BaSIS – das Bayerische Standortinformationssystem

Seit 2013 können Försterinnen und Förster über das Bayerischen Standortsinformationssystem BaSIS Informationen zu Boden, Klima und Anbaurisiko wichtiger Baumarten in digitaler Form abrufen und zur Beratung von Waldbesitzenden einsetzen. Eine große Innovation war und bleibt der Blick in die Zukunft: BaSIS zeigt, wie sich das Anbaurisiko unter veränderten Klimabedingungen entwickelt. So lassen sich Baumarten gezielt auswählen, um Wälder nachhaltig und stabil zu bewirtschaften. Im Herbst 2025 wurden mit der Version BaSIS 2.0 die Risikobewertungen auf neuere Klimamodelle für eine um 2 °C und um 3 °C wärmere Zukunft aktualisiert.

Standort entscheidet über die Baumartenwahl

Zwei Personen unterhalten sich im Wald über eine Grafik auf einem Tablet.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Mit dem bayerischen Standortsinformationssystem BaSIS können Försterinnen und Förster auf Informationen zu Boden, Klima und Baumarteneignung zugreifen – digital und direkt im Bestand. (© R. Pehlke)

Der Standort bestimmt, welche Baumarten sich eignen. Darum kennen die Försterinnen und Förster die lokalen Standortbedingungen in der Regel sehr gut und geben ihre Anbauerfahrung von einer Generation zur nächsten weiter. Doch dieses Wissen gilt nicht mehr uneingeschränkt – die Waldschäden der letzten Jahre zeigen das deutlich.

Die LWF erkannte frühzeitig die Gefahr des Klimawandels und den daraus folgenden Umbaubedarf unserer Wälder. Bereits 2007 machten die für 27 Baumarten veröffentlichten Klimahüllen klar, dass Teile Bayerns im Klimawandel zunehmend den „Wohlfühlbereich“ vor allem der nordisch verbreiteten Baumarten Fichte und Kiefer überschreiten. 2010 folgten erste Klimarisikokarten wichtiger Baumarten in Bayern.

Danach bündelte die LWF das Wissen zu Klima- und Bodenansprüchen im Anbaurisiko des bayerischen Standortinformationssystems BaSIS. Seit 2013 sind die BaSIS-Themen Standort und Anbaurisiko fest in das Bayerische Waldinformationssystem BayWIS integriert – damals das erste offizielle digitale Beratungssystem einer Forstverwaltung in Deutschland.

Ansicht verschiedener Benutzeroberflächen der Software BaSIS

Abb. 2: Das bayerische Standortinformationssystem BaSIS ist gegliedert in die Themen (1) Standort mit Informationen zu Bodenart, Nährstoffe, Wasserhaushalt u.a. und (2) das baumartenspezifische Anbaurisiko für das aktuelle Klima für die Periode 1991-2020 und zwei Klimaprojektion für die Periode 2071-2100. (© T. Mette, LWF)

Standortdaten in BaSIS

Die Standortdaten beziehen sich in erster Linie auf den Boden und geben Auskunft über Bodenart, Nährstoffe und Wasserhaushalt (siehe Box). Diese Eigenschaften bestimmen zum Beispiel, ob sich ein Standort für Edellaubhölzer wie Ahorn, Esche oder Vogelkirsche eignet, die viele Nährstoffe brauchen. Bei Staunässe empfiehlt sich dagegen eher Tanne statt Fichte oder Stieleiche statt Buche.
Grundlage der Bodeninformationen ist die Übersichtsbodenkarte im Maßstab 1:25.000 des Landesamts für Umwelt. In BaSIS wurde sie weiter verfeinert und mit Daten aus labortechnisch analysierten Profilen hinterlegt. Auch die traditionellen forstlichen Standortskarten werden in Bayern zunehmend verfügbar. Dadurch lassen sich die Bodeninformationen künftig noch genauer darstellen.

