Franz Brosinger
Naturwaldreservate und naturnahe Forstwirtschaft - LWF-aktuell 63
Derzeit gibt es in Bayern ein repräsentatives Netz von 154 Naturwaldreservaten mit einer Gesamtfläche von 6.600 Hektar. Bei der Ausweisung der Reservate werden gemäß dem Motto »Klasse statt Masse« sehr hohe Anforderungen gestellt. Naturwaldreservate gewähren uns tiefe Einblicke in waldökologische Zusammenhänge und leisten einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität. Gleichzeitig sind sie wichtige Lernobjekte für eine naturnahe Forstwirtschaft.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Das 21 Hektar große Naturwaldreservat Schlosshänge
im Vorderen Oberpfälzer Wald wurde im Jahre 1992 ausgewiesen. Es trägt u. a. Buchenwälder bodensaurer Standorte. Foto: S. Müller-Kroehling
Forstwirtschaft ist zweifellos die Landbewirtschaftungsform mit der größten Naturnähe. Dennoch gibt es zumindest in Mitteleuropa kaum noch Wälder, die nicht vom Menschen geprägt sind. Trotz der hohen Qualität unserer Forstwirtschaft, intensiver Forschung und einer langjährigen naturnahen Waldbehandlung sind uns Forstleuten häufig immer noch manche natürlichen Abläufe in dem komplexen Ökosystem nicht oder zu wenig bekannt.
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den zu beobachtenden Klimawandel, durch den sich die Rahmenbedingungen für das waldbauliche Handeln zunehmend ändern. Mehr denn je kommt es heute darauf an, die Entwicklung geeigneter, unbeeinflusster Vergleichsflächen zu beobachten und wissenschaftlich zu untersuchen. Nur bei Kenntnis der natürlich ablaufenden Prozesse in den verschiedenen Waldgesellschaften können wir unsere Zielvorstellungen für einen naturnahen Waldbau weiterentwickeln und in die Praxis umsetzen.
Naturwaldreservate bieten die einmalige Gelegenheit, die natürliche Dynamik in unseren Wäldern besser zu verstehen und für eine nachhaltige und zukunftsfähige Forstwirtschaft nutzbar zu machen.
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