Wolfram Elling
Schädigung, Absterben und Erholung der Weißtanne - LWF-Wissen 45
Karl Gayer schrieb 1898: „Die Tanne ist der Fichte gegenüber in Hinsicht der ihr drohenden Gefahren sehr begünstigt. Hat sie die Frostgefahr in der ersten Jugend überstanden, und ist sie hier vom Zahne des Wildes verschont geblieben,dann ist ihre weitere Existenz nur wenig bedroht“. Ein geradezu entgegengesetztes Urteil gab Dannecker 1941 ab: „Die Weißtanne ist die feinfühlendste Holzart, die Mimose unserer Waldzonen“. Wie konnte es zu derart divergierenden Ansichten von zweifellos kompetenten Fachleuten kommen?
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Absterben von Tannen auf großen Flächen beobachtet. NEGER (1908) prägte dafür den Begriff „Tannensterben“. Eine Flut von Veröffentlichungen ist seither zu diesem Thema erschienen. Diese geben zwar die Ansichten ihrer jeweiligen Verfasser wieder. Nur selten jedoch wurden sie mit überzeugenden Argumenten untermauert und gründlich mit den gegensätzlichen Meinungen anderer Autoren verglichen.
Schädigung und Absterben der Weißtanne beruhen auf dem komplexen Zusammenwirken mehrerer Teilursachen. Darüber besteht heute weitgehend Einigkeit. Es genügt aber selbstverständlich nicht, wie oft praktiziert, die belegten oder auch nur vermuteten Teilursachen aufzuzählen. Vielmehr ist deren komplexes Zusammenwirken innerhalb eines vernetzten Systems deutlich zu machen. Umfangreiche dendroökologische Untersuchungen an unserem Fachbereich der FH Weihenstephan trugen hier zu einem besseren Verständnis bei. Im Ursachenkomplex des Tannensterbens spielen schwefelhaltige Immissionen eine entscheidende Rolle (Elling 1993; Ellenberg 1996). Zu Recht bezeichnete Wentzel (1980) die Tanne als die gegenüber SO2-haltigen Abgasen „empfindlichste einheimische Baumart“ und demnach als einen besonders sensiblen Bioindikator.
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