11.05.2022
Die Fichtenborkenkäfer schwärmen stark – Jetzt Bohrmehl suchen! – Blickpunkt Waldschutz 4/2022
von K. Bork, H. Lemme

Mit dem frühsommerlichen Wetter seit dem letzten Wochenende (7./8. Mai) schwärmen die Fichtenborkenkäfer stark. Wie in Abbildung 1 zu sehen, startet der Schwärmflug ähnlich spät aber überaus intensiv, wie im letzten Jahr. Die Schwärmintensität wird mit den warmen Temperaturen der kommenden Tage anhalten.

Grafik zeigt Schwärmverlauf des Buchdruckers von 2020 - 2022

Abbildung 1: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Vergleich der Jahre 2020 bis 2022 zum Stichtag 10.05.2022; die rote Linie stellt die Gefährdungsschwelle (3.000 Käfer/Falle/Woche) dar, ab der mit Stehendbefall und Befallsausbreitung zu rechnen ist.

Bohrmehl (© A. Schmitt, FB Nordhalben)Zoombild vorhanden

Abb. 2: Bohrmehl am liegenden Stamm (© A. Schmitt, FB Nordhalben)

Aus allen Teilen Bayerns bis 800 m üNN. werden Anflugzahlen von über 3.000 Buchdrucker/Falle/Woche gemeldet. Ab diesem Wert gehen wir von einem sehr hohen Risiko für Stehendbefall aus. Ausfliegende Käfer befallen derzeit liegendes, frisches Holz und unaufgearbeitete Windwürfe (siehe Abb. 2). Ist das Holz durch anfliegende Käfer besetzt, kann es zu Stehendbefall im näheren Umkreis kommen.

Ein Schwerpunkt der Schwärmaktivität liegt im Frankenwald in Höhen bis 800 m. In diesem Jahr ist in den BaySF-Forstbetrieben im Frankenwald ein verdichtetes Netz mit über 40 Monitoringfallen installiert. Im Zeitraum vom 4.-10. Mai 2022 sind die Anflugzahlen auf sehr hohe Werte gestiegen: bei über 50 % der Fallen wurden mehr als 3.000 Buchdrucker je Falle und Leerung ermittelt. Bei etwa 1/4 der Fallen wurden Werte über 7.000 erreicht.

Handlungsempfehlungen - Bohrmehlsuche jetzt!

Suchen Sie nach Bohrmehl. Jetzt ist es wichtig, die frisch schwärmenden Borkenkäfer zeitnah zu finden und unschädlich zu machen!

  • Wie? Bohrmehl rieselt bei der Brutanlage aus dem Stamm heraus. Es sieht aus wie „Schnupftabak“ und sammelt sich hinter Rindenschuppen, auf Ästen, in Astgabeln, im Moos am Stammfuß, auf Blättern der Pflanzen am Boden. Auch nach Regen ist Bohrmehl zu finden: brechen Sie ein paar Rindenschuppen ab – oft finden Sie dahinter noch Bohrmehl, das nicht von der Rinde abgewaschen wurde.
  • Wo? Beginnend an sonnigen Südrändern, Ost- und Westrändern der Bestände und im Randbereich letztjähriger Käferlöcher
  • Wann? innerhalb 1-2 Wochen nach dem Schwärmen, also jetzt und in den kommenden zwei Wochen bis Ende Mai; gut sichtbares Bohrmehl entsteht nur bei der Anlage von Rammelkammer und Muttergang; ist die Eiablage beendet entsteht kein frisches Bohrmehl mehr!
  • Was dann? Haben Sie Befall gefunden, muss das befallene Holz unverzüglich aufgearbeitet und abgefahren werden, bevor die Käfer in zwei bis drei Wochen erneut ausfliegen und neue Bruten (Geschwisterbrut) anlegen. Ist eine Lagerung von mindestens 500 m zum nächsten Nadelholzbestand nicht möglich, kann ein Pflanzenschutzmittelmitteleinsatz sinnvoll sein.

Frischholzpolter aus dem Wintereinschlag können als Fangholzpolter genutzt werden (WENN eine regelmäßige Kontrolle auf Stehendbefall im näheren Umfeld durchgeführt wird und eine zeitnahe Abfuhr sofort nach Befall umgesetzt werden kann).

Ihr Einsatz ist am wirkungsvollsten, wenn sie in der ersten Schwärmwelle Bohrmehl suchen! Denn jetzt haben Sie die Chance, die Käferpopulation früh im Jahr abzuschöpfen und so die Ausbreitung des Befalls erfolgreich zu verhindern!

Weitere Informationen

Nähere Informationen über das aktuelle Schwärmgeschehen von Buchdrucker und Kupferstecher finden sie auf der interaktiven Risikokarte für Bayern, im Borkenkäferinfoportal und in der LWF-Praxishilfe "Buchdrucker und Kupferstecher - Befall erkennen".

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