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Dr. Muhidin Šeho und Gerhard Huber
Libanonzeder – Eine Alternativbaumart für trockene Standorte – LWF aktuell 116

Im Rahmen des Projektes CorCed, in dem die Anbaueignung von Atlaszeder, Libanonzeder und Baumhasel in Bayern untersucht wird, wurden in der Türkei acht Saatguterntebestände der Libanonzeder (Cedrus libani) besichtigt.

NadelwaldZoombild vorhanden

Abb. 1: Saatguterntebestand aus Libanonzeder und Kilikische Tanne. (Foto: M. Šeho)

Ziel war es, unterschiedliche klimatische Bedingungen und Höhenlagen abzudecken, um das Potenzial dieser trockenstresstoleranten Baumart zu bewerten und Saatgut für die Begründung von Herkunftsversuchen in Bayern und Baden- Württemberg zu gewinnen. Die Herkunft spielt bei der Libanonzeder – wie beispielsweise auch bei der Douglasie – eine zentrale Rolle.

Bei der Anreise zu den Saatguterntebeständen wurde schnell deutlich, dass die in den 1980er Jahren begonnen Aufforstungsprogramme in der Praxis mit großem Eifer umgesetzt werden. Die Türkei ist bei der Aufforstung von Offenlandschaften weltweit eines der führenden Länder. Während der letzten 30 Jahre wurden durch Saat und Pflanzung etwa 400.000 bis 500.000 Hektar (ha) in Bestockung gebracht. Dadurch wird der Forstsektor in der Zukunft enorm an Potenzial gewinnen.
Landkarte der Türkei, in der die Erntebestände eingezeichnet sind.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Landkarte der Türkei mit natürlichem Verbreitungsgebiet (grün) und Untersuchungsgebiet (rot). (Grafik: LWF)

In Gesprächen wiesen die türkischen Kollegen immer wieder auf die große Bedeutung der Schutzfunktionen des Waldes hin. Die Nutz- und Erholungsfunktionen spielen zwar ebenfalls eine wichtige Rolle, aber Vorrang hat das Ziel, die erosionsgefährdeten Flächen wieder zu bestocken. Als besonders geeignete Baumart für die Aufforstung von trockenen Standorten (Kalk und Silikat) gilt die Libanonzeder.

Sie zeichnet sich durch hohe ökologische Integrierbarkeit aus und kommt in Mischwäldern sowohl mit Licht- als auch Schattenbaumarten vor. Das Holz kann vielseitig verwendet werden, z. B. im Schiffsbau, als Bauholz und für den Möbelbau. Ein weiterer positiver Aspekt der Holzproduktion ist die langfristige Speicherung von klimaschädlichem CO2.
BaumstammZoombild vorhanden

Abb. 3: Die Libanonzeder zeichnet sich durch vollholzige und gradschaftige Stammformen aus. (Foto: M. Šeho)

Mit der Besichtigung von Saatguterntebeständen wurde im West-Taurus (Finike und Elmali) begonnen (Abbildung 1). Der erste Bestand Finike gehört zu den niedrig gelegensten Saatguterntebeständen (1.200 m ü. NN) der Türkei und zeichnet sich durch hohe Holzqualität und gute Wuchsleistung aus.

Die durchschnittliche jährliche Temperatur beträgt 18,8 °C. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag liegt bei rund 940 mm, davon entfallen durchschnittlich nur 1,9 mm auf den August. Das nächste Ziel war der Bestand Elmali. Er stockt auf 1.500 m ü. NN, bei einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge von 460 mm und einer Jahrestemperatur von 13,3 °C. Im Winter sinken die Temperaturen hier bis auf –18,6 °C. In Mastjahren wird in diesem Gebiet auf einer Fläche von 800 ha Saatgut geerntet.

Die Erntemenge kann dabei unter optimalen Bedingungen 80 bis 100 Tonnen betragen. Über Anamoru im Süden der Türkei führte die Reise nach Mersin-Abanoz, Ermenek-Kazanci und Pozanti zu drei weiteren Saatguterntebeständen. Alle drei Bestände weisen sehr hohes Wuchspotenzial auf und sollten in den Herkunftsversuch eingeschlossen werden. In der Nähe der Stadt Kahrmanmaras befindet sich ein Saatguterntebestand, der zum Ost-Antitaurus gehört und sich durch gerade und vollholzige Stämme auszeichnet. Die Extremtemperaturen in diesem Bestand fallen im Januar bis auf –32 °C, können im Juli aber auf bis zu 36,8 °C ansteigen. Mit der Besichtigung dieses Bestandes wurde auf der Reise die Ost- West-Ausdehnung der Libanonzeder in der Türkei von ca. 900 km abgedeckt.

Danach stand der Besuch von zwei Reliktbeständen bei Erbaa- Tokat und Afyon auf dem Programm. Bei dem Bestand Erbaa- Tokat an der Schwarzmeerküste handelt es sich um das nördlichste Vorkommen der Libanonzeder in der Türkei. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob dieser Bestand eventuell gepflanzt wurde. Die im Rahmen des CorCed-Projekts geplanten genetischen Charakterisierungen werden eine Antwort auf diese Frage liefern.

In Afyon stockt der Saatguterntebestand auf ca. 1.300–1.600 m ü. NN und zeichnet sich durch ein Extremklima aus. Die Libanonzeder muss hier in Inneranatolien mit jährlichen durchschnittlichen Niederschlagsmengen von nur 440 mm zurechtkommen. Die durchschnittliche jährliche Temperatur beträgt dabei 12 °C. Die Extremtemperaturen reichen hier von –22 bis +40 °C.

Diese klimatischen Bedingungen fallen viel extremer aus, als die, die in den nächsten 80 Jahren in Bayern zu erwarten sind. Diese Angaben zeigen die extreme Anpassungsfähigkeit der Libanonzeder auf unterschiedlichen Standorten. Eine Erkenntnis aus dieser Reise durch die Türkei ist, dass die Libanonzeder bereits heute an die extreme Trockenheit und Hitze angepasst ist und durchaus als alternative Baumart für den Klimawandel auf unterschiedlichen Standorten berücksichtigt werden kann. Mit den Herkunftsversuchen sollen die Herkünfte identifiziert werden, die für Bayern am besten geeignet sind.

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