleichbare Reinbestände,
- sind wirtschaftlich leistungsfähig (vielfältiges Warenlager, betriebliche Flexibilität, verringertes Risiko) und erhöhen die Entscheidungsfreiheit künftiger Generationen,
- sind abwechslungsreich und attraktiv für die Erholung suchende Bevölkerung,
- erfüllen darüber hinaus noch weitere wichtige gesellschaftliche Ansprüche wie beispielsweise an den Wasser- oder Bodenschutz.
Abb. 4: Veränderung des Klimarisikos für die Fichte (Grafik: Karte BaySF, Dr. Kay Müller)
Während im Alpenraum oder den ostbayerischen Mittelgebirgen kaum bzw. nur ein leicht wachsendes Klimarisiko zu erwarten ist, zeichnet sich z. B. für die fichtenreichen Regionen im südlichen Jura, im Tertiären Hügelland und im Voralpenland eine deutliche Verschärfung des Klimarisikos ab. Der Schwerpunkt des Waldumbaus liegt daher auch in diesen Regionen mit hohen Fichtenvorkommen und gleichzeitig spürbar zunehmendem Klimarisiko (vgl. Abbildung 1 und Abbildung 4).
Eine zentrale waldbauliche Zielsetzung ist hierbei, fichtenreiche Bestände gemäß dem »4-Baum-Konzept« der BaySF in Mischbestände umzubauen, die nach Möglichkeit über mindestens vier Wirtschaftsbaumarten verfügen. Durch diesen bereits seit Jahren aktiv und konsequent vorangetriebenen Waldumbau nimmt der Anteil von Fichtenmischbeständen mit einer zielgerichteten Vorausverjüngung im Bayerischen Staatswald stetig zu.
Abb. 5: Vorrats- und Flächenentwicklung der Baumart Fichte im Bayerischen Staatswald. (Grafik: LWF)
Wichtige Ziele der nachhaltigen Betriebsplanung auf Ebene jedes einzelnen Forstbetriebs der BaySF sind hierbei, eine hohe Zuwachsleistung und damit ein entsprechendes Nutzungspotenzial sicherzustellen und zugleich Holzvorräte zur Risikominimierung und zum Aufbau bzw. Erhalt wichtiger waldbaulicher Strukturen auszusteuern. Auch in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten werden weiterhin große waldbauliche Anstrengungen und Aufwendungen für den Waldumbau erforderlich sein. In der Folge wird sich der Fichtenanteil im Bayerischen Staatswald insgesamt verringern:
Die angestrebte Baumartenzusammensetzung in 50 Jahren (ABZ) sieht BaySF-weit einen Fichtenanteil von 35 % und damit einen Rückgang um 8 %-Punkte (ausgehend von heute 43 %) vor. Dieser Flächenverlust bei Fichte soll zur Sicherung von Nadelholzanteilen durch eine verstärkte Beteiligung klimatoleranter Nadelbaumarten wie Weißtanne oder Douglasie zu einem möglichst großen Teil aufgefangen und so die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der klimastabilen Wälder nachhaltig gesichert werden.
Der in den zurückliegenden Jahren forcierte Waldumbau von Fichten(rein)beständen führte im letzten Jahrzehnt zu einem bemessenen Rückgang des Fichtenvorrats und der Fichtenfläche um jeweils rund 5 % (Abbildung 5). Trotz dieser Entwicklung wird die Fichte aber die prägende Baumart bei den BaySF bleiben und regional sowie standörtlich differenziert entweder als führende oder als Mischbaumart ihren Platz im naturnahen Waldbau behalten. Zunehmende Bedeutung gewinnen in den letzten Jahren Pflegeeingriffe unter dem Altholzschirm zur Sicherung der gewünschten Mischbaumarten. Insbesondere im Hochgebirge sichern die BaySF bei ausbleibender Naturverjüngung eine ausreichende Fichtenbeteiligung auch durch gezielte Kulturmaßnahmen und leisten so unter anderem einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Schutzfunktionen.
