Fichtenaltholz mit Buchenvoranbau

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Die Winterlinde (Tilia cordata MILL.) - Baum des Jahres 2016

Die Winterlinde ist eng verwandt mit der Sommerlinde, die 1991 Baum des Jahres war. Sie ist ein Baum mit großer Bedeutung nicht nur für den Waldbau, auch steht sie für Langlebigkeit und hat hohen symbolischen Wert.

Verbreitung

Sehr alte WinterlindeZoombild vorhanden

Linden können bis zu 1.000 Jahre alt werden (Foto: G. Brehm)

Das Verbreitungsgebiet der Winterlinde erstreckt sich von England über Frankreich nach Norden bis nach Südfinnland und zur westsibirischen Taiga und reicht im Osten bis zum Ural und Schwarzen Meer. Die Winterlinde hat eine weiter reichende Verbreitung nach Norden und Osten als die Sommerlinde, die dafür mehr den südlichen Teil Europas und Kleinasiens besiedelt. In Bayern kommt sie bis auf die Hochlagen des Bayerischen Waldes und in den Alpenregionen über 1.360m überall vor.

Die Sommerlinde gedeiht eher in wärmeren Gegenden als die Winterlinde und erträgt weniger Trockenheit. Die Winterlinde kann auch dort wurzeln, wo andere Baumarten große Schwierigkeiten haben: so besiedelt sie auch lockere Schuttböden oder staunasse Böden, auf denen sie im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten tief wurzeln kann. Aus diesem Grund ist die Winterlinde im Alpenraum eine sehr wichtige Baumart für Wälder, die Schutz gegen Steinschlag bieten sollen. Auch sonst ist die Winterlinde sehr anpassungsfähig – sie gedeiht auch auf eher nährstoffarmen Böden, ist kurzum waldbaulich vielseitig einsetzbar. Hinsichtlich des Bodens und der Bodenfeuchte ist die Linde wenig anspruchsvoll, solange sich auch nur etwas Feinerde im Boden findet.

Baum des Jahres 2016 - BdJ-Stiftung e.V. Externer Link

Kurzportrait Winterlinde

KlasseMagnoliopsidae (Dicotyledonae)- Zweikeimblättrige
UnterklasseDilleniidae - Rosenapfelbaumähnliche
OrdnungMalvales- Malvenartige
FamilieTiliaceae - Lindengewächse
GattungTilia - Linden
ArtTilia cordata (Mill.) - Winterlinde
Gestalt

Baumhöhe 25-30 m, in Einzelfällen darüber. Die Form der Krone ähnelt ihrer Blattform – breit herzförmig – die Spitze oben. Der Stammdurchmesser bei 1,3 m Höhe ab dem Boden kann bei freistehenden Exemplaren bis zu 4 m betragen – was einem Stammumfang von ca. 12 m entspricht.

Triebe

Die jungen Triebe der Winterlinde sind auf der Oberseite eher hellbraun bis rotbraun auf der dem Licht abgewandten Seite eher olivgrün.

Knospen

Die Knospen sind von zwei ungleich großen Knospenschuppen bedeckt .Die äußere Knospenschuppe ist kleiner und reicht meist bis zur Knospenmitte. Die innere Knospenschuppe bedeckt die Knospe vollständig wie eine Kapuze. Die Knospen sind eiförmig, glatt, auf der Lichtseite rötlich, auf der Unterseite eher olivfarben.

Blätter

Die Blätter der Winterlinde sind rundlich-herzförmig und auf der Oberseite völlig kahl. Auf der Unterseite haben sie an den Blattnervenwinkeln kleine Haarbüschel, deren Farbe von in der Regel rotbraun ist, aber auch bis hellgelb en kann

Rinde

Bei jungen Bäumen ist die Rinde zunächst glatt und hellgrau, mit zunehmendem Alter wird sie dunkler und bekommt immer tiefere Längsfurchen. Deutlich sichtbar sind die in den jungen oberen Stammteilen wie ein Band um den Stamm laufenden Lentizellen (Korkporen).

