Hans Pretzsch, Enno Uhl, Martin Nickel, Leonhard Steinacker und Gerhard Schütze
Das Ertragskundliche Versuchswesen in Bayern – Nachhaltigkeit in der Waldwachstumsforschung - LWF-Wissen 72
Das Ertragskundliche Versuchswesen in Bayern steht für eine nachhaltige Institution der forstlichen Forschung. Seit seiner Begründung in den 1860er Jahren durch August von Ganghofer erbrachten und erbringen die Versuchsflächen bis heute durch kontinuierliche Beobachtung, Vermessung und Analyse Kenntnisse über Wachstum und Dynamik von Waldbeständen und liefern unverzichtbares Wissen für das Waldökosystemverständnis und die Forstwirtschaft. Der Beitrag spannt einen Bogen von der geschichtlichen Entstehung und Entwicklung des Ertragskundlichen Versuchswesens in Bayern über seine Bedeutung für die Forstwissenschaft und Forstpraxis in nationaler und internationaler Hinsicht bis hin zum aktuellen Stand und zu Entwicklungsperspektiven.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Übersichtskarte der langfristigen ertragskundlichen Versuchsflächen in Bayern, gegliedert nach den unterschiedlichen Versuchsarten zum Stichtag 1. Mai 2012
Die Lebens-, Arbeits- oder Forschungszeit eines Menschen ist im Vergleich zur Lebensdauer heimischer Baumarten (bis circa 1.000 Jahre) und erst recht zu jener der ältesten Bäume der Welt (circa 6.000 Jahre) sehr kurz. Experimentell gesichertes Wissen über die Entwicklung von Bäumen und Waldbeständen ist deshalb nur sehr schwer zugänglich.
Experimente zum Wachstum von Bakterien, Insekten, Getreidearten oder Säugetieren können in Stunden, Tagen, Monaten oder in wenigen Jahren belastbare Ergebnisse liefern. Experimente, die gesichertes Wissen zum Wachstum von Bäumen und Beständen erbringen, erfordern dagegen eigene Versuchsmethoden, die in Zeit- und Raumskala über die Standardmethoden der Physik, Medizin oder Landwirtschaft hinausgehen. Deshalb begann August von Ganghofer (1827–1900) – seit 1875 Vorstand der Abteilung für Versuchswesen und forstliche Statistik im bayerischen Finanzministerium und von 1881 bis 1897 Leiter der Bayerischen Staatsforstverwaltung – in den 1860er Jahren, zeitgleich und in methodischer Abstimmung mit den Verantwortungsträgern in anderen Ländern, mit dem systematischen Aufbau ertragskundlicher Versuchsflächen, die bis in die Gegenwart kontinuierlich messtechnisch aufgenommen und ausgebaut wurden.
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