Richtlinie zur Bewirtschaftung von Fichten und Fichtenmischbeständen
Abb. 6: Grundsätze für die Bewirtschaftung von Fichten- und Fichtenmischbeständen im Bayerischen Staatswald (Grafik: LWF)
Um dieses waldbauliche Ziel zu erreichen, finden in den jüngeren Fichten- und Fichtenmischbeständen konsequente und frühzeitige Pflege- bzw. Durchforstungseingriffe statt, wobei die Entnahmen in mäßiger Stärke bei häufigem Turnus erfolgen. Ziel ist das Herausarbeiten von zunächst rund 100 vitalen, gesunden und gut geformten Zielbäumen (= Z1) je Hektar. Die Zielbäume bestehen aus Fichten und Mischbaumarten. Die Holzentnahmen erfolgen zuwachsoptimal:
Durch Entnahme echter Konkurrenten werden die Zielbäume (Z1) konsequent gefördert. Gleichzeitig bleiben in den unbearbeiteten Zwischenfeldern Bäume in unterschiedlichen Konkurrenzsituationen erhalten, die einen hohen flächenbezogenen Zuwachs leisten. Aus dem Zwischenfeld rekrutiert sich später die nächste Generation der Zielbäume (= Z2), die sukzessive die Z1-Bäume ersetzen. Das hier zur Anwendung kommende Konzept wird dann als »Strukturdurchforstung « bezeichnet, in der auch Z2-Bäume ab der Altdurchforstungsphase als spätere Z1-Nachfolger gezielt begünstigt werden.
Wichtigste Steuerungsgröße ist dabei die Einhaltung eines Zielvorratskorridors (auf besseren Standorten 300 bis 400 Efm/ha), um eine ausreichende Struktur und Stabilität zu gewährleisten. Im Idealfall entstehen so strukturreiche Mischbestände, welche innerhalb des Zielvorratskorridors in ein Fließgleichgewicht überführt werden. Waldbauliche Eingriffe dienen dann immer mehreren Zwecken (Ernte, Verjüngung, Strukturförderung, usw.). Bei Störungen in der Oberschicht können Zuwachsverluste durch darunter vorhandene Bestandsschichten abgepuffert werden.
Produktionsziel ist bei der Baumart Fichte normale Standardware. Differenziert nach Standort und Risiko gelten für die Z1-Bäume der Fichte auf stabilen Standorten je nach Wuchspotenzial Zielstärken von 45 bis 50 cm BHD; auf labilen Standorten und in geschädigten Beständen liegt die Zielstärke mit 40 bis 45 cm BHD darunter. Die Zielstärken kennzeichnen den Beginn der Z1-Nutzung, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, so dass der überwiegende Teil der Zielbäume stärkere Dimensionen erreichen wird (Zielstärkenkorridor). Die »Fichten-Richtlinie« eröffnet bei ausreichender Bestandesstabilität auch die Möglichkeit des »Quereinstiegs«, das heißt die Anwendung der Richtlinie in Beständen, die in der Vergangenheit nicht oder nach anderen Regeln behandelt wurden. Mischbaumarten können in das Behandlungskonzept problemlos integriert werden.
Auch für heute vorhandene Fichtenbestände, deren Standorte aufgrund von Klimaprognosen zukünftig kaum mehr für Fichte geeignet sind und welche vorsorglich in laubholzreiche Mischbestände umgebaut werden, kann die Richtlinie angewandt werden. Die Übersicht in Abbildung 6 fasst die Richtlinie der BaySF für die Bewirtschaftung von Fichten- und Fichtenmischbeständen im Bayerischen Staatswald zusammen. Orientiert am Bestandesalter und der Bestandesoberhöhe sind hierin für alle vier Nutzungsarten (JP = Jungbestandspflege, JD = Jungdurchforstung, AD = Altdurchforstung, VJN = Verjüngungsnutzung) die wesentlichen waldbaulichen Maßnahmen beschrieben.
Die Grundsätze für die Bewirtschaftung von Fichten- und Fichtenmischbeständen werden in den jeweiligen Forstbetriebsplanungen (Forsteinrichtung) umgesetzt. Zentrale Steuerungsfaktoren sind hierbei in langfristig zu bewirtschaftenden Beständen die Einhaltung des Zielvorratskorridors auf Einzel bestandsebene (abhängig von Standort, Baumartenzusammensetzung, Bestandsstabilität, Risikofaktoren, etc.), der frühzeitige Beginn verjüngungswirksamer Eingriffe und die Verjüngungszeiträume, welche sich bei stabilen Bestockungen über mehrere Jahrzehnte (bis zu 50 Jahre und mehr) erstrecken und von femelartigen Eingriffen geprägt sind. In instabilen oder alten Fichtenbeständen, die nicht langfristig bewirtschaftet werden können, wird der Vorrat zuwachspfleglich schrittweise abgebaut; ein dauerwaldartiges Bestandesgefüge kann dann erst aus der möglichst mischbaumartenreichen Nachfolgegeneration entwickelt werden.