Blüten

Die Blüten der Winterlinde sind gelblich und sitzen meist in Büscheln zu 5-7 zusammen.

Früchte

Die Früchte der Winterlinde sind kleine Nüsschen, die man leicht zerdrücken kann.

Bewurzelung

In jungem Alter bildet die Winterlinde ebenso wie die Sommerlinde eine Pfahlwurzel, die sich später zu eine Herzwurzel umbildet, die den Boden intensiv erschließt. Sie ist daher kaum sturmwurfgefährdet.

Höchstalter

Linden können bis zu 1.000 Jahre alt werden.

Bildergalerie

Stämme der Winterlinde

Stämme der Winterlinde (Foto: G. Brehm)

Blatt der Winterlinde

Blatt der Winterlinde (Foto: L. Gössinger)

Blüten der Winterlinde

Blüten der Winterlinde (Foto: J.-P. Egner)

Geerntete Früchte

Geerntete Früchte (Foto: G. Brehm)

Borke der Winterlinde

Borke der Winterlinde (Foto: W. Rothkegel)

Waldbauliche Behandlung

Die Winterlinde ist sehr selten in reinen Lindenbeständen vorhanden. Sie ist eine sehr schattenverträgliche Laubbaumart. Darum wird die Winterlinde in der mitteleuropäischen Forstwirtschaft besonders in von Eichen oder Edellaubbaumarten oder auch von der Kiefer dominierten Mischbeständen als dienende (untergeordnete) Baumart gepflanzt. Sie erweist sich dort im Unterstand durch ihre leicht zersetzbare Streu als wertvoll für die Schaffung günstiger Humusverhältnisse und trägt so zu einer Verbesserung der Ertragskraft bei. Wegen ihres ausgezeichneten Stockausschlagvermögens wurde sie früher häufig in Mittelwäldern angebaut; hier wurden Eichen stehen gelassen, bis sie ausreichend stark waren. Das Unterholz, in diesem Falle die Linden, wurden alle 20-40 Jahre zur Brennholzgewinnung genutzt.

Ganz besonders ist ihre Wertleistung für die Schaftpflege: sie kann problemlos im Schatten größerer Bäume wie Eichen existieren. Sie ummantelt deren Stämme und verhindert so Wasserreiserbildung , trägt überdies zu einem gleichmäßigen Bestandsinnenklima bei und kann bei Bedarf zurückgeschnitten werden – sie treibt ja aus dem Stock wieder aus.

Obwohl die Winterlinde eine Schattbaumart ist, ähnelt das Höhenwachstum der Winterlinde in ihrer Jugend dem von Roteiche und Bergahorn und ist in den ersten 10-20 Jahren der Eiche und oft sogar der Rotbuche überlegen. So findet man nicht selten in weniger gepflegten Eichen-Anpflanzungen, dass die Winterlinde, die eigentlich als „dienende“ Baumart beigemischt worden war, über die Eichen hinausgewachsen ist, diese sogar verdrängen kann, wenn man die Linde nicht rechtzeitig zurückschneidet.
Das Höhenwachstum der Winterlinde ist mit ca. 70 Jahren abgeschlossen. Winterlinden aus Stockausschlägen haben ein noch rascheres Höhenwachstum, das jedoch kürzer anhält und früher beendet ist.

Auf ihr zusagenden Standorten kann die Linde auch zur Stammholzproduktion verwendet werden. Bei optimalen Umtriebszeiten von 100 bis 140 Jahren kann mit dieser Baumart qualitativ hochwertiges Stammholz erwirtschaftet werden. Sie ist mit anderen Baumarten sehr verträglich. Allerdings muss bei Durchforstungen darauf geachtet werden, die Linde nicht zu stark freizustellen, da sie dann sehr zur Ausbildung von Wasserreißern neigt.

Winterlinden als dienende Mischbaumart sollten mit 10 bis 20% der Gesamtstückzahl eingebracht werden.

