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Michael Mößnang
Holzwerkstatt: Die die Gegensätze vereint – LWF aktuell 124

Martina Kreitmeier steht auf Holz, auf Ausdruck und auf ganz viel Vielfalt

Da sitzt er nun, 7 Meter über dem Boden auf seinem Obelisk und blickt in die Ferne. »Perspektivwechsel – Das nackte Leben« nennt die Bildhauerin Martina Kreitmeier ihre Skulptur, die von 2016 bis 2017 vor dem Museum für Ägyptische Kunst in München stand. Die Skulptur behandelt die zerbrechliche menschliche Existenz, das Zurückgeworfen sein auf das nackte Leben. Mauern und sich darüber Hinwegsetzen, Abgrenzung und gleichzeitig die Überwindung dieser Barrieren sind ein Thema dieser Arbeit. Der Perspektivwechsel behandelt symbolisch auch den Weitblick, die Hoffnung, »Land in Sicht«, ist aber auch eine Anspielung auf das »über den eigenen Tellerrand Hinausblicken«.

»Perspektivwechsel« ist eines der zahlreichen Werke von Martina Kreitmeier. Der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit umfasst freie Skulpturen und Plastiken, auch in großen Dimensionen, realistisch, aber auch abstrakt, und häufig monolithisch aus einem Baumstamm herausgearbeitet. Sie erstellt oft Skulpturen für den öffentlichen Raum – und auch direkt vor Ort. So manches Kunstprojekt wurde extra für »Kunst am Bau« entworfen und realisiert.

Die freiberufliche Künstlerin …

Mann sitzt auf einem Obelisken - Skulptur aus HolzZoombild vorhanden

Abb. 1: Perspektivwechse (Foto: M. Kreitmeier)

Seit 2005 arbeitet Martina Kreitmeier als freischaffende Künstlerin. Ihre Werkstatt – eine alte Pferdeschmiede – liegt im niederbayerischen Altfraunhofen südlich von Landshut. Schon vor der Holzwerkstatt lagern zahlreiche Baumstämme, vor allem Eichen, oft mehr als 1 m dick. Ein Blick durch die großen Fenster zeigt eine lebendige Ansammlung von Tonmodellen, Gipsfiguren, Bronzeplastiken, lebensgroßen Holzskulpturen und Steinbildhauereiarbeiten.

Meist befindet sich gerade ein Stamm in Arbeit und der Boden ist dick bedeckt mit Holzschnipseln. Martina Kreitmeier besitzt zwar auch acht Motorsägen, jedoch erledigt sie den überwiegende Anteil ihrer Arbeit an einer Skulptur von Hand – also mit Klüpfel und Schnitzeisen.

… und ihre Vorstellung vom »Schaffen«

Welche Gedanken und Vorstellungen ihre Schöpferin umhertreiben, beschreibt sie so: »Mich interessieren körpersprachliche Ausdrucksformen, dynamisch bewegt oder in erwartungsvoller Ruhestellung. Oftmals geht es mir inhaltlich um viel weitgreifendere Bedeutungszusammenhänge, als es auf Anhieb den Anschein macht. Nicht selten inspirieren mich gesellschaftliche Themen zu meinen Werken. Es geht mir in meinen Entwürfen oft um Transformation abstrakter Begriffe wie Gleichgewicht, Perspektivwechsel, Sehnsucht, Dynamik oder Unendlichkeit – und um das Thema der menschlichen Existenz und seinen Gefühlswelten. Eine besondere gestalterische Herausforderung ist dabei, solche Gegensätze wie Anspannung und Entspannung, Dynamik und Ruhe, geschlossene Oberflächen und Durchbrüche oder Masse- und Proportionsverhältnisse in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen.«
Mann sitzt auf einem Obelisken - Skulptur aus Holz - Rückansicht

Abb. 2: Perspektivwechsel - Rückansicht (Foto: M. Kreitmeier)

Skulptur einer Frau, die wie eine Acht geformt ist

Abb. 3: »Im Fluss« (Foto: M. Kreitmeier)

Skulptur einer nackten Frau, die auf einem Bein steht und sich die Ohren zu hält

Abb. 4: »Frühling« (Foto: M. Kreitmeier)

Mann steckt bis zu den Lenden in einem Holzstamm fest und versucht sich mit seinen Armen heraus zu stemmen - Skulptur

