Ingrid Illies
Linden als Bienenweide - LWF-Wissen 78
Linden (Tilia spec.) sind in Nordwesteuropa im Spätsommer eine wichtige Nahrungsquelle für nektarsammelnde Insekten (Maurizio und Schaper 1994). Die Bäume stellen auf Grund der Vielzahl an Blüten eine letzte große Massentracht im Jahr dar, die von vielen Insekten genutzt wird. Die Lindenblüte beginnt Mitte Juni mit der Sommerlinde. Ende Juni folgt die Winterlinde und mit der Krim- und Silberlinde endet die etwa sechswöchige Lindenblüte Ende Juli.
Foto: E. Härtl
In Mitteleuropa sind Sommerlinde (Tilia platyphyllos MILL.) und Winterlinde (Tilia cordata SCOP.) endemisch (Godet 1987). Die Holländische Linde (Tilia x vulgaris HAYNE) ist eine Kreuzung aus Sommer- und Winterlinde.
Die spätblühenden Silberlinden (Tilia tomentosa MOENCH) und Krimlinden (Tilia x euclora KOCH) stammen ursprünglich aus Südosteuropa und werden seit Ende des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa angepflanzt (Godet 1987). Tilia tomentosa und Tilia x euclora werden bevorzugt im urbanen Bereich angepflanzt, da sie als sehr widerstandsfähig gegen Versiegelung und Luftverschmutzung gelten (Pokorny 1986).
Bedeutung der Linden als Bienenweide
Abbildung 1: Entwicklungsstadien der Lindenblüten (Foto: I. Illies)
In der Literatur wird beschrieben dass Linden morgens sehr zeitig Nektar sezernieren. Dieser Morgennektar weist jedoch einen geringeren Zuckergehalt auf als der Abendnektar (zusammenfassende Darstellung bei Maurizio und Schaper 1994), was sich allerdings nicht im Blütenbesuch durch Honigbienen und Hummeln widerspie gelt. Mehrjährige Untersuchungen an Linden aus dem Stadtgebiet Münster (Westfalen) haben gezeigt, dass die Bäume bis in die Abendstunden intensiv beflogen werden (Baal et al. 1994; Illies und Mühlen 2007). Linden sind sehr attraktive Trachtpflanzen für Bienen.
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Abbildung 2: Lindenblüte mit Nektartropfen. (Foto: I. Illies)
Für die Imkerei ist die Linde eine wichtige Massentracht, da bei großen Beständen mit Linden die Ernte eines Sortenhonigs (Lindenhonig) möglich wird. Zusammenhängende Waldgebiete mit Linden gibt es in Deutschland nicht (mehr). Da Linden jedoch beliebte Stadt- und Alleebäume sind, können gerade in besiedelten Bereichen Lindenhonige geerntet werden. Berufsimker stellen daher ihre Bienenvölker gezielt in Städten mit besonders hohem Lindenbestand, wie Berlin (Unter den Linden) oder Hamburg, auf.
Lindenhonig – eine besondere Spezialität
Abbildung 3: Vielfalt im Honigglas. (Foto: I. Illies)
Im Lindenhonig ist der Anteil an Lindenpollen gering. Grund dafür ist die Anatomie der Blüte bzw. der Dolde: Die Blüten hängen herunter und Pollen aus den Staubgefäßen kommt so nur in geringen Mengen in den Nektar am Blütenboden. Die Leitsätze fordern für einen Lindenhonig einen Pollenanteil von mindestens 20 % des Gesamtpollens. Lindenhonig kann Anteile von Honigtau enthalten und dies in sehr unterschiedlichen Mengen. Daher wird Lindenhonig auch nicht als Lindenblütenhonig bezeichnet. Die Anteile des Honigtaus führen dazu, dass die Farbe des Lindenhonigs sehr stark variieren kann. Die Farbe reicht von beige-gelblich mit Grünstich bis hellbraun (Abbildung 3).
Der Geruch und Geschmack von Lindenhonig ist sehr intensiv und wird als medizinisch- minzig, mentholartig beschrieben. Beeinflusst durch den jeweiligen Honigtauanteil kann Lindenhonig sowohl flüssig als auch kristallin vorliegen. Häufiger als reiner Lindenhonig werden Blütenhonige mit Linde geerntet.
(Kein) Bienensterben unter Linden
Im Gegensatz zu Honigbienen verfügen Hummelvölker nur über Nahrungsvorräte für wenige Tage. Die einjährigen Hummelvölker brechen nach Bildung der Geschlechtstiere im Juli zusammen. und die verbleibenden Arbeiterinnen und begatteten Jungköniginnen suchen bei abnehmendem Blütenangebot nach Nahrung. Die duftenden Linden locken diese Tiere an, denn der Baum duftet auch am Ende der Blüte noch sehr intensiv. Die erschöpften Tiere werden dann unter der Baumkrone häufig Opfer von Vögeln, die das Bruststück aufpicken. Das Phänomen des Hummelsterbens tritt bei alternativen Trachtquellen im Umfeld weniger ausgeprägt auf.
Zusammenfassung
Für die Ernte von Lindenhonig wandern Berufsimker auch in Städte mit einem hohen Bestand an Linden. Lindenhonig ist sehr aromatisch und enthält neben dem Nektar der Linde auch Honigtau.
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Autorin
- Ingrid Illies