Spätfrost und Blattlausbefall führen zu auffälligen, aber unkritischen Schadbildern – Jungkäfer der 1. Buchdruckergeneration stehen kurz vor dem Ausflug - Blickpunkt Waldschutz 7/2020
von Stefan Huber, Ludwig Straßer, Karin Bork

Kleine Buchenpflanze mit schwarzroten Blättern.

Neben dem für 2020 erwarteten schnellen Start der Fichtenborkenkäfer konnten weitere auffällige, waldschutzrelevante Phänomene beobachtet werden. So fielen Anfang Mai in weiten Teilen von Bayern in mehreren Nächten die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, die Eisheiligen zeigten uns ihr frostiges Gesicht.

Frostschäden im Frühjahr treffen vor allem die neugebildet Blätter und Nadeln der Maitriebe. Die Schäden sehen baumartenspezifisch etwas unterschiedlich aus. Laubhölzer zeichnen in der Regel mit schwarzen Blättern, bei Nadelbäumen fallen die hängenden, vergilbten Triebe auf (s. Abb. 1 und 2: Frostschäden bei Esche und Fichte).

Spätfrost und Blattlausbefall

Heuer kam es sogar bei der als frostunempfindlich geltenden Fichte durch den frühen Austrieb in Teilen von Bayern zu Frostschäden.
Schäden an wenigen Blättern oder Ästen führen in der Regel nur zu leichten Vitalitätseinbußen. Der Baum kompensiert den Blattverlust durch Neuaustrieb. Bei schweren Frösten kann es zum Ausfall ganzer Kulturen kommen. Besonders auffällige Schäden entstehen auf Kahlflächen und in Senken bzw. Tallagen, da sich dort die Kaltluft sammelt und lange hält.
Waldbauliche Maßnahmen können Spätfrostschäden verhindern oder abmildern. Wirksame Methoden sind das frühzeitige Einleiten der Verjüngung unter Schirm, der Erhalt des Altbaumschirmes über Naturverjüngungen oder Pflanzungen, eine baumartenangepasste Standortswahl sowie die Begünstigung von Vorwaldbaumarten (Birke, Weide, Erle) über frostempfindlichen Baumarten.

Vermehrt erreichten uns auch Meldungen über Blattlausbefall. Quer durch alle Laubbaumarten von Ahorn bis Elsbeere konnten verschiedene Lausarten beobachtet werden (Abb. 3 u. 4). Besonders augenscheinlich wird ein Befall, wenn sich die Blätter nach der Saugaktivität der Insekten vergilben und einrollen. Manchmal geht mit dem Befall auch eine Gallenbildung bzw. eine Wuchsanomalie einher, die durch die Läuse hervorgerufen werden.

Die Blattläuse selbst sind grün, schwarz bzw. wollig weiß gefärbt und an den Blättern gut erkennbar. In der Regel stellt ein Läusebefall keine größeren Probleme für einen Baum dar. Das massenhafte Auftreten ist meist rasch vorbei und die Population bricht anschließend vielfach bis unter die Nachweisgrenze zusammen. Direkte Maßnahmen gegen die Blattläuse sind nicht notwendig. Dennoch sollten die Befallsflächen regelmäßig kontrolliert werden, um selten auftretende Folgeschäden (Pilz- oder Käferbefall) frühzeitig zu erkennen.
Zweig einer Esche mit einigen schwarzen Blättern.

Abb. 1: Spätfrostschaden Esche (Foto: L. Straßer, LWF)

Kleine Fichte mit rot-orangen Zweigspitzen.

Abb. 2: Spätfrostschaden Fichte (Foto: M. Forster, AELF Schwandorf)

Laubholzzweig mit im Sommer bereits bunten Blättern.

Abb. 3: Läusebefall an Elsbeere (Foto: L. Albrecht, AELF Uffenheim)

Blatt eines Laubbaums mit vielen kleinen Läusen darauf.

Abb. 4: Läusebefall an Elsbeere (Foto: L. Albrecht, AELF Uffenheim)

Aktuelles zum Schwärmverhalten der Fichtenborkenkäfer

Die Buchdruckerentwicklung der 1. Generation befindet sich derzeit mehrheitlich noch im Puppenstadium. Die Puppen benötigen für Ihre Entwicklung je nach Temperatur 3 Tage (bei 25°C) bis 1 ½ Wochen (bei 15°C). Nach der Umwandlung von der Puppe zum Jungkäfer erfolgt der Reifungsfraß im Brutbild. Dieser dauert, ebenfalls temperaturabhängig, 2 bis 2 ½ Wochen.

In den wärmeren Regionen Bayerns sind bereits vermehrt die honigbraunen, hellen Jungkäfer zu finden. Dies deckt sich auch mit den teilweise angestiegenen Jungkäferfängen in den Monitoringfallen. Sie werden die nächste sonnig-warme Witterung zum Schwärmflug nutzen. In den kommenden zwei Wochen erwarten wir den Hauptschwärmflug zur Anlage der zweiten Generation. In diesem Jahr entwickelt sich die erste Buchdruckergeneration geringfügig schneller als 2019 und etwas verzögerter als 2018.

Der Regen der vergangenen Tage erschwerte die Bohrmehlsuche. Hinweise auf befallene, aber derzeit noch grün bekronte Fichten können vermehrte Harztropfen am Stamm geben. Auch wenn sich die Bodenwasserspeicher etwas auffüllen konnten ist aufgrund des hohen Populationsdrucks der Fichtenborkenkäfer mit massivem Stehendbefall bei der Anlage der 2. Generation zu rechnen.

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