Waldklimastationen
Kalt-nasser April, trockener Mai mit Gewitter - LWF aktuell 135
von Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe
Abb. 1: Absolute Abweichungen der Lufttemperatur vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen (© LWF)
Polare Kaltluft führte zu einem Kaltstart mit Schneefall bis in tiefe Lagen: Am 2. April lag in fast ganz Bayern Schnee. In Unter- und Mittelfranken wurden Schneehöhen von 5 bis fast 20 cm erreicht (DWD 2022), teilweise herrschte Dauerfrost. Sturmtiefs aus Skandinavien brachten zunächst Wassernachschub, bevor ein Tief aus Frankreich für ergiebigen Niederschlag in ganz Bayern sorgte. In der Nacht zum 9. April fiel Nassschnee, der insbesondere im Landkreis Miltenberg viele Baumbrüche verursachte. Zu Beginn des zweiten Monatsdrittels sorgte Hochdruck für einen Witterungsumschwung mit sonnigen Tagen, aber kalten Nächten. Die Spitzenwerte der Lufttemperatur stiegen bis 20 °C, wodurch sich die Vegetationsentwicklung beschleunigte.
Abb. 2: Entwicklung der Bodenwasservorräte im gesamten durchwurzelten Bodenraum in Prozent zur nutzbaren Feldkapazität (© LWF)
Die Apriltemperatur insgesamt lag mit 7,1 °C nur knapp über dem langjährigen Mittel (+0,1° zu 1961–90). Im Vergleich zur Periode 1991–2020 war der Monat aber 1,4° kälter. Mit 71,0 l/m² fiel landesweit etwas mehr Niederschlag (+1 %) als im Durchschnitt und sorgte damit für ausreichend Feuchte in den Böden. In Franken fiel verbreitet mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge, während südlich der Donau oft nicht einmal die Hälfte davon erreicht wurde (DWD 2022). Mit 183 Stunden ließ sich die Sonne fast 20 % länger blicken als im Mittel 1961–90, im gegenwärtigen Klima (1991-2020) entsprach dies jedoch der neuen Norm.
Abb. 3: Prozentuale Abweichung des Niederschlags vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen © LWF
Der Monat startete in einer schwül-warmen Luftmasse mit Gewittern, teilweise begleitet von Starkregen und Hagel (z. B. am 3.5. im Landkreis Neustadt an der Waldnaab). Am 5. Mai fielen laut DWD in Bad Bayersoien nordöstlich von Füssen 108,7 l/m². Dank der häufigen Gewitter und Schauer nahm die Bodenfeuchte im Mai trotz der Transpiration (Verdunstung) durch die Bäume nur leicht ab. Die Vegetation entwickelte sich bei guter Wasserversorgung und durchschnittlichen Lufttemperaturen zügig weiter. Die zweite Monatsdekade brachte eher trockenes und sommerlich warmes Wetter, so dass sich die Vegetationsentwicklung weiter beschleunigte. Der Zustrom subtropischer Luftmassen aus Nordafrika steigerte die Hitze, weshalb die Eisheiligen 2022 ausfielen. Im westlichen Franken wurde das Wasser im Oberboden knapp. Um den 20. Mai erreichten die Lufttemperaturen teilweise bis 30 °C – der erste Tropentag des Jahres. Die Blüte des Schwarzen Holunders als Beginn des phänologischen Frühsommers fiel in Bayern im Mittel auf den 21. Mai, vier Tage früher als im langjährigen Mittel (1992–2021). In der dritten Dekade sanken die Lufttemperaturen wieder und zum Monatsende wurde es sehr kalt, örtlich sogar mit Frost in Bodennähe.
