Monika Konnert
Vielfalt der Erbanlagen - erste Säule der Biodiversität - LWF-aktuell 76
Die »Biologische Vielfalt« oder Biodiversität ruht auf drei Säulen. Eine Säule ist die Vielfalt der Arten, die zweite beschreibt die Vielfalt der Lebensräume. Die erste dieser drei jedoch ist die Säule der genetischen Vielfalt. Sie steht für die Vielfalt in den Erbanlagen. Die genetische Vielfalt - auch genetische Diversität genannt - ist der Motor für die Veränderungen innerhalb der Arten und Antrieb für die Entstehung neuer Arten.
Zoombild vorhanden
Abbildung: In der forstlichen Genbank am ASP werden unterschiedliche Herkünfte verschiedener Baum- und Straucharten zur Sicherung der genetischen Vielfalt aufbewahrt. Foto: ASP
Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, sieht, dass Fichte nicht gleich Fichte und Buche nicht gleich Buche ist. Unterschiedliche Kronenformen, unterschiedliche Stammformen, Vitalität und Zuwachs sind nicht nur das Ergebnis waldbaulicher Behandlung, sondern werden auch von den Erbanlagen bestimmt.
Eigentlich beginnt alles mit einem circa drei Meter langen Faden, der aus vier Bausteinen besteht und in jedem Zellkern enthalten ist. Abschnitte dieses als Erbsubstanz (DNS) bezeichneten Stoffes bilden die Gene, die bei allen lebenden Organismen die Erbinformation für verschiedene Eigenschaften und Lebensvorgänge enthalten. Die Vielfalt in den Erbanlagen wird als genetische Vielfalt oder genetische Diversität bezeichnet.
Waldbäume sind langlebig und ortsgebunden. Dies unterscheidet sie grundlegend von fast allen lebenden Organismen. Sie haben im Vergleich zu anderen Lebewesen eine hohe Variation in den Erbanlagen, sowohl auf der Ebene des Einzelbaumes als auch auf der Ebene des Bestandes. Damit wächst ihr Potential, auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren und gleichzeitig steigt die Chance, dass wenigstens einige Bäume aus dem Bestand mit den neuen Bedingungen zurechtkommen.
Dies sichert das langfristige Überleben von Populationen und Arten. Grundvoraussetzung dafür ist die genetische Vielfalt, ohne die Anpassungsprozesse nicht möglich wären. Gerade im Jahr der Biodiversität muss daran erinnert werden, dass Schutz und Förderung genetischer Vielfalt kein Selbstzweck, sondern ein zentrales Element jeder Maßnahme zur Erhaltung von Arten und Ökosystemen sind.
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