Nachrichten aus dem ASP – LWF aktuell 113
Das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) verfolgt das Ziel die Vielfalt der Genressourcen in Bayerns Wäldern zu erhalten. Zu den zentralen Aufgaben des Amtes gehören demzufolge die Herkunftssicherung, die Umweltvorsorge und die Erhaltung der genetischen Vielfalt.
Die neuesten Erkenntnisse und Informationen aus der Landesstelle, den Bereichen Herkunftsforschung, Forschung und allgemeine Nachrichten des ASP finden sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem ASP erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe von LWF-aktuell.
Saatguternte in Bayerns Wäldern
Abb.1: 2016 konnten so viele Bucheckern wie schon lange nicht mehr geerntet werden. (Foto: ASP)
Nicht nur in Bayern, sondern europaweit blühten und fruktifizierten die Buchen wie schon lange nicht mehr. Dementsprechend intensiv war auch die Erntetätigkeit. Die in den Vorjahren teilweise als kritisch eingeschätzte Versorgungslage mit Buchensaatgut dürfte sich jetzt deutlich entspannt haben.
Ähnlich stark war der Fruchtbehang bei Hainbuche. Auch hier wurde reichlich geerntet, wenn man die doch deutlich geringere Nachfrage bei dieser Baumart berücksichtigt. Insgesamt zufriedenstellend waren auch die Erntemöglichkeiten bei Bergahorn, Tanne und Douglasie.
Bei der Eiche war die Situation nach Arten unterschiedlich: bei der Roteiche ähnlich den Vorjahren, bei Stiel- und Traubeneiche eher unterdurchschnittlich.
Zur großen Zufriedenheit des ASP wurden in diesem Jahr auch die bayerischen Samenplantagen intensiv beerntet.
Dr. Monika Konnert
Überdurchschnittliche Ernte in Samenplantagen
Abb.2: Saatguternte in einer Samenplantage (Foto: M. Luckas)
Die beiden Pflanzgartenstützpunkte der Bayerischen Staatsforsten AöR in Bindlach und Laufen wie auch gewerbliche Saatgutfirmen konnten in 20 Plantagen von elf verschiedenen Baumarten lohnenswerte Ernteergebnisse erzielen. Dabei waren nicht nur die Mengen meist überdurchschnittlich hoch, sondern es wurden einige Plantagen zum ersten Mal vollständig abgeerntet.
In vielen Plantagen konnte sogar das Saatgut aller vertretenen Klone eingebracht werden – ein wirklich nennenswerter Erfolg im Bestreben nach genetischer Vielfalt. Gerade bei Baumarten wie den Erlen oder der Winterlinde, die selten in großflächigen Beständen vorkommen, ist dies von großer Bedeutung. Das letzte Erntejahr zeigte deutlich, dass das vom ASP betreute bayerische Samenplantagenprogramm seinem Auftrag voll gerecht wird.
Michael Luckas
GenTree: EU untersucht forstliche Genressourcen
Abb.3: Florian Knutzen entnimmt einen Bohrkern an einer Rotbuche zur Jahrringanalyse für das GenTree-Projekt. (Foto: ASP)
Hier haben Bäume einen gewissen Rahmen, der als »phänotypische Plastizität« bezeichnet wird. Aber auch die genetische Struktur einer Waldpopulation bietet Möglichkeiten, auf klimatische Veränderungen zu reagieren. Genau hier setzt das von der EU finanzierte Projekt GenTree an.
Das Projekt mit einer Laufzeit von März 2016 bis Februar 2020 richtet sich an Waldbesitzer, politische Entscheidungsträger und Forstwissenschaftler. Ziel von »GenTree« ist es, die wichtigsten Baumarten Europas in ihrer äußeren Erscheinung und ihrer genetischen Konstitution zu charakterisieren sowie ihre Anpassungsreaktionen auf Umweltänderungen abzuleiten. Es wird die Bewertung, Ausweisung und die Nutzung wichtiger Forstgenressourcen unterstützen sowie die europaweite Datengrundlage verbessern.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden helfen, den europäischen Forstsektor mit besseren Kenntnissen, Methoden und Werkzeugen auszustatten sowie neue Strategien zur dynamischen Erhaltung forstgenetischer Ressourcen in Europa zu entwickeln.