Der Mai 2022 war mit 14,5 °C der siebtwärmste Mai seit 1881, dabei +2,8° wärmer als im Vergleich 1961–90, und immer noch +1,6° im Vergleich zur aktuellen wärmeren Referenzperiode 1991–2020. Gleichzeitig fiel mit 66,6 l/m² rund ein Viertel weniger Niederschlag als normal (–26 % zu 1961–90), weshalb der Mai 2022 noch im oberen Drittel der zu trockenen Maimonate liegt. Im Alpenraum fiel mit örtlich bis zu 180 l/m² der meiste Niederschlag. Benachteiligt waren die Gebiete im Regenschatten der westlichen Mittelgebirge wie der Rhön. Besonders hohe 24-stündige Starkniederschläge mit bis zu 50 l/m² wurden dagegen im Dreiländereck Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sowie in den Voralpen erreicht. Besonders in Nordbayern war die Verteilung der Niederschläge sehr ungleich (Abbildung 3). Beim Sonnenschein zeigte sich der Mai mit 246 Stunden von seiner besten Seite, dies entspricht einem Plus von 27 % gegenüber dem Mittel 1961–90. Besonders wenig Sonnenschein verzeichnete mit örtlich kaum 170 Stunden das Allgäu. Der Wassergehalt in den Böden sank in den beiden Monaten nur allmählich, bei vier Waldklimastationen lag er zum Monatsende immer noch über 80 % der nutzbaren Feldkapazität (nFK). Fast alle WKS zeigten damit noch eine gute Wasserversorgung, lediglich zwei Waldklimastationen zeigten Werte von nur 60 % nFK (Abbildung 2). Auch die Modellierungen an den übrigen WKS bestätigten zu Monatsende noch eine gute Wasserversorgung (> 40 bis < 100 % nFK) der Bäume, in Südbayern teilweise sogar nahe der Sättigung (Freising, Altötting). Richtung westliches Mittelfranken (Dinkelsbühl) lagen die Werte im unteren Drittel der guten Wasserversorgung. Ausnahmen waren leichte Sandböden im Nürnberger Raum (Altdorf) – hier ist die Wasserversorgung eingeschränkt (leichter Trockenstress) – sowie in flachgründigen Böden im Jura unter Nadelwald. Kein schlechter Start also in den Sommer.
Waldklimastationen | Höhe ü.NN [m] | April 2022 Temp [°C] | April 2022 NS [l/m²] | Mai 2022 Temp [°C] | Mai 2022 NS [l/m²] |
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Altdorf (ALT) | 406 | 6,7 | 80 | 14,6 | 36 |
Altötting (AOE) | 415 | 7,4 | 72 | 14,6 | 75 |
Bad Brückenau (BBR) | 812 | 5,0 | 74 | 12,1 | 33 |
Berchtesgaden (BER) | 1500 | 3,8 | 116 | 10,5 | 135 |
Dinkelsbühl (DIN) | 468 | 6,0 | 89 | 13,6 | 32 |
Ebersberg (EBE) | 540 | 6,3 | 51 | 13,5 | 122 |
Ebrach (EBR) | 410 | 6,4 | 73 | 13,8 | 8 |
Flossenbürg (FLO) | 840 | 4,3 | 61 | 12,4 | 30 |
Freising (FRE) | 508 | 7,4 | 98 | 14,7 | 155 |
Goldkronach (GOL) | 800 | 3,7 | 76 | 11,6 | 28 |
Höglwald (HOE) | 545 | 7,0 | 53 | 14,3 | 54 |
Kreuth (KRE) | 1100 | 3,9 | 139 | 11,4 | 194 |
Mitterfels (MIT) | 1025 | 3,1 | 90 | 11,1 | 98 |
Pfeffenhausen (PFE) | 492 | 4,5 | 96 | 14,7 | 36 |
Riedenburg (RIE) | 475 | 6,6 | 73 | 13,8 | 47 |
Rothenkirchen (ROK) | 670 | 3,7 | 63 | 11,7 | 17 |
Rothenbuch (ROT) | 470 | 7,0 | 103 | 14,5 | 13 |
Sonthofen (SON) | 1170 | 4,2 | 143 | 11,3 | 176 |
Taferlruck (TAF) | 770 | 3,5 | 95 | 11,2 | 95 |
Würzburg (WUE) | 330 | 7,7 | 83 | 15,4 | 32 |
Literatur
- DWD (2022): Monatlicher Klimastatus Deutschland April und Mai 2022