Nachrichten aus dem ASP - LWF-aktuell 110
Das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) verfolgt das Ziel die Vielfalt der Genressourcen in Bayerns Wäldern zu erhalten. Zu den zentralen Aufgaben des Amtes gehören demzufolge die Herkunftssicherung, die Umweltvorsorge und die Erhaltung der genetischen Vielfalt.
Die neuesten Erkenntnisse und Informationen aus der Landesstelle, den Bereichen Herkunftsforschung, Forschung und allgemeine Nachrichten des ASP finden sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem ASP erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe von LWF-aktuell.
Gesamtrevision der Erntebestände in Bayern abgeschlossen
Abbildung1 : Erntebestand der Weißtanne in den Alpen
(Foto: ASP)
Im Einzelnen stellt sich die Situation nach Anzahl der Bestände für ausgewählte Baumarten wie folgt dar: Rotbuche 582, Stieleiche 145, Traubeneiche 450, Weißtanne 251, Bergahorn 90, Europäische Lärche 202, Fichte 343 und Douglasie 191.
Zukünftig notwendige Änderungen sowie Neuzulassungen geeigneter Bestände werden unabhängig von der Gesamtrevision weiterhin vorgenommen.
Andreas Wurm
Tagung der Kontrollbeauftragten für forstliches Vermehrungsgut der Länder
Abbildung 2: Kloster Weltenburg (Foto: A. Paulus)
Neben den forstlichen Gegebenheiten Bayerns wurden in einer Reihe von Vorträgen die Herkunftsfrage im Klimawandel sowie Möglichkeiten und Grenzen genetischer Labormethoden bei Kontrollfällen vorgestellt. Anschließend informierte eine Vertreterin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des Forstvermehrungsgutrechts auf Bundes- und EU-Ebene. Breiten Raum nahmen die Berichte aus den Ländern und der gegenseitige Erfahrungsaustausch anhand anonymisiert dargestellter Kontrollfälle ein.
Ausgehend vom Kloster mit einer Zillenfahrt durch den Donaudurchbruch wurden den Teilnehmern in einer Exkursion in die angrenzenden Staatswaldungen des BaySF-Forstbetriebs Kelheim Ergebnisse zum Eschentriebsterben, das Samenplantagenprogramm in Bayern sowie das Konzept zur Generhaltung in Bayern vorgestellt. Der Forstbetrieb Kelheim präsentierte sein örtliches Naturschutzkonzept. Angesichts der weit verzweigten Handelsströme von forstlichem Vermehrungsgut wird die länderübergreifende Kommunikation und Vernetzung der Kontrollstellen immer wichtiger.
Anton Paulus
Esskastanie im genetischen Fokus
Die genetische Forschung, die sich bisher mit dem Mittelmeerraum und mit Nordwesteuropa beschäftigt hat, deutet auf fünf verschiedene Gen-Pools der Edelkastanie hin, davon drei in Griechenland. Das ASP wird jetzt in einem gemeinsamen Projekt mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft erstmals zahlreiche Vorkommen aus ganz Süddeutschland genetisch untersuchen.
Erste Untersuchungen am ASP umfassten wenige Proben aus Bosnien, Griechenland, Italien und Baden-Württemberg. Ergebnisse basierend auf Kern-Mikrosatelliten (genetische Marker, die über beide Eltern vererbt werden) zeigten, dass griechische Populationen eine eigene Gruppe bilden. Dies gilt auch für die wenigen bislang untersuchten Populationen aus Baden- Württemberg. Ergebnisse anhand der Chloroplasten-Mikrosatelliten (bei Laubbäumen nur über die Mutter vererbt) zeigen Ähnlichkeiten der deutschen Vorkommen mit bosnischen Edelkastanien, aber auch mit dem italienischen Gen-Pool.
Die fast ausschließliche Anpflanzung von vor allem auf Fruchtproduktion ausselektierten Kultivaren (klonale Vermehrung) und die Einkreuzung mit der asiatischen C. crenata und C. mollisima in vielen südlichen Ländern haben zu einem hohen Verlust an genetischer Diversität bei der Esskastanie geführt. Ob dies auch für die Bestände in Deutschland gilt, soll in dem erwähnten Projekt abgeklärt werden. Um diese Fragen genauer beantworten zu können, werden auch Sorten aus südlichen Ländern untersucht.
Dr. Barbara Fussi
Trennung der Lindenarten mit genetischen Methoden
Abbildung 3: Samen der Winterlinde (Foto: G. Huber)
Des Weiteren kann eine klare Trennung auf Populationsebene über eine »Zuordnungsanalyse« erreicht werden. Bei diesem Verfahren werden zwölf Abschnitte der Kern-DNA untersucht. Diese hochvariablen Abschnitte des Kern-Genoms eignen sich auch zur Überprüfung der Klonreinheit bei Samenplantagen auf der Grundlage des genetischen Fingerabdrucks.
Bei Samenplantagen ist die genetische Identität der Replikationen (Ramets) desselben Klons wichtig. Zu Verunreinigungen kann es durch Durchwachsen der Unterlagen, aber auch durch Verwechslungen kommen. Gerade Stockausschlag aus der Unterlage kann bei Linden ein Problem sein.
