Forschungs- und Innovationsprojekt
Lebendiges Totholz (Projekt C 051)

Orange-brauner Pilz an absterbendem Baumstamm.

Totholz in seinen verschiedenen Zersetzungsstadien stellt eine wichtige strukturelle und funktionelle Komponente von Waldökosystemen dar. Für die biologischen Zersetzergemeinschaften bildet Totholz ein temporäres Habitat, das im Laufe der Zersetzung kontinuierlich seine Eigenschaften ändert und somit einer Sukzession von Organismengesellschaften einen Lebensraum bietet.

Die Abbaurate von Totholz ist von mehreren Faktoren abhängig, wie Baumart, klimatische Bedingungen und Wassersättigung. So konnte gezeigt werden, dass Zersetzungsprozesse mit steigenden Temperaturen beschleunigt ablaufen. Das bedeutet in der Konsequenz, dass zukünftig mit einem beschleunigten Totholzabbau und somit einer verstärkten Freisetzung von CO2 pro Zeiteinheit zu rechnen ist.

Hintergrund und Ziele

Bergmischwald am Hang mit Totholz.Zoombild vorhanden

Totholz im NWR Wetterstein (Foto: LWF)

Untersuchungen zu Totholzabbauprozessen entlang von Höhen- und damit Klimagradienten sind jedoch trotz des großen Einflusses des Klimas bzw. der Temperatur auf die Zersetzergemeinschaften rar. Das Projekt „Lebendiges Totholz“ wird hier Forschungslücken, insbesondere hinsichtlich detaillierter Zersetzungsverläufe in Abhängigkeit von der Temperatur und der damit verbundenen Abbauraten wichtiger einheimischer Baumarten (Buche, Eiche und Fichte) durch das Konzept eines Höhen- und Klimagradienten, in Bezug auf die bislang kaum verstandenen Wechselwirkungen bakterieller und pilzlicher Zersetzergemeinschaften sowie durch die Untersuchung natürlich entstandener Totholzobjekte in seit mehreren Jahrzehnten unbewirtschafteten Wäldern schließen.

Die Erarbeitung von Abbauvektoren anhand von vorhandenen Zeitreihen zu Totholzvorräten auf den Untersuchungsflächen entlang eines Höhengradienten im Datenbestand der LWF, sowie moderne genetische Next-Generation-Sequencing-(NGS-)Analysen der pilzlichen und bakteriellen Zersetzergemeinschaften in Abhängigkeit von Baumart, Zersetzungsgrad und Meereshöhe werden eine bessere Einschätzung von Totholzabbauraten im Klimawandel ermöglichen.

Untersuchungen zur Biodiversität an Totholz gebundener Artengruppen dienen als Basis für die Entwicklung von Indikatorarten und –indizes für die Totholzqualität und das die Zersetzungsgeschwindigkeit beeinflussende Temperaturregime in einem Waldbestand. Die Ergebnisse sollen durch eine Verteilung von Versuchsflächen auf Naturwaldreservate aus drei Höhenstufen eine Verbesserung der Einschätzung von Abbauraten in Abhängigkeit von Temperaturveränderungen im Klimawandel ermöglichen.

Die Arbeiten auf den Repräsentationsflächen der ausgewählten Naturwaldreservate beinhalten waldkundliche Erhebungen zu stehendem, lebendem Bestand und dem liegenden wie auch stehenden Totholz, entomologische Studien zu xylobionten Käfern, genetische Analysen der Pilz- und Bakteriengemeinschaften in Totholzobjekten verschiedener Baumarten und Zersetzungsstadien, Pilzfruchtkörperkartierungen sowie Untersuchungen der Fledermauspopulationen mithilfe von akustischen Aufnahmegeräten.

Projektinformationen
Laufzeit: 01.07.2021 - 30.06.2024
Projektleitung: Markus Blaschke
Projektbearbeitung: Dr. Angela Siemonsmeier
Durchführende Institution: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Finanzierung: Waldklimafonds über die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) durch Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Förderkennzeichen: 2219WK29X4