Projektteilnehmer sind 22 öffentliche und private Organisationen, die über ganz Europa verteilt sind. Das ASP ist »Baumartenleader « für die Buche. Von Großbritannien bis Griechenland und von Finnland bis Spanien werden zwölf wichtige Baumarten nach einem genau definierten Protokoll genotypisch wie phänotypisch untersucht.
Das ASP untersucht Waldpopulationen der Buche, Schwarzappel, Zirbe und Eibe. Hierbei werden Merkmale wie Stammdurchmesser, Baumhöhe und Wuchsform gemessen sowie ökophysiologische Parameter wie Blattgröße und Isotopenverhältnisse ermittelt. Auch die soziale Stellung der Bäume, die Naturverjüngung und die Bestandsstruktur werden genau beschrieben. Um die langjährige Antwort der Bäume auf klimatische Veränderungen zu erfahren, werden Bohrkerne entnommen, die den Stammzuwachs in jedem Jahr exakt abbilden.
Für die genetische Analyse adaptiver Merkmalsunterschiede, der Variabilität und des Genflusses zwischen Altbestand und Naturverjüngung werden Samen und Blätter bzw. Zapfen und Nadeln analysiert. Für jede Baumart laufen die Informationen an verschiedenen Stellen in Europa zusammen und werden von Expertenteams wissenschaftlich ausgewertet.
Dr. Florian Knutzen und Gerhard Huber
Phänologische Beobachtungen an der Tanne
Abb.4: Geschädigte Zapfen nach dem Frostereignis (braun); gesunde Zapfen (hellgrün). (Foto: D. Kavaliauskas)
Für die forstgenetische Langzeitbeobachtung im EU-Projekt wurden in Bayern zwei Monitoringflächen (je eine für Weißtanne und Buche) eingerichtet. Eine der geplanten Arbeiten ist die Beobachtung der Blühphänologie, da eine regelmäßige und reichliche Blüte und die anschließende Samenproduktion das Fortbestehen der Art an dem Standort sichert. Gleichzeitig sind durch den Genfluss eine Erhöhung der genetischen Diversität und damit der Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen gegeben.
Im Klimawandel wird ein häufigeres Auftreten von Extremereignissen wie beispielsweise Sturm, Trockenheit und Spätfrost erwartet, die einen negativen Einfluss auf das Waldökosystem haben könnten. Während der letzten zwei Jahre konnten wir einen negativen Einfluss des Spätfrostes auf die Samenproduktion bei der Weißtanne beobachten. Spätfrost während der Blütezeit hat die Blüten eines Großteils der Bäume geschädigt.
Ein geringerer Anteil an Bäumen wurde nicht geschädigt und konnte Samen produzieren. Daraus ergibt sich die Gefahr, dass wiederholt eine geringe Anzahl gleicher Einzelbäume Samen produziert und beerntet wird, was zu einer Abnahme der genetischen Diversität bei den Nachkommen führt.
Des Weiteren können beim stärkeren Auftreten von Extremereignissen vermutlich geringere Saatgutmengen geerntet werden, was zu Versorgungsengpässen führen könnte. Aus diesem Grund kann das forstgenetische Monitoring als ein Frühwarnsystem genutzt werden, um mögliche Auswirkungen des Klimawandels rechtzeitig zu erkennen.
Dr. Darius Kavaliauskas und Dr. Barbara Fussi
Projekt "GenMon" gestartet
Abb.5: Buchen-Monitoring-Fläche Adlgass (Foto: D. Kavaliauskas)
Um solche Veränderungen zu beobachten, wird nun erstmalig in dem aus dem Waldklimafonds geförderten Projekt »GenMon« in Deutschland ein Flächen-Netzwerk zum forstgenetischen Monitoring für Buche (Fagus sylvatica) und Fichte (Picea abies) eingerichtet. Es wird 14 Buchen- und zehn Fichtenflächen verteilt über ganz Deutschland umfassen. Zwei Buchenflächen und eine Fichtenfläche liegen in Bayern.