Abb. 5: »Selbstbefreiung« (Foto: M. Kreitmeier)

Der »verschlungene« Weg zur Bildhauerei

Aufgewachsen in einer Schreinerei war Martina Kreitmeiers Weg zum »Holz« nicht allzu weit. Sie absolvierte zuerst eine Schreinerlehre, arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf und legte die Meisterprüfung für das Schreinerhandwerk in Ebern/Unterfranken ab. Unter anderem bekam sie auch die Gelegenheit, in Indien und Kenia bei ländlichen Projekten mehrere Monate mitzuarbeiten. Doch wo andere ihr Berufs- und Lebensziel erreicht sehen, startete sie erst durch: An der ehemaligen Fachakademie in Cham bildete sie sich zur staatlich geprüften Form- und Raumgestalterin fort. Als Innenarchitektin sammelte sie kreative Erfahrungen im Möbeldesign sowie im Messe- und Bühnenbau, unter anderem auch für die Werkstätten der Bayerischen Staatsoper in München. Doch auch diese Form angewandter Kunst genügte ihr nicht. Noch einmal begann sie eine Ausbildung, diesmal in München zur Holzbildhauerin. Und auch hier schloss sie mit einem Meisterbrief ab. Wenn es also jemanden gibt, »der seine Kunst auch gelernt hat«, der »kann und kennt, was er praktiziert«, dann ist das ohne Zweifel Martina Kreitmeier.

Unterwegs – für und mit der Kunst

Martina Kreitmeier präsentiert ihre Werke einem großen Publikum – weit über Bayern hinaus – auf internationalen Bildhauersymposien im In- und Ausland, in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen oder Kunstaktionen. So zeigte sie unter anderem auf der Schweizer Chamana-Jenatsch-Hütte auf 2.700 m Höhe eine Skulptur namens »Lebenswege«. Eine Figur schreitet vorsichtig über sieben Holzstelen auf ihrem einzigartigen Weg voran. 2010 bekam sie ein Stipendium als »Artist in Residence« in Arbroath/ Schottland und ein zweites Mal 2018 im Creative Art Center in Virginia/ USA, um ihre Kunst zu vertiefen und sich mit Künstlern anderer kultureller und geografischer Herkünfte auszutauschen.

Erfahrungen und Wissen weitergeben

Als erfahrene Bildhauerin und Kursleiterin bietet Martina Kreitmeier Holzbildhauerkurse mit technischer und inhaltlicher Unterstützung an. Damit die Kursteilnehmer ihre eigenen kreativen Ideen erfolgreich verwirklichen können, wird jeder Teilnehmer vom Entwurf bis zur fertigen Skulptur individuell begleitet.
Viele fertige Skultpuren aus Holz stehen in einem lichtdurchfluteten Lagerraum

Abb. 6: In der Werkstatt (Foto: M. Kreitmeier)

Sieben Holzstelen im alpinen Kontext, darauf geht ein Mann - Skultpur aus Holz

Abb. 7: »Lebenswege« (Foto: M. Kreitmeier)

Ameisenweibchen im alpinen und schneebedeckteten Kontext, Skultpur aus Bronze

Abb. 8: »Damenwahl« (Foto: M. Kreitmeier)

Eine Frau im türkisen Top klopft an einem Holzstamm herum

Abb. 9: Martina Kreitmeier bei der Arbeit (Foto: M. Kreitmeier)

Kreitmeier-Kunst – Vielfalt in Material und Ausdruck

Ihre Skulpturen, Plastiken, Portraits und Reliefs sind nicht nur in Holz, sondern auch in Bronze, Stein, Gips, Glas und anderen Materialien zu bewundern. Damit ist die »Vielfalt« zugleich ein weiteres Merkmal ihrer Kunst, eine Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten, die zugleich frei ist von jeder kleinlichen Detailversessenheit. Als weitere Aspekte von Kreitmeiers Kunst wären zu erwähnen: das Figürliche und das Nichtfigürliche, die Unbekümmertheit und der Humor ihrer Werke, die Ironie, die nicht nur in vielen Bildtiteln aufscheint. Es gibt noch viel zu entdecken. Wer sich mehr Einblick über ihr Gesamtwerk verschaffen will, der wird auf ihrer Internetseite fündig.

www.bildhauerei-kreitmeier.de

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