Hans-Peter Dietrich, Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe
Wasserversorgung in Bayerns Wäldern zu Beginn der Vegetationsperiode 2020
Die ersten Monate des Jahres hatten die ausgeprägte Dürre und Hitze der vergangenen Jahrhundertsommer lebhaft in Erinnerung gerufen. März und April warteten mit frühsommerlichen Temperaturen auf. Viele Tage ohne ergiebige Niederschläge beherrschten vor allem im Norden Bayerns die Witterung und die veröffentlichte Wahrnehmung. Der Dürreindex des UFZ Halle, medial aufgegriffen, weckte schlimmste Befürchtungen, selbst in der Fachwelt. Meist unbeachtet blieb, dass die damit beschriebene meteorologische Anomalie zu dieser Jahreszeit keinen direkten pflanzenphysiologischen Bezug aufweist, den der Leser aber gemeinhin vermutet (Zimmermann et. al. 2020).
Im Rückblick auf das vergangene Jahr hatten wir im Februar zur Wiederbefüllung der Bodenwasserspeicher nach dem Trockensommer 2019 berichtet. Basierend auf den Messergebnissen an den Bayerischen Waldklimastationen konnten wir feststellen, dass zum Jahresende 2019 wieder ein guter Füllstand erreicht war. Ausnahmen davon gab es allerdings in der Mitte Bayerns im Jura, im nördlichen Tertiärhügelland sowie in Mittelfranken und im Spessart.
Wasserversorgung der Wälder und Stand der Bodenwasserspeicher bis zum Jahresende 2019
Nachfolgende Befunde zum Wasserhaushalt an Waldstandorten stützen sich auf die Messergebnisse an Bayerischen Waldklimastationen:
- Meteorologische Messdaten und Modellrechnungen an 18 Waldklimastationen;
- Messungen zur Bodenfeuchte an sieben Schwerpunkt-Waldklimastationen;
- Karten der Niederschlagssumme Oktober 2019 bis Ende Mai 2020 aus Rasterdaten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) sowie des relativen Niederschlags (zum Mittel 1961-90).
Abbildung 1: absolute Niederschlagsmenge Oktober 2019 bis einschließlich Mai 2020 (oben links) sowie relativer Niederschlag als Abweichung vom langjährigen Mittel 1961 – 90 (oben rechts) (Daten DWD 2019/2020).
Abb. 2: Spätfrostschaden an Buchen (Foto: H.-P. Dietrich, LWF)
Bereits ab Mitte März und beinahe im gesamten April erblühten dann aber bei hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen die Sommergefühle. Fehlender Niederschlag und trocknende Ostwinde ließen für die Feldsaaten in Nordbayern Schlimmes erahnen, ehe es Ende April eine Abkühlung und die ersten wohltuenden Niederschläge gab. Ganz wie das Sprichwort sagt, kommt ein Schrecken selten alleine.
Der kühl regnerische Mai wartete deshalb pünktlich zu den Eisheiligen mit einem massiven Kälteeinbruch und Nachtfrösten auf, die Spätfrostschäden an Laubbäumen u.a. in Franken hinterließen. Hart traf es Buchen in höheren Berglagen der ost- und nord-ostbayerischen Mittelgebirge, die soeben erst mit dem Blattaustrieb begonnen hatten.
Füllung der Bodenwasserspeicher zu Beginn der Vegetationsperiode
In vielen Regionen Bayerns hat sich der Bodenwasserhaushalt nach der langen Trockenheit im letzten Jahr über den Winter wieder einigermaßen erholt. Vor allem der Februar trug mit seinen hohen Niederschlagssummen dazu maßgeblich bei. Allerdings gingen die Bodenwasservorräte in den ersten Wochen der Vegetationszeit teilweise auch schon wieder zurück, blieben jedoch in der Regel deutlich über der Trockenstressgrenze von 40 % der nutzbaren Feldkapazität.
Im Normalbereich und somit fast vollständig gefüllt waren die Bodenwasserspeicher der alpinen Waldklimastationen Berchtesgaden, Kreuth und Sonthofen sowie im Voralpenland (WKS Altötting), im Vorderen Bayerischen Wald (WKS Mitterfels) aber auch im süd-östlichen Jura (WKS Riedenburg) und in Berglagen des Frankenwald an der WKS Rothenkirchen. Erstaunlicherweise waren die Waldböden sogar im sonst eher trockenen Würzburger Becken an der WKS Würzburg zum Sommeranfang dieses Jahr recht gut gefüllt. Das zurückliegende Winterhalbjahr war bereits relativ niederschlagsreich.
Deutlich weniger Niederschlag als normal gab es dagegen vor allem in einem Band von Oberschwaben, über die Mitte Bayerns bis in die Oberpfalz (Abbildung 1). Dementsprechend sind auch die modellierten Wasservorräte an den beiden Waldklimastationen im Tertiär- Hügelland, im Höglwald bei Augsburg und an der WKS Freising, auf der Münchner Schotterebene (WKS Ebersberg), im Nürnberger Reichswald (WKS Altdorf) oder im Oberpfälzer Wald (WKS Flossenbürg) zu Beginn des Sommers bereits wieder leicht angespannt, zum Teil niedriger als im letzten Jahr. Für den Höglwald belegen das die Messdaten in den einzelnen Tiefenstufen des Bodens deutlicher als modellierte Werte für den Gesamtboden. Hier ist die Anfang Mai beginnende Austrocknung des Bodens von oben nach unten sehr gut zu erkennen.
Und wie geht’s weiter?
Der Sommeranfang ist jedenfalls zunächst einmal ziemlich nass. An den meisten Waldklimastationen fielen aktuell in den ersten beiden Juniwochen über 35 bis 80 mm Niederschlag bei relativ kühlen Temperaturen, in den Alpen waren es zum Teil schon weit über 100 mm. Ob wir eine vergleichbare Ausschöpfung der Bodenwasserspeicher mit anhaltendem Wassermangel und Stress für die Waldvegetation erleben wie in den Vorjahren, bleibt ungewiss. Auf Waldböden mit nur geringer Wasserspeicherleistung ist das Risiko höher und Wassermangel tritt früher auf, als auf mäßig frischen bis frischen Waldstandorten. Zumindest die Fichten, Tannen und Douglasien sowie zahlreiche Laubbaumarten wie die Buchen haben 2020 abermals verbreitet stark geblüht. Sie tragen teilweise starken Zapfen-und Fruchtbehang. Ihr Stoffhaushalt ist deshalb erneut angespannt und mit Wachstumseinbußen ist zu rechnen.
Weiterführende Informationen
- Zimmermann L., Raspe S., Dietrich H.P. , Wauer A. (2020): Dürreperioden und ihre Wirkung auf Wälder; LWF aktuell 126, in Druck
- Zimmermann L. (2020): Dürremonitor des UFZ; LWF aktuell 126, in Druck
- Zimmermann L. und Raspe S. (2020): Witterungs- und Bodenfeuchtereport; LWF aktuell 126, in Druck
- Zimmermann L. und Raspe S. (2020): Nun auch im Winter zu warm; LWF aktuell 125
- Zimmermann L., Raspe S., Dietrich H.P. (2020): Wasserversorgung der Wälder und Stand der Bodenwasserspeicher bis zum Jahresende 2019
- Bayerische Waldklimastationen (WKS)
- Umweltmonitoring durch die LWF
- Thema Wasserhaushalt