10.11.2017
Energiewende im Wald? - Forsttechnik-Newsletter 1/2017
von Michael Wolf
Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Nein, zumindest nicht bei der Holzernte. Der Energieträger Erdöl in Form von Diesel- und Ottokraftstoff spielt nach wie vor die entscheidende Rolle bei dieser energieintensiven Tätigkeit. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch, schleicht sich Strom als Energieträger aber ganz langsam ein. Und zwar in Form hybrider Antriebstechniken und Akku-Geräten.
Hybridharvester
Zu sehen ist das beim ersten serienmäßigen Hybridharvester Logset 12H GTE hybrid, der 2017 von der finnischen Firma Logset vorgestellt wurde. Der Dieselantrieb wird bei dieser Lösung nicht ersetzt, sondern nur kurzzeitig durch Elektromotoren unterstützt. Nämlich immer dann, wenn für kurze Zeitintervalle viel Leistung notwendig ist, um z.B. ein Hindernis zu überfahren oder einen besonders starken Baum aufzuarbeiten.
Erkennt der Bordcomputer solche Lastspitzen, springen Elektromotoren unterstützend an. Die Regelungstechnik ermöglicht so, dass der Dieselmotor über weite Strecken in einem optimalen und gleichbleibenden Drehzahlbereich arbeiten kann. So kann der Treibstoffverbrauch nach Herstellerangaben um 20-30% reduziert und die Abgasbehandlung optimiert werden.
Dieses gleichzeitige Nutzen beider Antriebstechniken wird als paralleler Hybrid bezeichnet. Die notwendige elektrische Energie für die Elektromotoren wird jedoch nicht durch Akkus, sondern durch Hochleistungskondensatoren zur Verfügung gestellt.
Man kennt diese vom Zusatzblitzgerät der Fotoausrüstung: Es wird viel Energie frei, allerdings nur für sehr kurze Zeit. Das Aufladen des Kondensators geht dann wiederum sehr schnell, so dass der volle Energiespeicher gleich wieder zur Verfügung steht. Man darf gespannt sein, ob sich dieses Konzept durchsetzen wird.
Hybridforwarder
Ganz neu ist die Hybridtechnik im Bereich der „großen“ Forsttechnik aber wider Erwarten nicht. Bereits 2008/2009 wurde in Schweden ein Hybridforwarder von EL-Forst Schweden vorgestellt.
Bei dieser Maschine erfolgte der Antrieb ausschließlich über Elektromotoren, die in den 6 Radnaben einbaut waren und über Akkus mit elektrischer Energie versorgt wurden. Diese wurde von einem 60 kW (ca. 80 PS) Dieselmotor erzeugt (serieller Hybrid).
Das Konzept konnte sich in den Folgejahren aber nicht durchsetzen.
Mehr zum Thema finden Sie auch im aktuellen Beitrag in LWF aktuell Nr. 115:
Mit Strom und Diesel durch den Wald
Akku-Geräte
Zunehmend unter Strom stehen bei der Waldarbeit aber die Bereiche Jungwuchspflege und frühe Jungdurchforstung. Durch immer leistungsfähigere Lithium-Ionen-Akkus werden Geräte wie Motorsägen und Motorsensen interessant für die „Elektrifizierung“. Weniger Lärm und keine Abgase sind starke Argumente für diese Entwicklungen.
Die Möglichkeit zur Mehrfachnutzung der Akkus in verschiedenen Geräten erhöht die Attraktivität. Ein großes Manko ist jedoch nach wie vor deren geringe Energiedichte. Diese entspricht bei einem geladenen, im Gerät integrierten Akku neuerer Bauart ungefähr der Tankfüllung eines vergleichbaren Benzin-Modells. Anhand dieses Wertes kann man leicht ermitteln, für welche Bedingungen und Einsätze Akku-Geräte in Frage kommen können.
Weiterführende Informationen
Autor