Andreas Kuhn, Johannes Bradtka und Markus Blaschke
Flechten in den Naturwaldreservaten Bayerns - LWF-aktuell 94
Im Vergleich zu den höher entwickelten Gefäßpflanzen fallen Flechten meist erst bei genauerem Hinsehen auf. Aufgrund ihres sehr langsamen Wachstums und ihrer geringen Größe sind sie gegenüber höheren Pflanzen konkurrenzmäßig deutlich im Nachteil. Allerdings besteht ein Vorteil für viele Flechten darin, Lebensräume zu besiedeln, die Pflanzen wegen ihrer extremen Lebensbedingungen meiden.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Artennachweise von Flechten in den bayerischen Naturwaldreservaten
Da es sich bei Flechten um eine komplexe Symbiose zwischen spezifischen Pilzarten (Mykobionten), die den eigentlichen Flechtenkörper bilden und den darin lebenden Photosynthese betreibenden Grünalgen und/oder Cyanobakterien (Photobionten) handelt, weisen diese Lebensgemeinschaften eine besonders hohe Arten-, Struktur- und Farbenvielfalt auf (Schöller 1997; Wirth 1995). Flechten zählen mit zu den gefährdetsten pflanzlich-pilzlichen Artengruppen in der Bundesrepublik Deutschland (Bradtka 2006). Weltweit wird die Artenzahl auf etwa 25.000 geschätzt. Etwa 2.500 Flechtenarten soll es allein in Mitteleuropa geben (Kirschbaum und Wirth 2010). Davon wurden in den bayerischen Naturwaldreservaten (NWR) bisher bereits 246 Arten nachgewiesen.
Die erfassten Daten stammen aus zahlreichen Untersuchungen, die in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden. Bislang sind in 66 Naturwaldreservaten pflanzenbewohnende (epiphytische) sowie bodenbewohnende (epigäische) Flechten beobachtet und dokumentiert (Abbildung). Neben den Daten der allgemeinen Vegetationsaufnahmen stammen auch einige Informationen aus spezifischen Flechtenuntersuchungen. Erwähnenswert sind Kartierungen, die im Rahmen eines Höhengradienten in Naturwaldreservaten des Bayerischen Waldes, einer Diplomarbeit in Naturwaldreservaten der Donauauen und in Projekten zum Vergleich von Wirtschaftswäldern mit Naturwaldreservaten durchgeführt wurden.
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