Roland Schreiber
Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2009 - LWF-aktuell 74
Im Frühjahr 2009 erhob die Bayerische Forstverwaltung in ganz Bayern auf über 20.000 Verjüngungsflächen an fast zwei Millionen Forstpflanzen die Verbiss-Situation. Trotz des leichten Rückgangs gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2006 stagniert die Verbissbelastung auf einem immer noch hohen Niveau. Auf Grundlage dieser Verbiss-Inventur fertigten die zuständigen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die hegegemeinschaftsweisen »Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung« (das sogenannte Verbissgutachten) und legten sie im Oktober 2009 den unteren Jagdbehörden als Grundlage für die Abschussplanungen vor.
Abbildung: Verbissinventur: Waldbesitzer, Jäger und Förster nehmen gemeinsam den Zustand der Waldverjüngung auf. Foto: F. Etschmann
Im Frühjahr 2009 wurden in Bayern zum neunten Mal seit 1986 die Verbiss- und Fegeschäden an jungen Waldbäumen erhoben. Mitarbeiter der Bayerischen Forstverwaltung wählten in 747 Hegegemeinschaften 25.730 Aufnahmeflächen aus, auf 21.688 Verjüngungsflächen war eine Verbiss-Aufnahme möglich, 4.042 Flächen waren gegen Wildverbiss geschützt. Im Vergleich zu 2006 ist der Anteil der gezäunten Flächen von 14 auf 16 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden über 1,9 Millionen Forstpflanzen auf Verbiss überprüft und zusätzlich etwa 150.000 Verjüngungspflanzen über Verbisshöhe aufgenommen. Jäger und Grundeigentümer hatten dabei die Möglichkeit, die Erhebungen im Gelände zu begleiten.
In Bayern sind alle Baumarten, die für standortsgemäße, stabile Mischwälder von Bedeutung sind, in den Verjüngungen vertreten. Nach einem Anstieg im Jahr 2006 ist die Belastung durch Verbiss 2009 im bayerischen Durchschnitt wieder gesunken. Bei der Betrachtung der längeren Zeitreihe ist aber festzustellen, dass die Verbissbelastung, die sich in den 1990er Jahren verringert hatte, seit dem Jahr 2000 bei vielen Baumarten auf einem immer noch hohen Niveau stagniert. Gerade bei den Verbiss empfindlichen Laubbäumen und der Tanne bedarf es insgesamt noch deutlicher Verbesserungen, damit ein waldverträgliches Niveau des Wildverbiss erreicht wird.
Der durchschnittliche Verbiss des Leittriebs beträgt bei den Nadelhölzern circa sechs Prozent, bei den Laubhölzern über 24 Prozent. Die Verbissbelastung der am häufigsten vorkommenden Fichte sank auf vier Prozent. Am stärksten verbissen sind weiterhin die Eichen mit über 32 Prozent und die Edellaubhölzer mit 29 Prozent. Der Leittrieb-Verbiss der stabilisierenden Mischbaumart Tanne betrug 20 Prozent.
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