Waldschutz und Störungen bei der Fichtenbewirtschaftung
Abb. 7: Einschlagsentwicklunmg der Baumartengruppe Fichte und Ursache zwangsbedingter Nutzungen. (Grafik: LWF)
Die realisierten Einschläge lagen vornehmlich sturm- und borkenkäferbedingt zum Teil deutlich über dem geplanten Hiebsatz. Insbesondere in und unmittelbar nach Sturmereignissen wie in den Geschäftsjahren 2007 (Sturm Kyrill), 2008 (Sturm Emma) oder im Geschäftsjahr 2015 (Sturm Niklas mit anschließendem Hitze-/Trockensommer) prägten Kalamitätsmengen den Einschlag der Fichte. Gut die Hälfte des kalamitätsbedingten Fichteneinschlags entsteht dabei in Folge von Sturmereignissen (Wurf und Bruch).
Die Erfahrung der zurückliegenden Jahre zeigt, dass beinahe in vergleichbarem Ausmaß Schäden durch Borkenkäferbefall nachfolgen. Sonstige Störungen wie Schnee-, Eis- und Duftbruch oder neuartige Waldschäden spielen mit einem Anteil von rund 5 % der zwangsbedingten Nutzung BaySF-weit eine eher untergeordnete Rolle.
Maßgeblich unterstützt werden die Forstbetriebe bei ihren Waldschutzbestrebungen durch das Zentrum für Energieholz, welches als Sondereinrichtung der BaySF Kronenmaterial und schwächeres Derbholz hackt und vermarktet. Dadurch kann dem Borkenkäfer in spürbarem Umfang potenzieller Brutraum entzogen werden. Durch einen abgestimmten Gesamtprozess im Borkenkäfermanagement von der Borkenkäfersuche über eine möglichst schnelle Aufarbeitung befallener Bäume und zeitnahe Abfuhr des Käferholzes bis hin zur wirtschaftlichen Vermarktung und Restholzverwertung gelingt es, die Schadholzmengen und die damit verbundenen waldbaulich und betriebswirtschaftlich negativen Auswirkungen zu begrenzen.
Das Borkenkäfermanagement wird flankierend durch moderne IT-gestützte Erfassungssysteme und Fachverfahren unterstützt. Zusätzlich ermöglicht das BaySF-weite Borkenkäferfrühwarnsystem eine zutreffende Einschätzung der aktuellen Schadsituation und -entwicklung und hilft bei Entscheidungsprozessen zur Aussteuerung des Holzflussmanagements (bevorzugte Abfuhr befallenen Holzes) oder des Fichtenfrischholzeinschlags (z. B. bei größerem Schadholzaufkommen durch Sturm und Borkenkäfer).
Fichtenwirtschaft der BaySF im Frankenwald, Waldgebiet des Jahres 2017
Abb. 8: Entwicklung der Flächenanteile der Baumarten der BaySF im Wuchsbezirk Frankenwald. (Grafik: LWF)
Der prognostizierte Klimawandel trifft die Fichte jedoch auch hier voraussichtlich weit mehr als andere Baumarten. Stürme, Borkenkäfer und vermehrte Trockenphasen führten in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang des »Brotbaums« der deutschen Forstwirtschaft. Der Orkan Kyrill, der am 18. Januar 2007 über den Frankenwald hinwegfegte, war das jüngste Großereignis, das zusammen mit dem nachfolgenden Borkenkäferbefall erhebliche Schadflächen sowie einen Schadholzanfall von über 800.000 Efm im Norden Bayerns verursachte.
Aufgrund dieser Kalamitäten haben sich die BaySF für die vorzeitige Durchführung neuer Inventuren und Forsteinrichtungen an den Forstbetrieben Nordhalben und Rothenkirchen nach nur acht Jahren Laufzeit entschlossen.