Herkunftsempfehlungen des ASP

Waldschutz

Auch Linden haben Probleme mit verschiedenen Schadorganismen. Linden werden in den letzten Jahren vor allem in Städten leider zunehmend von der Laubholz-Mistel besiedelt, die bei starkem Befall Linden (und andere Laubhölzer) so stark schädigen kann, dass sie absterben. Auch saugende Tiere wie Spinnmilben und Blatt- und Schildläuse, und noch etliche andere leben auf Linden. Deren Anwesenheit fügt der Linde selbst keinen Schaden zu. Die süßen, klebrigen Ausscheidungen der Blattläuse (Honigtau) hingegen werden oft vom Rußtau besiedelt, was nicht nur Blätter ein dunkelgraues Aussehen verleiht.

Die Linde reagiert auch empfindlich auf Abgase und Einschränkungen ihres Wurzelraumes, was dann in Verbindung mit zusätzlichen Stressfaktoren wie Trockenheit oder strenger Winterkälte vor allem bei mittleren und jungen Linden öfter zu einem Triebsterben durch den Stigmina-Pilz führt. Hier sterben die Zweige von der Spitze her ab. Da die Linde aber sehr schnittverträglich ist, kann man diese befallenen Äste und Zweige gut entfernen und so die Pilzkrankheit (Stigmina) eindämmen.

Öfter kann man bei Linden auch verschiedene Veränderungen der Blätter beobachten: häufig bekommen vor allem die Blätter des unteren Kronenbereichs schwarz umrandete, braune Flecken. Dies ist meist die Apiognomonia-Blattbräune, hervorgerufen durch einen Pilz, der schlimmstenfalls zu teilweisem vorzeitigen Blattfall und einem verringerten Wachstum im Befallsjahr führt, den Baum aber nicht zum Absterben bringt.

Lindengallmilbe (auffällige, rote Stiftchen auf den Blättern) oder Lindenblattgallmücke (grüne Gallen auf Blättern) sind zwar optisch auffällig, schaden dem Baum aber nicht, ebensowenig wie einige andere, auf Linden spezialisierte Insekten.

Im Wald sind die Linden zwar kaum durch Mäuse gefährdet, dafür umso mehr durch Verbiss (Knospen und junge Triebe werden gefressen) und durch Fegen (der Rehbock markiert sein Revier durch Schlagen des Gehörns an Büschen und Bäumchen).

Stigmina -Triebsterben an Linde Externer Link

Holzverwendung

Das Holz von Winter- und Sommerlinde ist so gut wie nicht zu unterscheiden. Daher beziehen sich alle nachfolgenden Informationen auf Lindenholz allgemein. Das Holz der der Linden ist, wie bereits eingangs erwähnt, vorzüglich zum Schnitzen und Drechseln geeignet. Es ist weich und lässt sich wegen seiner sehr feinen Struktur in allen Richtungen längs wie auch quer zur Faser sehr gut bearbeiten (schnitzen, schneiden, messern, polieren) wie auch dämpfen oder beizen.
Weniger bekannt ist die Verwendung als Grundlage für Nussbaum- oder Ebenholzimitate sowie für verschiedene Spezialanwendungen wie Bienenrahmen und vieles mehr.

Sehr gut geeignet ist die Linde auch für Papier- und Zellstoffherstellung wie auch für die Herstellung von Faser- und Spanplatten. Nicht geeignet ist es als Bau- oder Konstruktionsholz sowie für eine Verwendung im Außenbereich. Der Brennwert der Linde entspricht in etwa dem von Fichte oder Erle.

Informationsdienst Holz - Nr. 17 Linde Externer Link

Lebensraum Winterlinde

Die allermeisten Menschen denken vermutlich an die Lindenblüten, die vor allem von Bienen sehr gerne besucht werden und einen sehr reichen Ertrag liefern. Nicht nur Bienen laben sich (und uns) mit dem Nektar der Blüten sondern eine Vielzahl von Insekten.