Das ASP koordiniert die Arbeiten des Verbundvorhabens mit zehn Partnern. Es wird die Fichten- und Buchenflächen in Bayern einrichten und betreuen, aber auch genetische Analysen für Flächen aus anderen Bundesländern durchführen. Die gute Buchenmast im vergangenen Jahr wurde bereits zur Sicherstellung von Samenproben auf allen 14 Buchenflächen genutzt. Im Frühjahr 2017 erfolgen die ersten phänologischen Untersuchungen zu Austriebs- und Blühverhalten auf allen Flächen nach einem standardisierten Verfahren. Das Datenmanagement erfolgt über eine online-Datenbank.
Dr. Monika Konnert
Internationales Workshop: Harmonisierung von Erntezulassungsregistern
Trotz einer allgemein gültigen EU-Richtlinie erschweren aktuell verschiedene länderspezifische Vorgaben sowie die unterschiedlichen Sprachen in den Mitgliedsländern den grenzüberschreitenden Informationsaustausch über Forstvermehrungsgut. Dieser ist jedoch mit Blick in die Zukunft wichtig, da sich der voranschreitende Klimawandel nicht an geopolitische Grenzen hält. Die Harmonisierung von Herkunftsgebieten und Datenbanken zur Verfügbarkeit von Forstvermehrungsgut sind wichtige Grundlagen für die Suche nach klimatolerantem Forstvermehrungsgut über Ländergrenzen hinweg. Der Workshop war thematisch zweigeteilt.
Zunächst wurden politische Entscheidungsträger über die Bedeutung und Inhalte des Projekts informiert sowie das Bewusstsein der Risiken, die durch den Klimawandel für die Wälder einhergehen, verstärkt. Im zweiten Teil wurde diskutiert, wie aus der aktuellen heterogenen Datengrundlage harmonisierte Erntezulassungsregister der Projektpartnerländer erstellt werden können. Dr. Julian Gaviria
Neue Energiewald-Sorten für den Praxisanbau zugelassen
Abb.6: Pappel-Kurzumtriebsplantage (Foto: LWF)
Das ASP wird die Liste der empfohlenen Sorten in den »Herkunftsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut in Bayern« ergänzen. Die neuen Sorten entstammen einer Serie von Pappelklonen, welche im Rahmen des Verbundprojekts »FastWood« auf ihre Anbaueignung hin überprüft wurden. In dieser Serie wurden neben bekannten Altsorten bislang unbekannte Klone auf Eignung zur Biomasseproduktion im Kurzumtrieb getestet.
Deutschlandweit wurde die Serie 2010 auf sechs Sortenprüffeldern gepflanzt und in zwei dreijährigen Rotationszyklen bewirtschaftet. Als Kontrollgruppe wurden die Standardsorten »Max 1« und »Hybride 275« herangezogen. Die Ergebnisse der zweiten Ernte zeigen ein hohes Leistungspotenzial der neuen Sorten. Der mittlere Biomasseertrag lag in der zweiten Rotation 24 % über der Kontrollgruppe, einzelne Pflanzen der Neuzüchtungen übertrafen den Ertrag der Vergleichssorten um mehr als 50 %.
Das ASP beobachtet die neuen Sorten auf Prüffeldern in den Landkreisen Traunstein, Mühldorf und Landsberg a. L. Auf allen bayerischen Prüffeldern schneiden die beiden Fastwood-Sorten überdurchschnittlich ab. Während der ersten dreijährigen Rotation lag die jährliche Biomasseproduktion bei 10 t Trockenmasse/ha gegenüber 6,6 t bei der Kontrollgruppe. In der zweiten Rotation steigerte sich die Biomasseleistung deutlich auf 13,2 t (Fastwood 1) und 15,1 t (Fastwood 2) gegenüber 8,1 t in der Kontrollgruppe.
Julia List und Randolf Schirmer
ASP-Stipendiatin bei Doktorprüfung erfolgreich
Abb.7: Frau Anna Mária Szász Len (Foto: M. Walter)
Nun hat sie diese mit dem Rigorosum an der Universität für Landwirtschaft und Tiermedizin in Klausenburg/Rumänien erfolgreich abgeschlossen. Die Universität hat seit einigen Jahren auch eine Sektion Forstwirtschaft. Frau Dr. Monika Konnert, die Leiterin des ASP, war als Gutachterin in die Prüfungskommission berufen worden.
Dr. Monika Konnert