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Christian Kölling und Olaf Schmidt
Die Lüge der Überlebenden - LWF-aktuell 96

Jeder kennt sie: Die gelungenen Waldbilder, die auf Exkursionen vorgeführt und zur allgemeinen Nachahmung empfohlen werden. Besonders eindrücklich bleiben die Anblicke gelungener Anbauten seltener Baumarten, auch solcher aus fremden Ländern, im Gedächtnis haften. Und so setzt sich unser Erfahrungswissen zum überwiegenden Teil aus der Erinnerung an Erfolgsgeschichten zusammen. Doch was ist mit den Fehlschlägen? Zu den Orten des Misserfolgs führt man nur selten Exkursionsgruppen, abgesehen davon, dass abgestorbene Bäume nur noch eine begrenzte Zeit sichtbar sind.

Einzelner Mamutbaum umgeben von winterlichem Laubholz.Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Ein typischer »Überlebender«, umgeben von einer Schar nicht mehr sichtbarer »Toter«: 130-jähriger Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Forstlichen Versuchsgarten Grafrath; Foto: G. Dobler

Die rasch verschwundenen oder gar verheimlichten Misserfolge führen zu einer getrübten Wahrnehmung, die man auch als Überlebensirrtum bezeichnet. Dadurch, dass wir immer nur die Überlebenden sehen, wird auch unser Urteil über die Anbauchancen und -risiken der Baumarten zugunsten der Chancen verzerrt.

Waldbilder spielen eine große Rolle bei der Erfahrungsbildung in der Forstwirtschaft. Dadurch, dass erfolgreiche Praktiken Bestand und lange Lebensdauer haben, setzen sie sich in der allgemeinen Wahrnehmung durch. Weniger gelungene Beispiele verschwinden entweder von selbst von der Bildfläche oder sie werden von den Verantwortlichen beseitigt.

Man kann also im Nachhinein nicht beurteilen, mit wie vielen unsichtbaren Misserfolgen die deutlich sichtbaren Erfolge erkauft wurden. Normalerweise beurteilt man Chancen danach, wie sich in der Vergangenheit Erfolge zu Misserfolgen verhalten. Das Chancenverhältnis gibt an, um wie viel größer die Chance des Erfolgs als die eines Misserfolgs ist. Hat eine Fußballmannschaft von zehn Spielen acht gewonnen und nur zwei verloren, so wird man sie anders beurteilen als eine Mannschaft, die zehn von 20 Spielen gewonnen, aber dabei auch zehn Spiele verloren hat. Im ersten Fall ist das Chancenverhältnis 4, im zweiten Fall 1.

Würde man den Misserfolg ausblenden und nur den Erfolg betrachten, so käme man zu dem widersinnigen Ergebnis, dass die zweite Mannschaft die bessere sei – das Gegenteil ist der Fall: Die erste Mannschaft hat ein vierfach höheres Chancenverhältnis als die zweite.

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