Helge Walentowski und Jörg Ewald
Die Rolle der Schwarzerle in den Pflanzengesellschaften Mitteleuropas - LWF-Wissen 42
Natürliche Vorkommen der Schwarzerle sind mit extremen Bodenfaktoren verknüpft: Sie wächst an häufig überfluteten Bachufern und bildet in amphibischen Lebensräumen die Nässegrenze des Waldes. Ihre Rolle ist aber auch rätselhaft: Es stellt sich die Frage, warum eine Baumart, die in extrem winterkalte Bereiche Asiens vorstößt, in den Gebirgen Mitteleuropas nur bis in die montane Höhenstufe vorkommt. Des weiteren ist zu klären, unter welchen Bedingungen und mit welchen Strategien sich eine lichtliebende Pionierbaumart in den von ihr dominierten Waldtypen verjüngen kann.
Die Schwarzerle
Bei der Frage, wo die Schwarzerle die Eiszeit überdauerte, stellt sich die grundsätzliche Schwierigkeit der möglichen Unterscheidbarkeit der drei Erlen-Arten: Nach HUNTLEY UND BIRKS (1983) ist ein Überwintern nördlich der Alpen für die Grünerle, möglicherweise sogar für die Grauerle wahrscheinlich. Als Hauptrefugium der Schwarzerle vermuten die Autoren Süd-Russland (Kaspisches Meer, Schwarzes Meer), wo während der Eiszeit ausgedehnte Schmelzwasserdynamik angenommen wird. In der Nacheiszeit breitete sich die Schwarzerle erst relativ spät, mit Beginn des Boreal, von Osten her aus. Die größte Verbreitung von Erlenwäldern ab der zweiten Hälfte des Atlantikum und dem nachfolgenden Subboreal steht in Zusammenhang mit großräumigen Versumpfungs- und Verlandungsprozessen.
Die Schwarzerle reicht vom mediterranen Hartlaubgebiet/Zonobiom IV bis in die boreale Nadelwaldzone bzw. Taiga/VIII. Die West-Ost-Erstreckung des Areals reicht vom warmtemperierten atlantischen Laubwaldgebiet/V bis in kontinentale Steppen-/VII und Wüstengebiete/VII (rIII). Trotz dieser weiten zonalen Klimaamplitude ist die Höhenverbreitung der Schwarzerle allerdings weniger rekordverdächtig. In Mitteleuropa reicht sie vom Tiefland bis in die mittleren Berglagen, am nördlichen Alpenrand ist sie baumförmig nur bis 1.050 m (EWALD UND FISCHER 1993), strauchförmig bis 1.140 m (STORCH 1983).
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