Auf die Knospen kommt es an
Pressemitteilung: „Du meinst es ist Herbst!“
Seit wenigen Tagen meint man es ist Herbst. Fuß- und Radwege sind von Laub bedeckt und auch der Boden in Wald und Garten ist häufig von frisch gefallenen Blättern übersät. Forscher der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) gehen nun vor allem der Frage nach, wie vital unsere Bäume nach der starken Trockenheit noch sind. Erholen sie sich wieder oder muss man sogar mit dem Absterben rechnen? Entscheidend bei der Beurteilung: Auf die Knospen kommt es an!
Unsere Bäume sind auf extreme Trockenheit im Sommer gut vorbereitet, denn die Knospen für den Austrieb im nächsten Jahr werden schon im Frühjahr angelegt. Man erkennt sie an den Triebenden der Zeige. Wie nun Untersuchungen der letzten Tage an stark vertrockneten Buchen gezeigt haben, sind die Knospen in der Regel auch nach der größten Trockenheit noch immer vital. Die Experten der LWF gehen daher davon aus, dass auch die so stark von der Trockenheit gezeichneten Laubbäume im nächsten Frühjahr wieder austreiben werden. Laubgehölze in Wald, Stadt oder Garten, die aktuell frühzeitig ihre Blätter abwerfen, sollten also keinesfalls vorschnell „abgeschrieben“ und umgesägt werden! Es gilt abzuwarten wie sie im Frühjahr wieder austreiben.
An vielen Orten in Bayern begannen die Bäume heuer schon Anfang August damit ihr Laub zu verfär-ben und werfen es jetzt ab. Normalerweise bereiten sich die Bäume in unseren Breiten erst im Herbst auf die Vegetationsruhe vor, indem sie die grüne Laubfarbe verlieren und schließlich die Blätter abwerfen. Grüne Blätter enthalten verschiedene Farbstoffe, sogenannte Pigmente. Während der herbstlichen Laubverfärbung wird eine Pigmentart nach der anderen abgebaut. Als erstes verschwindet das grüne Chlorophyll, das wichtigste Pigment für die Photosynthese. Es bleiben zunächst noch gelbe und rote Pigmente der leuchtenden Herbstfärbung übrig bevor auch diese abgebaut werden. Dabei wird ein Großteil der wertvollen Mineralstoffe aus den Blättern zurück in die Rinde und in die Wurzeln verlagert, wo sie bis im Frühjahr gespeichert werden. Erst dann wirft der Baum die nun für ihn nutzlos gewordenen, oft braunen Blätter ab.
Beim frühzeitigen Laubfall der letzten Tage haben sich die Blätter zum Teil gar nicht mehr verfärbt. Sie sind matt grün an den Bäumen verdorrt und fallen dann ab. Die Trockenheit kam offensichtlich so schnell und heftig, dass der geregelte Pigmentabbau nicht mehr ablaufen konnte. Die Nährstoffe konnten somit nicht in den Baum zurückgeführt werden und fallen mit dem Laub auf den Boden.
Auf dem Waldboden wird die Laubstreu im Laufe der Zeit von den Bodenorganismen zersetzt und die Nährstoffe werden wieder mineralisiert. Sie können dann wieder von den Wurzeln der Bäume aufgenommen und genutzt werden. Das dauert allerdings länger und kostet die Bäume mehr Energie, als das „normale“ Nährstoffrecycling im Herbst. Daher könnten die Bäume im nächsten Jahr und möglicherweise sogar in den Folgejahren mit Zuwachsrückgängen (dünnere Jahrringe) oder verhaltenem Austrieb (kürzere Triebe) reagieren.