Bodeninformationen in BaSIS
Grundlage der Bodeninformationen ist die Übersichtsbodenkarte im Maßstab 1:25.000 des Landesamts für Umwelt. In BaSIS wurde sie weiter verfeinert und mit Daten aus labortechnisch analysierten Profilen hinterlegt.
- Bodenart: Sand, Lehm, Schluff und Ton definieren, wie grob- oder feinkörnig ein Boden ist. Bei Schichtböden unterscheidet BaSIS zwischen einer 30-60 cm mächtigen Deckschicht (zum Beispiel Flugsand oder Löss) und der darunter liegenden Hauptschicht.
- Nährstoffe: In BaSIS definiert über die Basensättigung - ein Maß für die wichtigsten Makronährelemente Calcium, Magnesium und Kalium. Über die Höhe der Basensättigung in verschiedenen Tiefen des Bodens teilt BaSIS den Boden in 5 Klassen ein, von nährstoffreich bis nährstoffarm.
- Wasserhaushalt: Beschreibt, wie oft ein Wald an einem Standort unter Trockenstress gerät. Grund- und wechselfeuchte Standorte werden zusätzlich nach Feuchtegrad und Flächenanteil klassifiziert. Bei Mooren unterscheidet BaSIS zwischen verschiedene Niedermoortypen und Hochmooren. Auwälder werden nach ihrem Überflutungsgrad unterteilt.
Lesetipp: Osenstetter et al. 2013

Anbaurisiko in BaSIS - heute und in der Zukunft

Drei Bayernkarten zeigen das Anbaurisiko für das aktuelle Klima und zwei Klimaprojektionen für die BucheZoombild vorhanden

Abb. 3: Seit 2025 wird das Anbaurisiko für das aktuelle Klima (1991-2020) und zwei verschieden harte Klimaprojektionen (2071-2100) dargestellt, hier gezeigt am Beispiel der Buche. (© T. Mette, LWF)

Das Anbaurisiko beschreibt, mit welchem Risiko der Anbau wichtiger Baumarten unter heutigen und künftigen Klimabedingungen verknüpft ist. Klimatisch orientiert es sich an der natürlichen und durch den Menschen erweiterten Verbreitung der Baumarten in Europa. Bei nichtheimischen Arten werden auch ihre Vorkommen außerhalb Europas berücksichtigt. Die Bodenansprüche basieren auf der langjährigen Anbauerfahrung von Fachleuten innerhalb und außerhalb Bayerns.

Das Spektrum umfasste anfangs 21 Baumarten und wurde 2018 um elf weitere ergänzt. Die Daten für die Klimaperiode 1991-2020 basieren auf Stationsdaten des Deutschen Wetterdienstes. Für die Klimaperiode 2071-2100 wurden zwei Klimamodelle verwendet, eins für das mittlere Emissionsszenario RCP 4.5, eins für das harte Emissionsszenario RCP 8.5. Die Klimamodelle gehen von einer Temperaturerhöhung um 2 bis 3 °C im 21. Jahrhundert aus.

Einsatz von BaSIS im Wald

Ein Kronendach aus Kiefern, Eichen und sonstigen Baumarten von unten fotografiertZoombild vorhanden

Abb. 4: Über eine vorausschauende Baumartenwahl ermöglicht das bayerische Standortinformationssystem BaSIS eine nachhaltige und stabile Nutzung unserer Wälder. (© T. Mette, LWF)

Seit 2013 können Försterinnen und Förster der Forstverwaltung die Standorts- und Anbaurisikodaten direkt im Wald über mobile Geräte abrufen und damit Waldbesitzende beraten. Sie prüfen selbst die standörtliche und waldbauliche Ausgangssituation vor Ort und entwickeln mit Unterstützung von BaSIS verschiedene Vorschläge für die Baumartenwahl. Die Empfehlungen enthalten immer mehrere Baumarten, denn auch die Mischung selbst ist eine Risikostreuung – ganz nach dem Motto: „Wer streut, der rutscht nicht“.

Interessierte finden im Digitalen Baumexperten der Bayerischen Forstverwaltung eine nach Wuchsbezirk und Höhenstufen geordnete Zusammenstellung des Anbaurisikos sowie kurze Steckbriefe aller 32 Baumarten:

Zum Digitalen Baumexperten der Bayerischen Forstverwaltung Externer Link

BaSIS als lernendes System

BaSIS ist kein starres System. Es kann sich neuen Erkenntnissen oder geänderten Datengrundlagen anpassen. Dieses Prinzip eines lernenden Systems schafft große Flexibilität. Die LWF bemüht sich, es immer auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik zu halten. Neben der geplanten Einbindung der traditionellen Standortskarten ist außerdem eine Erweiterung der Baumartenpalette vorgesehen.