Fichte mit abnehmender Tendenz im Frankenwald
Abb. 9: Klimarisiko der Fichte im Jahr 2100 auf Flächen der BaySF im Wuchsbezirk Frankenwald. (Grafik: Karte BaySF, Dr. Kay Müller, Datenquelle: LWF)
Entsprechend haben vor allem die Laubbaumarten deutlich an Fläche gewonnen, von 15 % im Jahr 1995 auf 25 % im Jahr 2014. Trotz der rückläufigen Tendenz ist die Fichte im Frankenwald nach wie vor die dominierende Baumart und soll gemäß der Forsteinrichtungsplanung auch künftig die prägende Baumart in zunehmend gemischten Beständen bleiben. Eine wichtige Planungsgrundlage für die Baumartenwahl ist das von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) modellierte Klimarisiko im Jahr 2100 (Abbildung 9). In den einzelbestandsweisen Verjüngungszielen erfolgte bei der Neuplanung – soweit waldbaulich noch möglich – eine Begrenzung der Fichtenanteile entsprechend den Risikostufen.
Die Fichtenreinbestände im Frankenwald besitzen aufgrund ihrer Schadensanfälligkeit gegenüber Sturm und Insektenbefall in der Regel ein hohes Risikopotenzial. Daher wurden sie im Rahmen der Forsteinrichtung frühzeitig in die Verjüngungsnutzung gestellt, um planvoll die Baumartenanteile in der Folgegeneration steuern zu können. Im Wuchsbezirk Frankenwald ist das Risiko der Fichte im Jahr 2100 überwiegend mittelhoch bis hoch. Bereiche der Risikostufe »sehr gering « existieren nicht.
Sie soll daher nach der aktuellen Forsteinrichtungsplanung nach Möglichkeit nur noch in Mischbeständen mit Anteilen von im Mittel 50 % am Bestandsaufbau beteiligt werden. In den höher gelegenen Teilen des Frankenwaldes mit einem etwas geringeren Klimarisiko (mittelhoch bis gering) kann die Fichte auch mit bis zu 60 % im Verjüngungsziel vorgesehen werden, während bei der Klimarisiko-Einstufung »sehr hoch« eher 30 % anzustreben sind.
Mischbaumarten zur Fichte im Frankenwald
Die Tanne soll als wichtiger Bestandteil des Bergmischwalds und als stabilisierendes Element auf nassen oder wechselfeuchten Standorten in ihren Bestockungsanteilen mit langfristig über 10 % weiter deutlich ausgebaut werden. Sie deckt bereits 6 % der vorausverjüngten Fläche ab, stellt aber mit 23 ha Pflanzfläche pro Jahr auch die wichtigste Baumart für den weiteren Voranbau dar. Als eine im Hinblick auf den Klimawandel positiv zu bewertende Nadelbaumart soll der Anteil der Douglasie durch Pflanzung langfristig und spürbar auf rund 5 % erhöht werden.
Hierbei beachtet die Forsteinrichtungsplanung insbesondere die Ziele des Natura 2000-Schutzgebietssystems und verzichtet grundsätzlich in den kleinräumig vorhandenen und naturschutzfachlich hochwertigen FFH-Lebensraumtypen auf die künstliche Einbringung von Douglasie. Als waldbauliche Ergänzung zu den genannten Nadelbaumarten tragen der Bergahorn und insbesondere in den höheren Lagen die sonstigen Laubhölzer (v. a. Vogelbeere) zur Baumartenmischung bei.
Waldbauliche Zielvorstellungen für die Fichtenwirtschaft im Frankenwald
Für die Einbringung der Douglasie gilt es, noch nicht verjüngte, lichtere Partien zu nutzen bzw. zu schaffen. In den älteren Beständen ist über Fichten- Naturverjüngungsansätzen ein betont femelartiges Vorgehen durchzuführen, um strukturierte und höhendifferenzierte Verjüngungsvorräte aufzubauen. In noch unverjüngten Beständen ist mit dem Waldumbau und der Einbringung von Buche und Tanne zu beginnen. Mit leicht reduzierten Einreihungsquoten in einer Reihe von Fichtenbeständen wurden bekannte Schwarzstorchvorkommen (Horstschutzzonen) berücksichtigt.
Die Durchforstung der Pflegebestände erfolgt nach den Grundsätzen für die Bewirtschaftung von Fichten- und Fichtenmischbeständen der Bayerischen Staatsforste. Damit wird ein zu starker Vorratsanstieg in der zuwachsstarken Altdurchforstungsphase verhindert und ein Einschwenken in den Zielvorratskorridor ermöglicht. Der Zielvorrat eines durchschnittlichen Fichten(misch)bestands im Frankenwald soll etwa 350 Efm/ha betragen (zwischen 300 Efm/ha auf schwächeren und 400 Efm/ha auf sehr wüchsigen Standorten).
