Stefan Müller-Kroehling
Biodiversitätskriterien für Nachhaltigkeit im Wald - LWF-Wissen 72
Nachhaltigkeit muss heute in einem umfassenden Sinne verstanden werden, der weit über eine gleichbleibende Holznachlieferung und über einen pfleglichen Umgang mit den Produktionsmitteln (v.a. dem Waldboden) hinausgeht. Sie umfasst auch den nachhaltigen Erhalt aller Wohlfahrtswirkungen des Waldes, den dieser für die Gesellschaft erbringt sowie den Erhalt der Biodiversität.
Deren Schutz erfolgt um ihrer selbst willen. Wie groß angelegte weltweite Studien (Europäische Gemeinschaft 2008) gezeigt haben, gibt es je doch auch eine unübersehbare Übereinstimmung zwischen dem Erhalt der Ressourcen, die wir als Menschen zum Leben brauchen (wie Trinkwasser, saubere Luft, gesunde Böden) und dem Erhalt der Biodiversität.
Abbildung: Intakte Moorwälder wie dieses Spirkenfilz sind artenarm, aber die Heimat hoch spezialisierter Verantwortungsarten wie des Hochmoorlaufkäfers. Foto: S. Müller-Kröhling
Zwar können Artenzahlen eine Größe unter Mehreren beim Vergleich verschiedener Waldtypen sein, aber als Wertmaßstab für den Erhalt der Artenvielfalt haben sie nur einen sehr begrenzten Aussagewert. Andere Artenzahlen (Zahl der Arten besonderer Schutzverantwortung, habitattypische Arten [s.u.]) sind belangvoller.
Artenzahlen hängen – auf vergleichbaren Standorten – vor allem vom Störungsregime ab: Je häufiger der Störungsimpuls für das Ökosystem (z.B. Umbruch, Erntemaßnahme, Überflutung usw.), desto höher insgesamt die Artenzahl (Riley und Browne 2011).
Nach der »Intermediate disturbance hypothesis« (Wilkinson 1999) erzeugt ein Störungsregime mittlerer Intensität, also Störungen, die nicht »apokalyptisch« sind, aber doch stark genug, um ausbreitungsstarke Pioniere und die »seßhafte« Artenausstattung heimischer Wälder zu vereinen, höchste Artenzahlen. Kurz gesagt: Mittelstark gestörte Ökosysteme sind besonders artenreich.
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