Die Winterlinde blüht etwas später als die Sommerlinde im Juli, einer Zeit, in der nicht mehr so viele Blühpflanzen vorgefunden werden. Aber abgesehen von dieser augenfälligsten Erscheinung haben beide Lindenarten eine große Bedeutung für den Artenschutz. In alten Linden finden sich oft Höhlen, Lebensraum für höhlenbrütende Vögel, seltene Käfer wie den Eremiten oder auch Fledermäuse. Die Linden haben ein leicht zersetzbares Holz, so dass sie auch für sehr viele Pilzarten und holzverwertende Käfer Lebensraum bieten. Ganz zu schweigen von ihrer Krone, in der viele Vögel brüten können.

Bizarre Flieger im städtischen Grün - Lindenschwärmer

Wissenswertes

Winter- und Sommerlinden sind bereits seit langer Zeit in Mitteleuropa verbreitet und hatten nicht nur bei den Germanen eine große Bedeutung. Bei ihnen war die Linde Freya gewidmet, der Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und Schönheit. (Thor, dem Wettergott, war die Eiche geweiht.) Auch ist die Linde Symbol von Gastfreundschaft, Güte und ehelicher Liebe. Dies soll zurückgehen auf „Philemon und Baucis“, Ovids Erzählung über ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr wünschte als gemeinsam zu sterben, damit keiner von ihnen den Tod des anderen erleben müsse. Als der Tod zu ihnen kam, erfüllte Zeus ihnen diesen Wunsch und verwandelte Philemon in eine Eiche und Baucis in eine Linde. So stehen Eichen und Linden auch im Eichenwald in guter Gemeinschaft zusammen.

Die Linden waren auch ein ebenso wichtiger Versammlungsort: man kennt die Gerichtslinden, die Tanzlinden und vor allem kennt fast jedermann die Dorflinde, an der auch heute noch häufig Bänke stehen, wo man sich in geselliger Runde trifft.

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Früher waren gerade in Städten viele Alleen mit Linden angelegt. Die moderne Verkehrswege-Architektur mit immer kleiner werdenden Wurzelräumen und die Anfälligkeit der heimischen Linden gegenüber Immissionen trugen dazu bei, dass die Sommer- und Winterlinden häufig durch die unempfindlichere Silberlinde ersetzt wurden. Die im Sommer blühenden Linden sind reiche Bienenweide und geben aromatischen Honig. Dennoch werden Linden von etlichen Menschen vor allem in der Stadt als sehr unangenehm empfunden: unter ihnen wird hauptsächlich im Sommer alles von einer klebrigen Schicht überzogen. Aber: nicht der Nektar der Lindenblüten verklebt Autos und Gehwege, sondern der von den zur gleichen Zeit massenweise vorhandenen Blattläusen produzierte Honigtau.

Der Bast der Linde aus der weichen Innenseite der Rinde hatte in früheren Zeiten große Bedeutung für die Herstellung von Schnüren, Seilen, und Geweben. So waren Dolchscheide, Schnüre, ein Netz aus gezwirnten Fäden sowie das Innengeflecht der Schuhe von der berühmten Gletschermumie „Ötzi“ aus Lindenbast. Der als Hausmittel sehr bekannte Lindenblütentee hingegen ist erst seit dem 16. Jahrhundert als schweißtreibendes Mittel bei Fieber bekannt.

Das weiche Holz der Linden wurde sehr gerne zum Schnitzen verwendet. So sind unter anderem Tilman Riemenschneiders berühmte Altäre wie der Marienaltar in Creglingen oder die „Riemenschneider-Madonna“ im Würzburger Dom und noch viele Werke mehr aus Lindenholz geschnitzt. Da überwiegend sakrale Szenen und Figuren aus der Bibel dargestellt wurden, erhielt das Lindenholz im Mittelalter auch die Bezeichnung „lignum sacrum“, Heiliges Holz oder Heiligenholz. Leider wird Lindenholz wegen seines hohen Eiweißgehaltes schnell „wurmstichig“.

Weiterführende Informationen zur Winterlinde