Dr. Monika Konnert
Baumhasel-Nuss-Versuch in Bayern und Baden-Württemberg
Abbildung 4: Zweijährige Baumhasel türkischer Herkunft
(Foto: M. Šeho)
In Zeiten des Klimawandels ist daher mit hohen Ausfällen zu rechnen. Die genannten Laubbaumarten könnten hier künftig eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative sein. Um ihre Anbaueignung zu testen, haben das ASP und die FVA Freiburg zwei Versuchsflächen in Bayern und Baden- Württemberg mit folgenden Arten angelegt: Baumhasel (Corylus colurna), Butternuss (Juglans cinerea), Schwarznuss (J. nigra), Mandschurische Walnuss (J. mandshurica) und Walnuss (J. regia), Herkunft Kaschmir- Indien.
Durch die Auswahl eines einheitlichen Versuchsflächendesigns ist ein Vergleich und die Bewertung der Anbaueignung (z. B. Wachstum, Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen, Trockenstress-Sensitivität, Frostresistenz) der un- tersuchten Baumarten für Süddeutschland gegeben. Begleitende genetische Untersuchun- gen werden Hinweise zur genetischen Vielfalt und zu den Möglichkeiten der Artunterscheidung mit Genmarkern geben.
Dr. Muhidin Šeho und Gerhard Huber
Große Küsten-Tanne: 100 Jahre bayerische Herkunftsforschung
Abbildung 5: Große Küstentanne (Abies grandis), Foto: ASP
Erste Herkunftsversuche wurden 1965 in Niedersachsen angelegt. Im Rahmen des westdeutschen IUFRO-Küstentannen-Provenienzversuchs mit 67 Herkünften auf 27 Standorten in Deutschland beobachtet das ASP diese Baumart seit 1980 auf drei Versuchsflächen bei Zwiesel, Kronach und Selb. Zwiesel ist die höchstgelegenste und niederschlagsreichste Fläche des Gesamtversuchs. Die lange Geschichte der Anbau- und Herkunftsversuche lässt fundierte Schlussfolgerungen für den Anbau in Bayern zu.
Sehr leistungsfähige Herkünfte der Großen Küstentanne stammen aus West-Washington (Olympic Halbinsel, Puget Sound, Westkaskaden) und von den Küstengebieten Britisch-Kolumbiens (Vancouver Island). So erreichte die Herkunft Indian Creek, Elwha (Olympic Halbinsel, Washington) auf allen bayerischen Versuchsstandorten die beste Wuchsleistung. Für kontinental geprägte Lagen Ost- Bayerns sind Herkünfte aus Idaho hinsichtlich der Frosthärte besser geeignet. Die Früh- und Spätfrostresistenz sowie das Austriebverhalten korrelieren nämlich stark mit der Entfernung zur Küste:
Mit zunehmender Entfernung steigt die Resistenz an. Die Höhenlage des Ursprungsortes hat keinen signifikanten Einfluss auf die Frostresistenz. Eine detaillierte Beschreibung der bisherigen Erfahrungen und Ergebnisse erfolgt in AFZ-DerWald.
Claudia Storz
Grenzüberschreitend: Osteuropäische Stipendiatin forscht am ASP
Abbildung 6: Frau Szász Len (Foto: M. Walter)
Frau Szász Len hat in Rumänien Forstingenieurwesen studiert. Derzeit promoviert sie an der Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin in Cluj Napoca in Forstgenetik. Die 28-jährige Forscherin hat sich ganz bewusst für das ASP in Teisendorf entschieden. »Die Forschungsmöglichkeiten am ASP sind besonders wichtig für meine Doktorarbeit «, erzählt sie. Dabei nutzt Frau Szász Len nicht nur die gut ausgestatteten Labore des ASP; auch die wissenschaftliche Unterstützung durch die Kollegen dort schätzt sie sehr. Dank eines Stipendiums der DBU kann sich Frau Szász Len ihren elfmonatigen Aufenthalt in Deutschland finanzieren.
Im Rahmen eines speziellen Austauschprogramms ermöglicht die DBU jungen Naturwissenschaftlern aus Osteuropa einen Forschungsaufenthalt in Deutschland. Langfristig möchte die DBU damit ein Netzwerk aus deutschen und osteuropäischen Umweltschutz-Experten schaffen. Das Ziel der DBU ist es daher auch, den Stipendiaten Sprache und Kultur näher zu bringen. Als Frau Szász Len nach Teisendorf kam, sprach sie kein Deutsch. Nach einem Monat Intensivkurs an der Hochschule Osnabrück kann sie sich mittlerweile gut auf Deutsch verständigen.
Weiterführende Links
- Klimawandel forciert Frage nach der Herkunft - LWF-aktuell 110
- Picea omorika im Fokus des ASP - LWF-aktuell 109
- Nachrichten aus dem ASP - LWF-aktuell 109
- Forstgenetik, Forstgenressourcen und Forstvermehrungsgut - LWF-Wissen 74
- 50 Jahre ASP - LWF-aktuell 102
- Bayerisches Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP)