Ralf Petercord
Zur Waldschutzsituation der Weißtanne - LWF-Wissen 66
In den vergangenen 20 Jahren unterlag die Weißtanne einem starken Meinungswandel. Hatte man sie forstlicherseits in den Jahren des Waldsterbens nahezu aufgegeben, entwickelte sie sich mit dem zunehmenden Wissen um die Auswirkungen des Klimawandels zu einem Hoffnungsträger des klimastabilen Waldumbaus. Dabei wird allzu leicht vergessen, dass sich das biotische Waldschutzrisiko nicht verändert hat. Der Waldumbau kann nur dann gelingen, wenn dies berücksichtigt und angemessen darauf reagiert wird.

Abbildung: Mehrfach verbissene Weißtanne mit Ersatztriebbildung. Foto: R. v. Beek
Die Weißtanne ist die Baumart mit den höchsten Verlusten am Waldflächenanteil im vergangenen Jahrhundert. In Bayern nimmt sie derzeit einen Waldflächenanteil von insgesamt zwei Prozent (BWI2) ein, ihr Anteil an der natürlichen Waldbestockung würde dagegen acht bis 15 Prozent betragen. Kam sie in den westlichen Landesteilen Bayerns bereits um 1900 kaum noch vor, verlor sie im Laufe des 20. Jahrhunderts auch in den vier östlichen Regierungsbezirken erheblich an Fläche. Massivste Verluste waren in Oberfranken zu verzeichnen, der Tannenanteil sank z. B. im Frankenwald von 25 Prozent im Jahr 1934 auf aktuell 0,88 Prozent.
Die unbestreitbaren Erfolge der modernen, nachhaltigen Forstwirtschaft, wie sie in Deutschland seit über 200 Jahren betrieben wird, treffen auf die Weißtanne also nicht zu. Es ist nicht gelungen, diese Baumart trotz der verstärkten Bemühungen der vergangenen 20 Jahre nachhaltig zu bewirtschaften. Dies wird auch im Altersklassenaufbau nachdrücklich deutlich, 58 Prozent der Weißtannenbestände sind älter als 100 Jahre, 74 Prozent gar älter als 80 Jahre. Die Verjüngung in den Altbeständen ist, falls überhaupt vorhanden, häufig nicht gesichert.
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