Klaus Richter und Gabriele Ehmke
Das Holz der Fichte – Eigenschaften und Verwendung – LWF Wissen 80
Beschrieben werden das Holzbild sowie die Eigenschaften und Verwendungsbereiche der Fichte. Das Holz ist wegen seines vorteilhaften Festigkeit-/ Masse-Verhältnisses, das heißt, wegen der guten physikalisch- mechanischen Eigenschaften bei vergleichsweise geringem Gewicht, und seiner rationellen Prozessier- und Klebbarkeit ein sehr geschätztes Bau- und Werkholz.
Die bisher sehr gute Rohholzverfügbarkeit, der für Nadelholz typische homogene Holzaufbau und ein hoher Schlankheitsgrad der Einzelzellen sind Gründe, warum die Fichte zum »Brotbaum« der deutschen Forstwirtschaft avanciert ist.
Holzbeschreibung

Abb. 1: Fichtenstammscheibe. (Foto: Holzforschung München)
Frisches Fichtenholz hat einen harzigen Geruch und zeigt auf gehobelten Flächen einen seidigen Glanz (Grosser und Teetz 1998). Unter Lichteinfluss dunkelt das Holz zu einem gelblichbraunen Alterston. Es zeigt auf den Längsflächen deutlich die nadelholztypische Fladerung (Tangentialschnitt, Abbildung 2) bzw. Streifung (Radialschnitt, Abbildung 3).
Die Jahrringe sind je nach Wuchsgebiet eng bis sehr breit und deutlich voneinander abgesetzt. Der Übergang vom Früh- zum Spätholz innerhalb der Jahrringe ist überwiegend fließend (Abbildung 4).
Gesamtcharakter des Fichtenholzes
- Geradfaseriges, hellfarbiges Nadelholz ohne Kernfärbung
- Deutliche Frühholz-Spätholz-Bereiche mit gut markierten Jahrringgrenzen
- Übergang Frühholz-Spätholz innerhalb der Jahrringe fließend
- Im frischen Zustand harziger Geruch
- Im Gebrauch zu einem gelblichbraunen Alterston nachdunkeln
Eigenschaften
Im Verhältnis zum relativ geringen Gewicht besitzt das Fichtenholz gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften (Tabelle 2), worauf sich ihre hervorragende Eignung als Bau und Konstruktionsholz begründet. Die für die Verwendung von Fichte im Bauwesen maßgeblichen Festigkeitsklassen sind in der EN 338 geregelt. Die Zuordnung der Sortierklassen nach DIN 4074- 1:2012 zu den Festigkeitsklassen nach EN 338 erfolgt über die EN 1912:2013.
Neben guten mechanisch-technologischen Eigenschaften schwindet das Holz der Fichte nur mäßig und zeichnet sich nach der Trocknung durch ein überwiegend gutes Stehvermögen aus (Tabelle 3). Nur bei ausgeprägtem Drehwuchs oder höheren Druckholzanteilen kommt es zu stärkeren Verformungen.
