Waldklimastation
Rekordwärme im Oktober
von Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe

Niederschlag – Temperatur – Bodenfeuchte

Temperatur - Mittlere Abweichung aller WKS zum Mittel 1961-1990Zoombild vorhanden

Abb. 1a: Absolute Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen (© LWF)

Außergewöhnlich warm war es in diesem Monat. Zwar wechselten sich wie für Oktober üblich regnerische Tiefdruckphasen mit sonnigen, trockenen Hochdruckphasen ab, aber eine Luftströmung aus Südwesten brachte ungewöhnlich milde Temperaturen mit sich.

Zu Monatsanfang sorgte eine Westströmung für kühl-regnerische Verhältnisse. Die Witterung des nassen Septembers setzte sich somit zunächst fort. An den Alpen fielen innerhalb von zwei Tagen rund 50 l/m2 Niederschlag. An der Waldklimastation (WKS) Kreuth wurden sogar knapp 70 l/m2 gemessen. Vom 3.10. bis 13.10. regnete es allerdings kaum noch, die Lufttemperaturen waren dabei im Vergleich zum langjährigen Mittel hoch. Ab der Monatsmitte fiel zeitweise wieder flächendeckender Niederschlag, während sich zum Monatsende erneut trockenes und ungewöhnlich warmes, sommerlich anmutendes Wetter einstellte. Selbst alpine WKS wie Kreuth und Sonthofen erreichten Tagesmitteltemperaturen über 15 °C, die Höchstwerte lagen bei 25 °C! Nachtfröste blieben dadurch selten, weshalb sich – in Kombination mit einer meist guten Wasserversorgung – die herbstliche Blattverfärbung bei der Stiel-Eiche um drei Tage verzögerte (DWD 2022). An den nördlich der Donau gelegenen WKS Riedenburg und Würzburg bleib die Wasserversorgung der Bäume jedoch weiterhin angespannt (Abbildung 2).

Der Oktober 2022 brachte mit 11,9 °C einen neuen Rekord als wärmster Oktober seit 1881 (+ 3,8° zu 1961–90) (DWD 2022). Damit liegt er + 0,3° vor dem Oktober 2001, der bisher den Rekord hielt. Mit 71,3 l/m2 fiel landesweit + 16 % mehr Niederschlag als im Klimaschnitt. Im nordwestlichen Unterfranken wurde weniger als ein Viertel der durchschnitt­lichen Niederschlagsmenge registriert. Teilweise regnete es dort weniger als 25 l/m², während an den Alpen mehr als 125 l/m2 fielen (DWD 2022). Mit 130,6 Stunden schien die Sonne 11 % länger als im Mittel 1961–90.

Niederschlag- Mittlere Abweichung aller WKS zum Mittel 1961-1990Zoombild vorhanden

Abb. 1b: Prozentuale Abweichung des Niederschlags vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen (© LWF)

Mild und vor allem sonnig war auch der letzte Herbstmonat. Ursache waren erneut milde Luftströmungen aus Süden und Südwesten. Zeitweise sorgte ein kräftiges Hoch für den bekannten November-Mix aus neb­lig-kalten Niederungen und sonnig-warmen Hochlagen.

Die Tagesmitteltemperaturen lagen bis zur Monatsmitte noch deutlich über 5 °C. Damit blieb es wie schon im Vormonat ungewöhnlich mild. Tiefausläufer brachten Niederschläge, die sich jedoch gegen Osten abschwächten. An der WKS Riedenburg füllten sich die Bodenwasservorräte wieder etwas auf, so dass die Wasser­versor-gung nicht mehr im kritischen Bereich war (Abbildung 2). Danach setzte sich kälteres Wetter durch. Die Tagesmitteltemperatur sank in höheren Lagen unter 5 °C und die Vegetationsruhe begann.

Ab der Monatsmitte regnete es zeitweise flächendeckend. Schließlich streifte ein Kaltlufteinbruch zu Beginn des letzten Monatsdrittels Nordbayern: In Franken, der Oberpfalz und im Bayerischen Wald bildete sich kurzzeitig eine Schneedecke. Mäßigen Frost unter – 5 °C gab es allerdings nur im äußersten Norden, an der WKS Rothenkirchen wurden am 19.11. – 9,8 °C als Tiefstwert gemessen. Al­lerdings lagen die mittleren Tagestem­peraturen nun auch in tiefer gelegenen Waldklimastationen unter 5 °C. Der Blattfall bei der Stieleiche (11.11.) als Indikator für den phänologischen Winter verzögerte sich um vier Tage gegenüber dem vieljährigen Mittel (DWD 2022).