Die 32 BaSIS-Baumarten

Deutscher NameWissenschaftlicher NameDeutscher NameWissenschaftlicher Name
Fichte Picea abiesSpitzahorn Acer platanoides
Tanne Abies albaFeldahorn Acer campestre
Kiefer Pinus sylvestrisFranzösischer Ahorn Acer monspessulanum
LärcheLarix deciduaEsche Fraxinus excelsior
Douglasie Pseudotsuga menziesiiBergulme Ulmus glabra
KüstentanneAbies grandisSchwarzerle Alnus glutinosa
Schwarzkiefer Pinus nigraWinterlinde Tilia cordata
japanische LärcheLarix kaempferiSommerlinde Tilia platyphyllos
Buche Fagus sylvaticaVogelbeere Sorbus aucuparia
Hainbuche Carpinus betulusElsbeere Sorbus torminalis
Stieleiche Quercus roburSpeierling Sorbus domestica
Traubeneiche Quercus petraeaVogelkirsche Prunus avium
Flaumeiche Quercus pubescensWildbirne Pyrus pyraster
Zerreiche Quercus cerrisEdelkastanie Castanea sativa
Roteiche Quercus rubraBirke Betula pendula
Bergahorn Acer pseudoplatanusRobinie Robinia pseudoacacia

Literatur

Deutsch

  • Christian Kölling (2007). Klimahüllen für 27 Waldbaumarten. AFZ/ DerWald, 23/2007, 1242-1245.
  • Christian Kölling, Elke Dietz, Wolfgang Falk und Karl-Heinz Mellert (2010). Provisorische Klima-Risikokarten als Planungshilfen für den Waldumbau in Bayern. LWF Wissen 63, 31-39
  • Josefine Beck, Elke Dietz und Wolfgang Falk (2012). Digitales Standortinformationssystem für Bayern. LWF-aktuell 87, S. 20-23.
  • Josefine Beck und Christian Kölling (2013). Das bayerische Standortinformationssystem. LWF-aktuell 94, S. 4-7
  • Wolfgang Falk, Karl Mellert, Ute Bachmann-Gigl und Christian Kölling (2013). Bäume für die Zukunft: Baumartenwahl auf wissenschaftlicher Grundlage. LWF-aktuell 94, S. 8-11.
  • Sebastian Osenstetter, Wolfgang Falk, Birgit Reger und Josefine Beck (2013). Wasser, Luft, Nährstoffe – alles, was ein Baum zum Leben braucht. LWF-aktuell 94, S. 12-17
  • Steffen Taeger und Christian Kölling (2016). Standortinformationssystem BaSIS. AFZ/ Der Wald, S. 10-13.
  • Eric Thurm und Wolfgang Falk (2019). Standortsansprüche seltener Baumarten. AFZ/ Der Wald 15/2019, S. 32-35.
  • Tobias Mette, Jürgen Kolb, Oliver Schuster, Wolfgang Falk und Hans-Joachim Klemmt (2018). BaSIS-Wasserhaushalt wird bodensensitiver. LWF aktuell 2/2019, S. 50-52.
  • Tobias Mette, Melina Schaller, Wolfgang Falk, Sandra-Maria Hipler und Klaas Wellhausen (2025). BaSIS 2.0: Das neue (Baumarten-) Anbaurisiko. LWF-aktuell, S. 4-9

Englisch

  • Wolfgang Falk und Karl-Heinz Mellert (2011). "Species distribution models as a tool for forest management planning under climate change: risk evaluation of Abies alba in Bavaria." Journal of Vegetation Science 22.4, 621-634.
  • Wolfgang Falk und Nils Hempelmann (2013). "Species favourability shift in Europe due to climate change: a case study for Fagus sylvatica L. and Picea abies (L.) Karst. based on an ensemble of climate models." Journal of Climatology 2013.1, 787250.
  • Eric Thurm, Laura Hernandez, Andri Baltensweiler, Szegin Ayan, Ervin Rasztovits, Kamil Bielak, Tzvetan Mladenov Zlatanov, David Hladnikh, Besim Balic, Alexandra Freudenschuss, Richard Büchsenmeister und Wolfgang Falk (2018). Alternative tree species under climate warming in managed European forests. Forest Ecology and Management, 430, 485-497.