Holzarten | Rohdichte in g/cm³ | |
---|---|---|
Mittelwert | Grenzwert | |
Fichte (PCAB) | 0,46 | 0,33-0,68 |
Tanne (ABAL) | 0,46 | 0,35-0,75 |
Kiefer (PNSY) | 0,52 | 0,33-0,89 |
Lärche (LADC) | 0,60 | 0,44-0,85 |
Douglasie (PSMN) | 0,51 | 0,35-0,77 |
Schwarzpappel (PONG) | 0,45 | 0,41-0,56 |
Eiche (QCXE) | 0,71 | 0,43-0,96 |
Holzarten | Elastizitätsmodul aus Biegeversuch [N/mm2] | Zugfestigkeit längs [N/mm2] | Druckfestigkeit längs [N/mm2] | Biegefestigkeit [N/mm2] | Bruchschlagarbeit [kJ/m2] | Härte nach Brinell [N/mm2] (längs/quer) |
---|---|---|---|---|---|---|
Fichte (PCAB) | 11.000 | 95 | 45 | 80 | 46-50 | 32/12 |
Tanne (ABAL) | 11.000 | 95 | 45 | 80 | 42-60 | 30/16 |
Kiefer (PNSY) | 11.000 | 100 | 47 | 85 | 40-70 | 40/19 |
Lärche (LADC) | 13.800 | 107 | 55 | 99 | 60-70 | 53/19 |
Douglasie (PSMN) | 13.800 | 105 | 54 | 100 | 38-60 | 50/20 |
Schwarzpappel (PONG) | 8.800 | 77 | 30-35 | 55-65 | 50 | 25-33/10-15 |
Eiche (QCXE) | 13.000 | 110 | 52 | 95 | 60-75 | 50-65/23-42 |
Holzarten | Schwindmaß vom frischen bis zum gedarrten Zustand bezogen auf die Abmessungen im frischen Zustand [%] | Differentielles Schwind- /Quellmaß [% je 1 % Holzfeuchteänderung] im Bereich von u = 5 % bis u = 20 % | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
βl | βr | βt | βv | radial | tangential | t/r | |
Fichte (PCAB) | 0,3 | 3,6 | 7,8 | 11,9-12,0 | 0,19 | 0,39 | 2,1 |
Tanne (ABAL) | 0,1 | 3,8 | 7,6 | 11,5-11,7 | 0,12-0,16 | 0,28-0,35 | 2,0 |
Kiefer (PNSY) | 0,4 | 4,0 | 7,7 | 12,1-12,4 | 0,19 | 0,36 | 1,9 |
Lärche (LADC) | 0,3 | 3,3 | 7,8 | 11,4-11,8 | 0,14-0,18 | 0,28-0,36 | 2,1 |
Douglasie (PSMN) | 0,3 | 4,2-4,5 | 7,4-7,5 | 11,9 | 0,15-0,19 | 0,24-0,31 | 1,8 |
Schwarzpappel (PONG) | 0,3 | 5,2 | 8,3 | 13,8-14,3 | 0,13 | 0,31 | 2,4 |
Eiche (QCXE) | 0,4 | 4,0-4,6 | 7,8-10,0 | 12,6-15,6 | 0,16 | 0,36 | 2,2 |
Verwendung

Abb. 8: Nadelholzsägewerk mit Rundholz- und Schnittholzlagerplatz. (Foto: Holzforschung München)
Die sehr ähnlichen mechanisch-technologischen Eigenschaften von Picea abies und Abies alba rechtfertigen dieses Vorgehen, allerdings gibt es durchaus Eigenschaftsausprägungen (Harzgehalt, Tränkbarkeit, Verarbeitbarkeit, Farbton), die eine Sortimentsbildung zumindest in Regionen mit hohem Tannenaufkommen rechtfertigen.
Aufgrund der zuvor beschriebenen Eigenschaften und Gegebenheiten ist Fichtenholz das mengenmäßig mit weitem Abstand wichtigste Bau- und Konstruktionsholz Mitteleuropas (Abbildung 8).
Es wird weiter traditionell als Massivholz im Innenausbau eingesetzt, dabei ist ein Trend hin zur Verarbeitung von geklebten, einschichtigen und dreischichtigen Massivholzplatten erkennbar, die als Halbfabrikate für Innenwand- und Deckenbekleidungen sowie Möbelfronten bevorzugt werden. Als Bautischlerholz wird Fichte für Türen und Fenster verarbeitet, vornehmlich, wenn hierfür deckende Anstriche oder Farblasuren vorgesehen sind.
Auch hier ist eine deutliche Bevorzugung von lamellierten und damit dimensionsstabileren Halbfabrikaten erkennbar. Im Fußbodenbereich wird die Fichte aufgrund der geringen Härte (Tabelle 2) nur noch selten für Riemenböden nachgefragt, allerdings hat sie weiterhin in Mehrschichtparketten als Mittelschicht oder Unterzug eine Bedeutung. In der Außenanwendung kommt Fichtenschnittholz insbesondere in den Bundesländern mit hohem Holzbauanteil im Einfamilienhausbau als Fassadenschalung häufig zum Einsatz.
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Autoren
- Prof. Dr. Klaus Richter
- Dr. Gabriele Ehmke