Forstwege
Ohne ein Erschließungssystem wäre eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Wälder nicht machbar. Waldwege ermöglichen jedoch nicht nur eine geregelte Abfuhr des Holzes. Sie bieten darüber hinaus allen Erholungssuchenden Gelegenheit, die Wälder bequem zu betreten. Allein der bayerischen Staatswald wird von rund 23.000km geschotterten Waldwegen durchzogen.
Beim Bau von Waldwegen sollten die Standards der „Richtlinie für den ländlichen Wegebau“ (DWA-A 904) eingehalten werden.
Um die Wege langfristig intakt halten zu können, muss der kontinuierliche Wasserabfluss, sowohl in Quer- als auch in Längsrichtung, gewährleistet sein. Durch die Uhrglas- oder Dachprofilbauweise wird dies sichergestellt. Die bergseitig angelegten Spitz- oder Trapezgräben sorgen für die weitere Wasserabfuhr. Auch in ebenen Lagen muss durch die Form des Wegekörpers und seine Lage im Gelände gewährleistet sein, dass Niederschlagswasser von diesem abläuft und nicht darauf stehen bleibt.
Entscheidend für einen guten Erhaltungszustand der in Bayern vorherrschenden sand-wasser-gebundenen Schotterwege ist außerdem die richtige Pflege. Eine kontinuierliche Instandhaltung und wenn notwendig eine Instandsetzung der Waldwege ist essentiell, um die Befahrbarkeit und eine hohe Wegequalität langfristig zu garantieren. Nur ein trockener Weg ist tragfähig und resistent gegen Verformungen.
Unter der Instandhaltung von Waldwegen versteht man in erster Linie die Pflege der Deck- bzw. Verschleißschicht. Hauptsächlich wird dabei abgetragenes oder vom Verkehr hinaus geschleudertes Wegebaumaterial zurück auf den Weg geholt und dort gleichmäßig verteilt. Ziel ist die Aufrechterhaltung des Dachprofiles und damit die Vermeidung von Spurrillen. Durch die Wegenutzung verlagertes Material soll frühzeitig in wiederkehrenden Durchgängen wieder richtig auf den Weg aufgebracht werden. Dadurch hält sich der Aufwand für die Maßnahme und damit auch die Kostenbelastung in Grenzen. Darüber hinaus sind zur Instandhaltung auch das Freischneiden des Lichtraumprofils, das Mulchen der Bankette sowie das Räumen der Seitengräben in regelmäßigen Zeitabständen notwendig.
Ist der Verschleiß am Wegekörper zu weit fortgeschritten, also beispielsweise die Wasserableitung nicht mehr intakt oder das Wegematerial derart stark verlagert (Spurrillen), dass ein höherer Arbeits- und Materialauftrag benötigt wird, so ist eine umfassende Wegeinstandsetzung nötig.
Im forstlichen Wegeneubaubau, der Instandsetzung und der Instandhaltung kommenten eine Vielzahl von Anbaugeräten zum Einsatz.
Planiergeräte
Planiergeräte werden für den Wegebau und die Wegepflege eingesetzt. Es gibt sie sowohl als Front- wie auch als Heckanbaugerät, in der Regel angebaut an landwirtschaftliche Schlepper bzw. Forstschlepper. Das vom LKW aufgetragene Wegebaumaterial wird mittels dieser Geräte gleichmäßig auf dem Wegekörper verteilt. Durch das Ausrichten des Planierschildes wird das gewünschte Wegeprofil erzeugt. Die Planierschildverstellung erfolgt über die drei Hauptachsen des Gerätes (siehe Abbildung). Je nach Bauart kann es über eine Längs-, Quer- oder Hochachse verstellt werden. Einige Planierschilde sind zusätzlich mit Aufreißzinken ausgestattet.
R-2005-Gerät
Zur Instandhaltung von Waldwegen wird abgetragenes oder vom Verkehr hinaus geschleudertes Wegebaumaterial mittels einer Stahlschürfleiste zurück auf den Weg geholt und gleichmäßig auf dem Weg verteilt. Da hierbei nur die Verschleißschicht betroffen ist, muss das neu profilierte Material nicht mehr verdichtet werden. Für diese Form der Wegepflege hat sich das R-2005 Gerät bewährt. Eine regelmäßige Anwendung dieser Methode ist jedoch notwendig, um eine dauerhaft hohe Wegequalität zu garantieren. Je nach Beanspruchung der Wege sind drei bis sechs Pflegedurchgänge pro Jahr zu veranschlagen. Durch die im Vergleich zum Wegekörper relativ geringe Gerätebreite sind pro Pflegedurchgang fünf Überfahrten mit dem Gerät notwendig.
