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Gerhard Huber
Bornmuelleriana-Wälder in der Türkei - LWF-aktuell 92

Im Rahmen des IUFRO-Tannen-Symposiums im September 2012 im türkischen Kastamonu fand auch eine mehrtägige Exkursion in die Bornmuelleriana-Tannenwälder im Nordwesten der Türkei statt. Abies bornmuelleriana, die von einem deutschen Forstmann aus Thüringen erstmals beschrieben wurde und seinen Namen trägt (siehe Seite 22) ist in den höheren Lagen der nordwestlichen Gebirge eine dominante Baumart. Zusammen mit Kiefern, Buchen und Eichen begründet sie beeindruckende Mischwälder. Im Zuge des Klimawandels und der Suche nach geeigneten trockenheitstoleranten Baumarten für mitteleuropäische Verhältnisse ist sie von großem forstlichem Interesse.

Das Foto zeigt im Vordergrund zwei Exemplare von Abies Bornmuelleriana. Im Hintergrund ist ein ganzer Bestand zu sehen.Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Saatguterntebestand von Abies bornmuelleriana (ca. 120-jährig) in den Ilgaz-Bergen bei Kastamonu

Die Bornmüller-Tanne (A. bornmuelleriana) kommt im Nordwesten des Landes im Pontus-Gebirge vor. Der Gebirgszug erstreckt sich über circa 1.000 km entlang der Schwarzmeerküste. Das Gebirge bildet einen Gürtel, der das Schwarze Meer von der steppenartigen Hochebene im Zentrum des Landes abgrenzt. Wegen der aufsteigenden feuchten Luftmassen hat sich eine eigene Klimazone herausgebildet. Auf der Nordseite der Gebirge und in Höhenlagen zwischen 1.300 und 1.600 m bilden sich dadurch häufig Nebelzonen.

Mit der Entfernung von der Schwarzmeerküste sinken die Niederschläge und die Unterschiede zwischen nord- und südexponierten Hängen werden extremer. Im gesamten Pontus-Gebirge sind deshalb große Unterschiede in der Baumartenzusammensetzung zu finden, die zum Teil jedoch auch durch menschliche Eingriffe wie zum Beispiel Beweidung entstanden sind. Fast 48 % der türkischen Wälder gelten immer noch als degradiert.

Die mehrtägige Exkursion unter der Leitung von Dr. Mehmet Tokcan (Forschungsanstalt Bolu) führte ins Kerngebiet des Tannen-Vorkommens zwischen Bolu und der Universitätsstadt Kastamonu. An südexponierten Hängen sind fast ausschließlich Nadelwaldgesellschaften anzutreffen mit Ausnahme des Hartlaubgewächses Ilex colchica. In Höhenlagen unter 1.450 m finden sich hier fast reine Waldkiefern- oder künstlich gepflanzte Schwarzkiefernbestände. Darüber beteiligt sich A. born­muelleriana immer stärker am Waldaufbau.

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  • Gerhard Huber