Forschungs- und Innovationsprojekt
Erfassung zentraler Strukturelemente (Biotopbäume, Totholz) für den Mittelspecht (Dendrocopos medius) in ausgewählten SPA in Nordbayern (Projekt ST 338)

Kurzbeschreibung

Bunter Specht füttert Junges an Baumhöhle.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Mittelspecht (Foto: Boris Mittermeier)

Das Projekt stellt detaillierte Datengrundlagen zu Habitatstrukturen (insb. Biotopbäume, Totholz) bereit, die für das Vorkommen des Mittelspechts von zentraler Bedeutung sind. Die erfassten Daten sind eine wertvolle Grundlage, um im weiteren Verlauf die Habitatansprüche des Mittelspechts detailliert untersuchen und beschreiben sowie naturschutzfachliche Schwellenwerte ableiten zu können.

Dadurch können die Vorteile eines integrativen Bewirtschaftungsansatzes von Laubwäldern aufgezeigt und aufscheinend gemacht werden, dass:
  • der Mittelspecht (Dendrocopos medius), als Charakter-Art strukturreicher Laubmischwälder, für den Deutschland weltweit größte Verantwortung trägt, in Wirtschaftswäldern geeignete Habitate vorfinden kann.
  • Mischungs-Anteile rauborkiger Laubbaumarten (v. a. Eiche) in Buchenwäldern deren Habitateignung für Charakterarten alter Laubwälder erhöht.
  • eine flächige Verteilung von Biotopbäumen im Wirtschaftswald sich günstig auf das Vorkommen und die Verteilung von Verantwortungsarten wie dem Mittelspecht auswirkt.

Hintergrund

Integrative Bewirtschaftungskonzepte von Wäldern werden immer wieder kritisch hinterfragt. Das Projekt soll einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung dieser Diskussion leisten, indem es aufzeigt, dass Charakterarten strukturreicher, alter Laubmischwälder in Wirtschaftswäldern erhalten und gefördert werden können. Der Mittelspecht - Schirmart für die Artengemeinschaft reifer Laubmischwälder und eine der wenigen Arten, für die Deutschland weltweit Verantwortung trägt - ist hierzu in besonderem Maße als Untersuchungs-Objekt geeignet.

Durch die Natura 2000-Managementplanung in den bayerischen Vogelschutzgebieten (SPA) stehen erstmals sehr große und qualitativ hochwertige Daten zum Mittelspecht für verschiedenste Landschaftsräume Bayerns zur Verfügung. Mit Hilfe dieses Datenschatzes kann das bereits vorhandene Wissen zu Lebensraumansprüchen bzw. Schwellenwerten, das häufig aus wenigen, z. T. regional eng begrenzten Studien resultiert, überprüft und erweitert werden. Aus den Ergebnissen können daher wertvolle zusätzliche Erkenntnisse für eine integrative Waldbewirtschaftung gewonnen werden.

Im Fokus der Studie steht die Bedeutung einer bestimmten Zahl und Qualität von Biotopbäumen sowie von Totholz. Ebenso soll die wichtige Rolle der Eiche in Buchenwäldern beleuchtet werden, um Aussagen über aus naturschutzfachlicher Sicht günstige Mischungsanteile treffen zu können. Ein mittel- und langfristiger Erhalt von nennenswerten Eichenanteilen in Buchenwäldern wird in den meisten Fällen nur über aktive Bewirtschaftungsmaßnahmen möglich sein. Untersucht wird auch, inwieweit sich Nadelholzbeimischungen auf das Vorkommen des Mittelspechts auswirken.

Methodik

Im Rahmen des Projektes werden detaillierte Daten zu Biotopbäumen und Totholz innerhalb und außerhalb von bereits kartierten Mittelspechtrevieren im Gelände erfasst. Die Untersuchungen konzentrieren sich dabei auf die großen Laubwaldgebiete Nordost-Bayerns (SPA Spessart, SPA Oberer Steigerwald und SPA Haßbergetrauf und Bundorfer Wald), da diese eines der wesentlichen Hauptverbreitungsgebiete des Mittelspechts darstellen. Die im Gelände erhobenen Daten werden mit bereits vorliegenden Inventur- oder Fernerkundungsdaten verschnitten.

Ergebnisse

Alte Eiche mit Baumpilzen und Höhlen.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Biotopbäume sind die entscheidende Struktur im Mittelspecht-Habitat. (Foto: Martin Lauterbach)

Auf Grundlage der Natura 2000-Kartierungen konnten erstmals auf großer Fläche zentrale Habitatstrukturen für den Mittelspecht (Dendrocoptes medius in nordbayerischen Laubwaldgebieten ermittelt werden. Neben dem Alter der Baumbestände (möglichst älter als 120 Jahre), dem Anteil rauborkiger Laubbäume (hier Eiche) von über 30 % und einem Totholzangebot von durchschnittlich 15 fm je Hektar, sind vor allem Biotopbäume die zentralen Strukturen im Mittelspecht-Habitat. Diese nutzt er zur Anlage seiner Bruthöhle und zur Nahrungssuche.

Um den Ansprüchen dieser Verantwortungsart gerecht zu werden, ist eine flächige Verteilung von mindestens 6 Biotopbäumen je Hektar Laubwaldfläche anzustreben. Ebenso sollte in Vorkommensschwerpunkten des Mittelspechts auf die flächige Einbringung von Nadelhölzern bewusst verzichtet werden, da der Laubwaldvogel Bereiche mit höheren Nadelholzanteilen meidet.

Veröffentlichungen

  • Thomas Kudernatsch, Helena Löffler, Martin Lauterbach (2020): Zentrale Habitatstrukturen, Bestandssituation und Siedlungsdichten des Mittelspechts Dendrocoptes medius in den Vogelschutzgebieten Bayerns – Ornithologischer Anzeiger – 59_1: 46 - 62.

Weiterführende Informationen

Projektinformationen
Status: abgeschlossen
Projektleiter: Dr. Thomas Kudernatsch
Bearbeitung: Martin Lauterbach, Helena Löffler
Laufzeit: 01.07.2018 - 31.12.2018
Durchführende Institution: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten