Christoph Straub, Kristine Mayerhofer und Christoph Stepper
Baumartengruppen semi-automatisch erfassen - LWF-aktuell 106
Basierend auf amtlichen Luftbilddaten der Bayernbefliegung wurde an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft ein effizientes, semi-automatisches Klassifizierungsverfahren entwickelt, mit dem die Gruppen Laubholz, Nadelholz und stehendes Totholz in Luftbildern erfasst werden. Die Methode wurde im FFH- bzw. Vogelschutzgebiet Geigelstein erfolgreich getestet und steht nun als unterstützendes Werkzeug für die Bearbeitung weiterer Natura 2000-Schutzgüter zur Verfügung.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Karte mit den klassifizierten Nadel-, Laub- und Totholzflächen. Schatten- und
Bodenflächen wurden in eine gemeinsame Klasse zusammengefasst.
Mit der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat- (FFH-) Richtlinie verpflichteten sich die EU-Mitgliedstaaten, die Schutzgüter nach Anhang I, II und IV zu erfassen sowie deren Erhaltungszustand zu bewerten und zu beobachten (Richtlinie 92/43/EWG, Artikel 11 und 17). Dies gilt auch für die Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) der Vogelschutz-Richtlinie. Die Ersterfassung der Natura 2000-Schutzgüter im Wald soll in Bayern bis Ende 2019 abgeschlossen sein.
In der alpinen biogeografischen Region verwendet die Bayerische Forstverwaltung seit 2005 ein fernerkundungsgestütztes Verfahren für die Erfassung und Bewertung von Lebensraumtypen sowie die Erstellung von Suchraumkulissen für Fledermaus-Habitate (Binner und Seitz 2009). Hierfür werden Luftbilder der Bayerischen Vermessungsverwaltung stereoskopisch interpretiert, so dass definierte Wald-Lebensraumtypen und potenzielle Habitate manuell abgegrenzt werden können. Zusätzlich werden bei der Stereointerpretation folgende Kenngrößen für fixe Stichprobenkreise erfasst: Baumarten, stehendes Totholz, Biotopbäume und Entwicklungsstadien (Koch et al. 2013).
Viele FFH-/Vogel-Arten sind auf Lebensräume angewiesen, die sich durch hohe Totholzvolumina auszeichnen oder aus besonders laub- bzw. nadelholzreichen Beständen zusammensetzen. Beispielsweise bilden zusammenhängende lichte Wälder (Mindestgröße 40ha), die vorwiegend mit Laubbäumen bestockt sind und mindestens 50 m³ Totholz je Hektar aufweisen, geeignete Lebensräume für den Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos) (LWF 2008). Auch der Alpenbock (Rosalia alpina) benötigt lichte, laubholzreiche Bestände mit einem hohen Totholzanteil (LWF 2009, unveröffentlicht). Für die Bewertung von Wald-Lebensraumtypen spielen somit Kenntnisse zum Laub-, Nadel- und Totholzanteil eine wichtige Rolle.
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