Der durchschnittliche Vorrat der führenden Fichten-Altdurchforstungen im Frankenwald beträgt derzeit rund 315 Efm/ha. Als Nutzungssatz in den Altdurchforstungs-Beständen wurden durchschnittlich 80 Efm/ha festgesetzt. In den kommenden zehn Jahren ist somit bei einem Zuwachs von im Mittel rund 13 Efm pro Hektar und Jahr und unter Einbezug der natürlichen Mortalität ein bemessener Vorratsaufbau auf etwa 360 Efm/ha zu erwarten. Die älteren Fichten- Altdurchforstungen dürften dann schon am oberen Rand des Zielvorratskorridors im Frankenwald zu liegen kommen.
Naturales Controlling – Qualitätsmanagement in der Fichtenbewirtschaftung
Die Ergebnisse daraus zeigen bayernweit, dass die Behandlung der Fichtenvornutzungsbestände mittlerweile auf großer Fläche zielgerichtet erfolgt. Die Arbeit an rund 100 »Z-Stämmen« pro Hektar und deren positive Markierung ist gängige Praxis. Mischbaumarten werden in das »Z-Baumkollektiv« integriert und die Zwischenfelder bleiben fast immer unbehandelt. Herausfordernd, da oft noch ungewohnt, wird in Zukunft der weitere Umgang mit den nachrückenden, sogenannten »Z2-Bäumen« als waldbauliches Element in strukturreichen Beständen, die langfristig dauerwaldartig behandelt werden sollen (Strukturdurchforstung). In den Verjüngungsbeständen erfolgen die Entnahmen – neben vielen gelungenen Beispielen – mitunter noch zu stark am Einzelbaum orientiert oder zu durchforstungsartig.
Schirmschlagartige Auflichtungen und die Förderung eher einförmiger Verjüngungen lediglich aus Fichte oder Buche sind dann oft die Folge. Femelartige Nachlichtungsansätze sind zwar vielfach vorhanden, die Eingriffe sollten aber öfter als bisher akzentuierter erfolgen. Mit einem stärkeren Wechsel von lichten und dunklen Partien können Struktur und Baumartenanteile im Folgebestand besser gesteuert werden. Insbesondere das Belassen von Dunkelfeldern, in denen kein waldbaulicher Eingriff stattfindet, kann noch konsequenter erfolgen. Die Rückmeldungen im Rahmen des Naturalen Controllings, neu konzipierte Waldbauschulungen zur zielgerichteten Verjüngung und vertiefte Diskussionen zu waldbaulichen Themen bei den Grundlagenbegängen der Forsteinrichtung werden verstärkt und mit Erfolg genutzt, um weitere Verbesserungen in der Umsetzung der waldbaulichen Richtlinien der BaySF zu erreichen.
Fichte als Element der integrativen Naturschutzstrategie der Bayerischen Staatsforsten
Abb. 10: Fichten mit einem Durchmesser von mehr als 100 cm verbleiben als "Methusaleme" bis zu ihrem Lebensende im Bestand. (Foto: J. Völkl)
Gemäß dem Naturschutzkonzept der BaySF werden im Hochgebirge Bergmischwälder und subalpiner Fichtenwald ab einem Alter von mehr als 200 Jahren der Klasse 1 zugewiesen. Außerhalb des Hochgebirges gehören über 180-jährige autochthone Fichtenbestände und naturnahe Bergmischwaldbestände der Klasse 1 an. Die Vorkommen der Klasse 1-Waldbestände wurden ebenso wie die für alle BaySF-Forstbetriebe erstellten Regionalen Naturschutzkonzepte im Internetauftritt der BaySF veröffentlicht (http://www.baysf. de/de/wald-schuetzen.html).
Über diese grundsätzlich in Hiebsruhe gestellten und unbewirtschafteten Waldflächen hinaus streben die BaySF in naturnahen Fichten(misch)beständen der Klasse 2 und 3 ein stetiges Vorkommen von durchschnittlich zehn Biotopbäumen pro Hektar an. Fichten mit einem Brusthöhenmesser von mehr als 100 cm werden grundsätzlich nicht mehr genutzt und als sogenannte »Methusaleme« erhalten (Abbildung 10). Horst- und Höhlenbäume sind als schützenswerte Lebensstätten integrativer Bestandteil des naturnahen Waldbaus und der Naturschutzstrategie der BaySF.