Der November 2022 lag mit 5,3 °C + 2,5° über dem Klimamittel 1961–90 und immerhin noch + 1,6° über dem aktuellen wärmeren Klima 1991–2020. Damit folgte dem extremen Ok­tober ein November, der Platz 10 der wärmsten Novembermonate in den letzten 142 Jahren erreichte (DWD 2022). Gleichzeitig fielen mit 65,7 l/m² – 6 % weniger Niederschlag als normal. Im Südosten, aber auch auf dem Jura fiel überdurchschnittlich mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel. Der Monat reihte sich mit einem Drittel mehr Sonnenschein (75,6 Stunden) unter den sonnigen Novembern ein. Damit erreichte er Platz 7 der sonnenscheinreichsten November seit 1951.

Der Herbst im Überblick

Entwicklung der Bodenwasservorräte im gesamten durchwurzelten Bodenraum im Vergleich.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Entwicklung der Bodenwasservorräte im gesamten durchwurzelten Bodenraum in Prozent zur nutzbaren Feldkapazität Ergebnisse aus der Wasserhaushaltsmodellierung mit LWF-Brookgo (Entwicklung der Bodenwasservorräte im gesamten durchwurzelten Bodenraum in Prozent zur nutzbaren Feldkapazität (© LWF)

Der Herbst 2022 war deutlich wärmer sowie etwas feuchter und sonnenscheinreicher als im langjährigen Mittel. Hinsichtlich Wärme erreichte er mit 5,3 °C Platz 3 seit 1881 – mit + 2,0° zum Mittel 1961–90 und + 1,4° zum aktuellen Mittel 1991–2020. Dies ist im Wesentlichen das Verdienst des Rekord­oktobers, unterstützt durch ein leichtes Plus im November, während der September normal kühl ausfiel.

Mit 346,5 Stunden schien die Sonne im Herbst 2022 länger als im langjährigen Mittel: Nach einem trüben September verbesserte insbesondere der November, aber auch der Oktober die Sonnenstunden-Bilanz. Im Hinblick auf den Niederschlag gehörte er zu den nasseren Herbsten (+ 3 %). Der September hatte nach einem sehr trockenen Frühjahr und Sommer somit wieder für Ausgleich gesorgt. Dieser Trend setzte sich im Oktober fort, wobei der November jedoch wieder trockener ausfiel. Die Bodenwasservorräte füllten sich unter diesen Bedingungen langsam auf, nur an der WKS Würzburg auf der fränkischen Platte blieben sie weiterhin im kritischen Bereich (Abbildung 2).

Nach den Wasserhaushaltsmodellierungen lagen die nordbayerischen WKS Ende November im mittleren bis oberen Bereich einer guten Wasser­versorgung, lediglich die WKS Riedenburg war mit ihrem tonreichen Boden noch im unte­-ren Drittel. Die südbayerischen Waldklimastationen mit der WKS Flossenbürg im Oberpfälzer Wald und der WKS Mitterfels im Vorderen Bayerischen Wald lagen entweder im oberen Drittel einer guten Wasserversorgung bzw. nahe bei Sättigung, teilweise sogar darüber.
Prozentuale Abweichung des Niederschlags bzw. absolute Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen
WaldklimastationenHöhe ü.NN [m]Oktober 2022 Temp. [°C]Oktober 2022 NS [l/m²]November 2022 Temp. [°C]November 2022 NS [l/m²]
Altdorf (ALT)40611.4484.681
Altötting (AOE)41511.1724.681
Bad Brückenau (BBR)8129.9533.663
Berchtesgaden (BER)15008.31231.0111
Dinkelsbühl (DIN)46810.9563.956
Ebersberg (EBE)54011.6904.684
Ebrach (EBR)41010.9744.651
Flossenbürg (FLO)84010.6383.654
Freising (FRE)50811.6574.553
Goldkronach (GOL)8009.31023.069
Höglwald (HOE)54512.3534.946
Kreuth (KRE)110011.91754.3126
Mitterfels (MIT)10259.8963.1100
Pfeffenhausen (PFE)49211.6634.462
Riedenburg (RIE)47510.6434.327
Rothenkirchen (ROK)6709.0482.739
Rothenbuch (ROT)47011.6585.460
Sonthofen (SON)117011.31563.7134
Taferlruck (TAF)7708.1822.093
Würzburg (WUE)33012.2485.660

Literatur

  • DWD (2022): Monatlicher Klimastatus Deutschland Oktober und November 2022

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