Dr. Muhidin Seho und Dr. Roland Baier
Die Elsbeere – Herkunftsfragen im Klimawandel – LWF aktuell 113

Die Elsbeere (Sorbus torminalis) wird schon seit geraumer Zeit als eine der seltensten Baumarten in Deutschland an Waldrändern und heute zunehmend als klimatolerante Baumart im Wald angebaut. Auf warm-trockenen, edaphischen Sonderstandorten kann sie sich in Höhenlagen bis zu 700 m ü. NN behaupten.

Die Elsbeere erreicht dabei Höhen von bis zu 25 m und Durchmesser von bis zu 100 cm. Mit einer 2–3 m tiefreichenden Pfahlwurzel trägt die Elsbeere zur Stabilisierung der Waldbestände bei.

Relevante Forschung

Baumstamm mit aufgeplatzter weißer RindeZoombild vorhanden

Abb.1: 40-jährige qualitativ hochwertige Elsbeere (Foto: M. Seho)

Wie bei anderen seltenen Baumarten, die sich durch besonders wertvolles Holz auszeichnen, fand bei der Elsbeere während der letzten Jahrhunderte häufig eine positive Auslese statt.

Wie bei den Hauptbaumarten ist auch bei den seltenen Baumarten auf den Erhalt der genetischen Vielfalt zu achten. Eine hohe genetische Vielfalt ist wichtig, um das Fortbestehen der Art an dem Standort und die Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen zu sichern.

Da seltene Baumarten meist nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) unterliegen, fehlen bei diesen häufig die fachlichen Grundlagen, um Herkunftsfragen und genetische Gesichtspunkt entsprechend berücksichtigen zu können.

Im Projekt »Erarbeitung von Herkunftsempfehlungen und Verbesserung der Erntebasis für die seltene, klimatolerante Baumart Elsbeere in Bayern und in Baden-Württemberg « schließt das ASP derzeit diese Lücke.

Unabhängig davon sollte in der Diskussion von Alternativbaumarten im Klimawandel die Bewertung stets das Thema »geeignete Herkunft« hinterfragen und folgende weitere Merkmale berücksichtigen

  • Anpassungsfähigkeit an klimatische und standörtliche Bedingungen
  • Wüchsigkeit
  • Holzqualität
  • Trockenstress - Stressresistenz
  • Frostresistenz
  • Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen

Nationale, sowie internationale Zusammenarbeit

Blätter und Blüten eines BaumesZoombild vorhanden

Abb.2: Krone einer Elsbeere (Foto: U. Conrad)

Einen unverzichtbaren Beitrag für die Beurteilung der Eignung von Baumarten und Provenienzen unter Bedingungen des Klimawandels leisten die Herkunftsversuche, die einen bestimmten Gradienten an Umweltfaktoren im Herkunfts- als auch im Anbaugebiet abdecken.

Um eine breite und möglichst abschließende Bewertung der Baumart vornehmen zu können, ist eine nationale und internationale Zusammenarbeit nötig. Dadurch kann die Auswertung von koordinierten Praxisversuchen vorgenommen und die Frage beantwortet werden, welche Provenienzen für den Anbau am besten geeignet sind.

Ein Beispiel für solch eine nationale Zusammenarbeit ist die Kooperation der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und des Bayerischen Amts für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP). Neben zahlreichen Projekten, die in beiden Bundesländern umgesetzt werden und deren Ergebnisse eine weitreichende Bedeutung für die Praxis bekommen, wurde auch ein Herkunftsversuch bei der Elsbeere gemeinsam gepflegt, aufgenommen und vom ASP ausgewertet.

Besonders interessant ist bei der Versuchsfläche in Baden- Württemberg, dass die Bäume auf einem der trockensten und heißesten Standorte Deutschlands stocken. Die Ergebnisse lassen eine Aussage unter Bedingungen des Klimawandels zu, da hier bereits heute Bedingungen herrschen, die sich in den nächsten Jahrzehnten auch in einigen Regionen Bayerns einstellen könnten.

Bei dem internationalen Herkunftsversuch wurden acht unterschiedliche Herkünfte aus Deutschland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Tschechien angebaut. Drei der vier deutschen Herkünfte stammen aus Bayern.

Die Elsbeeren - Herkunftsversuche

BaumplantageZoombild vorhanden

Abb.3: Versuchsanbau (Foto: M. Seho)

Der vor ca. 40 Jahren angelegte Elsbeeren-Herkunftsversuch befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand und lässt erste orientierende Aussagen zu. Die wärmeliebende Baumart kommt auf dem trockenen Standort gut zurecht, insbesondere die Herkünfte aus dem südlichen Teilbereich. Bei den bisher untersuchten wachstumsrelevanten Merkmalen (BHD, Höhe) schneiden die bayerischen Herkünfte Sailershausen und Schweinfurt zusammen mit der Herkunft Frankreich am besten ab.

Es wird deutlich, dass bei der Elsbeere herkunftsspezifische Unterschiede innerhalb Deutschlands (Nord- Süd) als auch innerhalb Europas vorliegen. Dieser Versuch belegt damit schön, wie wichtig es ist, bei der Verwendung von Pflanzmaterial der Elsbeere für forstliche Zwecke auf geeignete Herkünfte zu achten und die regionaltypischen, wertvollen Genressourcen nicht durch Einbringung von ungeeignetem Material zu verändern.

In nächsten Schritten werden die einzelnen Herkünfte genetisch charakterisiert sowie deren Qualität (Stamm- und Astmerkmale) beurteilt. Diese Ergebnisse werden weitere wichtige Informationen zur Bewertung dieser sehr interessanten und wertvollen Baumart liefern. Mit dem Herkunftsversuch und dem derzeit bearbeiteten o. g. Projekt ergeben sich insgesamt wertvolle Hinweise für die Forstpraxis und für Generhaltungsmaßnahmen bei der Elsbeere.

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Autoren

  • Dr. Muhidin Seho
  • Dr. Roland Baier