Fichte als Element der integrativen Naturschutzstrategie der Bayerischen Staatsforsten
Abb. 11: Fichtentotholz als wertvolles Strukturelement im naturnahen Waldbau (Foto: M. Hertel)
Durch differenzierte Auflichtung der Fichtenbestände wird die Beerkrautflora als Nahrungsgrundlage gefördert. Andernorts werden gezielt Fichtenmoorwälder in ihrer Ausprägung zum Beispiel als Lebensraum für den Grauspecht erhalten oder ein naturnaher Zustand wieder hergestellt. Ein weiteres Beispiel für gezielte Artenschutzmaßnahmen der BaySF findet sich am Forstbetrieb Oberammergau. Dort werden stärker vermorschte Baumstümpfe und tote, rindenfreie Fichtenstämme als Träger für das extrem seltene und als FFH-Art geschützte Grüne Koboldmoos erhalten.
Auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets hat die Fichte eine naturschutzfachliche Bedeutung. Nicht mehr für Borkenkäferarten fängisches Fichtenholz dient zur Totholzanreicherung. Im naturnahen Waldbau belassene Fichtenunterständer bieten die notwendige Struktur und Deckung im Bereich der Brutplätze von Vogelarten wie Sperlingskauz, Raufußkauz oder Sperber. Rotfaule Fichten werden von Rossameisen besiedelt, deren Larven wiederum als Nahrungsgrundlage für Spechte dienen.
Die Vermarktung der Fichte im Bayerischen Staatswald
Abb. 12: Holz aus Bayern der Bayerischen Staatsforsten – heimisches Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. (Foto: K. Prielmeier)
Die Vermarktung der Fichte ist auf mehreren Säulen aufgebaut. Stammholz (Standardlängen und Langholz) spielt mit etwa 80 % der Menge die größte Rolle. Der hierin enthaltene Anteil an verkauftem Fichtenwertholz liegt deutlich unter 1 %. 8 % des Fichtenholzes finden seinen Absatz bei Industrieholzkunden zur Spanplatten-, Papier- und Zellstoffproduktion. Im Bereich der Energie- und Brennholznutzung werden etwa 12 % der Fichtenvermarktungsmenge abgesetzt.
Der Verkauf des Holzes erfolgt an eine Vielzahl von Abnehmern in Form einer Kombination von regional und überregional agierenden Kunden, vorwiegend in Bayern und den angrenzenden Bundesländern. Ein Teil der Fichtenhölzer wird nach Österreich verkauft. Ziel der BaySF ist die Versorgung ihrer Kunden mit Holz aus Bayern in frischer Qualität und auf kurzen Wegen. Die Frei-Werk-Belieferung vieler Kunden ist ein wesentliches Element für schnelle Prozesse von der Holzernte bis zur Ankunft beim Kunden mit möglichst kurzen Transportentfernungen. Ein rascher Abtransport der geernteten Hölzer leistet zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Entspannung und Verbesserung der Waldschutzsituation (Borkenkäfer).
Der Durchschnittserlös aller Sortimente der Fichtenverkaufsmenge bewegte sich in den vergangenen fünf Geschäftsjahren zwischen 70 und 80 €/Efm frei Waldstraße. Bei den Meistgebotsterminen (Submissionen und Versteigerungen) erreichten die Fichten-Werthölzer durchschnittlich 150 €/Efm bis 250 €/Efm. Einzelne Stämme wurden in den vergangenen Jahren mit annähernd 600 €/Efm beboten. Mit knapp 70 % des Holzumsatzes prägt die Fichte in besonderem Maße die Holzerlöse und trägt entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg der BaySF bei. Als Baumart mit zentraler waldbaulicher wie wirtschaftlicher Bedeutung für den Aufbau gegenwärtiger wie künftiger Waldgenerationen ist und bleibt die Fichte prägendes Element der Wälder im Bayerischen Staatswald.
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Autoren
- Walter Faltl, BaySF
- Hans Magnes, BaySF
- Markus Neufanger, BaySF
- Alexander Schnell, BaySF
- Matthias Ernst, BaySF
- Christoph Riegert, BaySF