Pflegegerät Wullems SWO1
Das SWO1-Gerät arbeitet nach demselben Prinzip wie das R-2005-Gerät, allerdings sind hier anstatt einer Stahlschürfleiste fünf Schürfleisten verstellbar an einem Rahmen montiert. Somit ist es möglich, einen kompletten Pflegedurchgang mit nur einer Überfahrt zu erledigen.
Pflegegerät Metallvielfalten TH3.8
Das TH3.8 arbeitet ebenfalls nach dem Prinzip der nach hinten geneigten, schabenden Stahlschürfleiste. Bei diesem Gerät sind an einem Rahmen drei hydraulisch verstellbare Schilde angebracht. Ein Pflegedurchgang wird mit diesem Gerät mittels zwei Überfahrten erreicht. Dabei wird pro Überfahrt jeweils auf einer Wegeseite der Bankettbewuchs nach Außen geschält, hinausgeschleudertes Deckschichtmaterial in die Fahrspur zurückbefördert und dort verteilt.
Ein hydraulisches Entlastungssystem ermöglicht eine variable Einstellung des Auflagedrucks der Schare am Boden. Da nur jeweils eine Wegeseite bearbeitet wird, eignet sich dieses Gerät auch für die Pflege von Wegen mit einseitiger Querneigung.
Motorgräder mit Rüttelplatten
Bei der Wegepflege mit dem Grader reißt dieser mit großer Kraft die verdichtete Struktur des Wegekörpers auf und formt aus dem losen Material erneut ein Dachprofil, das anschließend aufgrund der großen Schichtstärke wieder verdichtet werden muss. Hierfür werden Walzen eingesetzt, bevorzugt mit Vibrationsfunktion.
Zur Verdichtung von Wegebaumaterial werden neben Walzen auch sog. Rüttelplatten verwendet, welche mittels Tragrahmen an ein Trägerfahrzeug angebaut werden und sich in der Horizontal- und Vertikalachse der Form des Wegekörpers frei anpassen können.
Schlepperanbaugerät "WeGo"
Eine Alternative zum Grader und zum R-2005 stellt das Schlepperanbaugerät "WeGo" dar. Hierbei handelt es sich um ein Anbaugerät zur Wegeunterhaltung für Schlepper mit 80 bis 120PS. Die Bedienung und Einstellung des Profils erfolgt durch hydraulische Steuerung vom Schleppersitz aus.Es besitzt zwei Schare, die V-förmig in die Dreipunkthydraulik eingesetzt werden, so dass in einem Arbeitsgang die gesamte Wegebreite bearbeitet werden kann. Die Breite ist variabel von 2-4m einstellbar.
Der Schlepper fährt in der Wegemitte, zentriert sich selbst und wird gleichmäßig auf Zug belastet. Ein hydraulisch verstellbares Scharblech schält an den Wegekanten das verunreinigte Material hinaus und holt gleichzeitig das Feinmaterial auf die Decke zurück.
Durch zwei nachgestellte statische Walzen wird der neu profilierte Kies vorverdichtet.
Spezielle Anbaugeräte
Steinzerkleinerungsmaschinen
Mit diesen Maschinen wird Material für den Forstwegebau auf die gewünschte Korngröße zerkleinert. Für die 20-50cm hohe Tragschicht wird gröberes Material (z.B. 0/56) als für die nur wenige Zentimeter (3-7cm) starke Deck- oder Verschleißschicht ( z.B. 0/11, 0/16, 0/22) benötigt.
Je nach Anteil und Größe des Steinbesatzes der Wegebaustoffe kommen Fräsen oder die leistungsstärkeren Steinzerkleinerer zum Einsatz. Einige der Geräte werden in Kombination mit einer Streichschiene hergestellt, die das zerkleinerte Material unmittelbar glatt streicht.
Fräsen
Neben der Zerkleinerung von feinem Wegebaumaterial werden Fräsen hauptsächlich zur Entfernung des Bewuchses auf Randstreifen und Böschungen von Forstwegen benutzt. Sie besitzen Messer, die um eine starre horizontale Achse rotieren.
Das zerkleinerte Material wird mittels eines Auswurfgebläses durch das Ausblasrohr heraus befördert. Die Geräte werden über einen Dreipunktanbau mit der Basismaschine (Schlepper) gekoppelt und durch die Zapfwelle angetrieben. Um die Seitengräben zu räumen, werden die Fräsen teilweise auch an Wegepflege- bzw. Instandsetzungsmaschinen seitlich angebaut.
Um Amphibien und bodenbrütende Vögel zu schützen, sollten Maßnahmen der Wegepflege möglichst im Herbst oder Winter erfolgen.