Zentrum Wald-Forst-Holz
Trends in der Laubholzernte - LWF aktuell 131

Seit fast 20 Jahren findet der Forstliche Unternehmertag in Freising um die Professur Forstliche Verfahrenstechnik der TUM in Partnerschaft mit dem Cluster Forst und Holz Bayern sowie dem Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan (ZWFH) statt. Und seit fünf Jahren existiert die enge Kooperation mit der Tagung »Ressource Holz« des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) bei Magdeburg

Foto im Wald. Eine abgestorbene Baumkrone ist rot eingekreist.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Gefährdungen durch Kronentotholz nehmen bei der Laubholzernte im Klimawandel zu und erfordern besondere Sicherheitsmaßnahmen. (Foto: LWF)

Nachdem der Unternehmertag 2020 aufgrund Corona verschoben werden musste, setzen die Organisatoren eine virtuelle Veranstaltungsreihe mit vier Terminen für das Jahr 2021 um. Ziel ist der Wissenstransfer an die deutschen Forstunternehmer als zentrales Bindeglied zwischen Forstwirtschaft und Holzabnehmern. Der erste Termin zur Digitalisierung in der Holzerntekette wurde vom Cluster Forst und Holz organisiert. Den Vorträgen der zweiten, vom ZWFH organisierten Veranstaltung am 10. Juni 2021 zu »Trends in der Laubholzernte« folgten rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In bewährter Weise führte Dr. Eva Tendler als Moderatorin durch das Programm. Professor Volker Zahner, Leiter des ZWFH, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und betonte die Aktualität sowie die Bedeutung des Themas Laubholz insbesondere unter dem Aspekt des Klimawandels, der steigenden Laubholzanteile in unseren Beständen und der zunehmenden Dimensionen der Einzelstämme. Er begrüßte es, dass dieses Thema im Rahmen der Vortragsreihe einem großen Kreis nähergebracht wird.

»Aktuelle Fälltechniken bei der motormanuellen Laubholzernte«:

Zwei Forstarbeiter auf dem Weg zur Fällung eines BaumesZoombild vorhanden

Abb. 2: Sicherheitsfälltech­nik im starken Laub­holz mit ferngesteu­erter Akkupumpe. (Foto: LWF)

Kai Lippert vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik, Thomas Fottner von der Bayerischen Waldbauernschule Goldberg und Florian Rauschmayr von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten in kurzen, sehr informativen Beiträgen die Möglichkeiten von mechanischen und hydraulischen Fällkeilen vor, gingen auf die technischen und organisatorischen Möglichkeiten der seilwindenunterstützten Laubholzernte ein und zeigten die Möglichkeiten und Grenzen des Harvester-Einsatzes in Laubholz auf.

»Vollmechanisierte Holzernte in der Praxis«:

Ein Harvester fällt einen BaumZoombild vorhanden

Abb. 3: Problematischen Sichtverhältnisse bei der Laubholzernte mit dem Harvester während der Vegetationsperiode. (Foto: LWF)

Dr. Herbert Borchert, Abteilungsleiter an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, interviewte den Forstunternehmer Tobias Eich aus dem Spessart. Als Praktiker ist dieser täglich mit den von den Vorrednern angesprochenen Problemen konfrontiert. Eich setzt den Harvester, der ursprünglich für die Nadelkurzholzernte gebaut wurde, im Laubholz ein. Verschiedene Fragen beleuchteten die Probleme im Laubholz, die der Unternehmer mit Technik und Überlegung meistern muss. Das Gewicht des Laubholzes, Krümmungen und Steiläste bedingen eine andere Arbeitsweise und andere Fälltechniken als im Nadelholz. Neben der starken Belastung der Maschine kamen insbesondere auch die erhöhten Anforderungen an den Maschinenführer, die mentale Belastung und die Problematik bei der Sommerfällung zur Sprache. Die Beurteilung der Holzqualität aus der Fahrerkabine war ein wichtiges Thema. Damit leiteten Dr. Borchert und Tobias Eich zu dem Bericht von Caroline Bennemann über, die sich in ihrem Forschungsprojekt mit der Wertschöpfung durch Verbesserung der Sortenaushaltung bei der mechanisierten Holzernte in laubholzdominierten Beständen im kanadischen Quebec befasst.

»Sicher Arbeiten im Laubholz – Unfallgeschehen und fachliche Empfehlungen«:

Für dieses Thema ist Klaus Klugmann bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau zuständig. Er ging auf die Bedeutung der richtigen Technik zur Fällung und die dafür notwendige Baumbeurteilung ein. Um jederzeit die Kontrolle über den Baum beim Fällvorgang zu behalten, sei die Qualität der Ausbildung der im Wald tätigen Personen besonders wichtig. Er betonte, dass mit steigender Mechanisierung ein deutlicher Rückgang des Unfallrisikos einhergeht. Die Fällung mit Schlagkeilen bezeichnete er als »lebensgefährlich« und den Einsatz von funk-ferngesteuerten Fällkeilen für normale Bäume als »akzeptabel«. Aus Sicht des Arbeitsschutzes seien die »Seilwinden-unterstützte Fällung« und die »Vollmechanisierte Fällung« verbunden mit der Fachkompetenz der Arbeiter die einzigen richtigen Alternativen.

»Diskussion und Schlussworte«:

In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen zahlreiche Fragen aus dem Chat zur Sprache, sodass auch sehr detaillierte Aspekte aus der Praxis von den anwesenden Referenten beantwortet werden konnten. In seinem Abschlussplädoyer ging Norbert Harrer, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Forstunternehmer-Verbandes und Vorsitzender des Berufsverbandes der Forstunternehmer in Bayern, auf die steigenden Herausforderungen an die Forstunternehmer ein. Er betonte die Bedeutung von Profis im Laubholz und wies auf den Unterschied in der Ausbildung zur Holzernte im Laub- und Nadelholz hin. Nicht nur der Harvester sei die alleinige Lösung, sondern auch die motormanuellen Arbeiten müssen durch die Technik, wie eines optimal ausgerüsteten Schleppers, optimiert werden. Insbesondere auch in geschädigten Laubholzbeständen sollte durch die Form der Entlohnung der Sicherheitsaspekt betont und unterstützt werden.

Weitere Themen und Termine:

Die letzte Vortragsveranstaltung der diesjährigen Reihe findet am 25. November 2021 um 16:00 Uhr, wiederum digital, zum Thema »Anpassungsstrategien im Holztransport« statt und wird vom Fraunhofer IFF ausgerichtet.

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